Musik

"Wir streiten uns über alles" Kings Of Leon reißen Mauern ein

Melden sich nach drei Jahren mit neuem Album zurück: Kings of Leon.

Melden sich nach drei Jahren mit neuem Album zurück: Kings of Leon.

(Foto: Sony Music)

Als Kinder reisten sie mit ihrem Vater, der Wanderprediger war, durch den Süden Amerikas. Mit ihrer Band Kings Of Leon eroberten die drei Brüder Nathan, Caleb und Jared Followill und ihr Cousin Matthew später die ganze Welt. Seit "Only By The Night", das sich mehr als sechs Millionen Mal verkaufte, gehören sie zu den erfolgreichsten Rock-Bands. Für ihr siebtes Album wollten die Amerikaner sich nun bewusst neuen Herausforderungen stellen. Sänger Caleb und Bassist Jared verraten im n-tv.de Interview, warum ihr Familienunternehmen 2011 beinahe implodiert wäre und wie sie wieder zueinander fanden.

Caleb, Jared - können Sie sich erinnern, wann Sie das letzte Mal ins kalte Wasser gesprungen sind, um etwas völlig Neues zu wagen?

Caleb Followill: Ach, da gibt es eine Menge. Wir versuchen uns immer mal wieder an riskanten Vorhaben. 2013 zum Beispiel haben wir in Nashville ein Festival für Essen und Musik auf die Beine gestellt - das war eine große Herausforderung. Mittlerweile hat es vier Mal stattgefunden und läuft wirklich gut.

Der Wunsch, Mauern einzureißen und Neues zu wagen, steckt auch hinter dem Titel ihres neuen Albums "Walls". Warum war es für Sie an der Zeit, sich musikalisch neu aufzustellen?

Caleb Followill: Für die Tour zu unserem letzten Album "Mechanical Bull" dachte unser Freund und Creative Director Casey McGrath sich die Aktion "Song for the City" aus: Pro Abend mussten wir einen exklusiven Song spielen. Einige Stücke hatten wir noch nie in unserer Karriere live performt, andere hätten wir am liebsten jeden Abend auf der Setlist gehabt, durften sie aber nur in Tampa oder wer weiß wo spielen. Wir waren jeden Abend total nervös, bevor wir auf die Bühne gingen - doch nach der Show fühlten wir uns großartig. Am Ende der Tour war deshalb klar: Dieses Gefühl müssen wir uns bewahren. Um weiterhin genießen zu können, was wir tun.

Tatsächlich schien Ihnen der Spaß 2011 abhanden gekommen zu sein. Bei einem Konzert in Dallas gingen Sie, Caleb, mitten im Konzert lallend von der Bühne. Der Rest der Tour wurde anschließend abgesagt. Was war damals los?

Caleb Followill: Das war ein Weckruf. Der Moment, der die Band gerettet hat. Ansonsten würden wir jetzt nicht hier sitzen und über dieses Album reden. Wir sind über so viele Jahre jeden Abend ans Limit gegangen. Man hat ständig die gleichen Muster. Jeden Abend ist da nach der Show jemand, mit dem man rumhängen soll. Irgendwann macht dein Körper dir klar, dass es an der Zeit ist, einen Gang runter zu schalten, damit du nicht wie viele andere vor dir zu einer Statistik wirst.

Es heißt, Sie hätten sich damals über die dämlichsten Dinge gestritten.

Caleb Followill: Wir sind Brüder, wir streiten uns über alles. Dein Hotelzimmer ist größer als meins. Wer hat meine Snacks gegessen? Solche Sachen. Totaler Blödsinn.

So sieht ein modernes Familienunternehmen aus.

So sieht ein modernes Familienunternehmen aus.

(Foto: Jimmy Marble / Sony Music)

Wie ist es Ihnen gelungen, wieder zueinander zu finden?

Jared Followill: Die Verbindung zwischen uns ist immer da. Das Ding ist: Wenn du mit deinen Brüdern in einer Band spielst, ist da keine falsche Höflichkeit - so wie bei Leuten, die man nicht so gut kennt. Keiner von uns fragt vorsichtig, ob wir nicht mal etwas anderes probieren wollen. Wir sagen 'Ich mag deinen Part nicht'. Andererseits: Wenn man sich mit einem Kumpel zerstreitet, spricht man vielleicht nie wieder miteinander. Bei uns geht das nicht. Egal, was passiert, wir werden immer eine Familie sein. Das macht es einfacher. Irgendwann ist man halt einfach drüber hinweg.

Caleb Followill: Es hat aber auch geholfen, eine Weile ein ganz normales Leben zu führen.

Wie sieht das bei Ihnen aus, ein ganz normales Leben?

Caleb Followill: Ich bin draußen auf dem Land, ich koche, hänge rum, mache Lagerfeuer und fahre mit meinem Quad Bike herum. Etwas Zeit für uns zu haben, hat dazu geführt, dass wir uns als Band neu bewertet und hinterfragt haben.

Welchen Song auf ihrem neuen Album hätten Sie vor 15 Jahren nicht für möglich gehalten?

Jared Followill: Wahrscheinlich alle! Wir waren damals an einem völlig anderen Punkt und hatten eine komplett andere Vorstellung davon, was cool ist und wer wir sind. Ich finde es immer lustig, wenn die Leute uns vorwerfen, wir würden uns verbiegen und Musik machen, die andere von uns hören wollen. Das Gegenteil ist der Fall. Damals haben wir versucht, etwas zu sein, was wir nicht waren. Wir liefen als Kids nicht mit Schlaghosen herum, hatten strubbelige Haare und hörten Led Zeppelin. In der High School trugen wir auch bloß Abercrombie & Fitch.

Quatsch!

Jared Followill: Na klar. Als wir anfingen, Musik zu machen, wollten wir krampfhaft cool sein. Das kam wahrscheinlich auch aus einer Unsicherheit heraus, weil wir als Musiker noch nicht besonders gut waren. Heute sind wir viel zufriedener damit, was wir machen und wer wir sind.

Das ergibt Sinn. Ihre Texte, Caleb, waren nie besser zu verstehen als auf diesem Album.

Caleb Followill: Das war das Ziel.

Lassen Sie die Hörer dieses Mal näher an sich heran?

Caleb Followill: Ich würde sagen, dieses Album ist greifbarer. Man weiß bei vielen Songs sofort, wovon ich singe und was ich denke. Dadurch kann man sich mit den Texten besser identifizieren. Die Leute können die Geschichten nehmen und ihre eigene daraus machen. Obwohl es zum Teil um die komischsten Charaktere und Geschichten geht, die gar nichts mit mir zu tun haben.

Woher kommen diese komischen Charaktere und Geschichten?

Caleb Followill: Schwer zu sagen. Aber mir fällt es leichter, in einem Song einen ehrlichen Satz über mich zu singen, wenn ich ihn in einer verrückten Story verpacke.

Das neue Album der Kings of Leon ist seit Kurzem erhältlich.

Das neue Album der Kings of Leon ist seit Kurzem erhältlich.

(Foto: Sony Music)

So wie in "Over"? Der Song handelt von einem abgehalfterten Rockstar, der sich das Leben nimmt.

Caleb Followill: Während ich den Song schrieb, guckte ich durch das Fenster auf diesen hübschen Baum und dachte 'Wäre das nicht ein perfektes Ende für den Song?'. Er musste mit einem großen Knall enden.

Haben Sie je mit dem Gedanken gespielt, aufzugeben?

Caleb Followill: Nein. Also, klar - aber nicht so! Das würde ich nie tun. Dafür bin ich nicht stark genug. Ich weiß, dass der Song sehr düster ist. Aber ich finde, er hat auch etwas Schönes.

Auch in "Muchacho" geht es um den Tod, oder?

Caleb Followill: Ich dachte eigentlich, dass der Song nicht besonders offensichtlich ist. Da sind Zeilen, von denen nur die Band weiß, was sie bedeuten. Aber als meine Frau den Song hörte, fing sie sofort an zu weinen. Ich habe ihn für einen Freund geschrieben, der gestorben ist.

Tut mir leid, das zu hören.

Jared Followill: Er war ein sehr guter Freund von uns und hat die Band von Anfang an begleitet. Er hat alle unsere Albumcover gestaltet und war dabei, als wir in der Garage unserer Mutter das erste Mal für unsere Plattenfirma spielten. Ohne dass er es wollte, wurde er zu einer Art Lebenscoach für uns. Er war der Fels in der Brandung, man konnte mit allem zu ihm gehen.

Caleb Followill: "Walls" ist das Album, das er gerne von uns gehört hätte. Er war einfach ein Typ, der einen ständig herausgefordert hat. Der wollte, dass man besser und besser wird. Dieses Album war seine letzte Tat.

Mit Caleb und Jared Followill sprach Nadine Wenzlick

Das Album "Walls" bei Amazon bestellen oder bei iTunes downloaden

Quelle: ntv.de

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