Politik

RTL/ntv-Trendbarometer Wer wählt die AfD?

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Eine Umfrage im Auftrag von RTL und ntv legt das Wählerprofil der AfD offen. Erstaunlich klar ist, in welchen Bildungsschichten, Altersgruppen und Wohngegenden die AfD punkten kann. Katholische Akademikerinnen in der Großstadt sind es nicht.

Auf 15 Prozent ist die AfD im RTL/ntv-Trendbarometer gefallen, nachdem es Mitte Dezember noch 23 Prozent Zustimmung waren. Viel deutet darauf hin, dass Protestwähler durch die zahlreichen Berichte über die AfD abgeschreckt sind oder sich vom Angebot des Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) eher angesprochen fühlen. Das Institut Forsa hat im Auftrag beider Sender die soziodemografischen Daten derjenigen abgefragt, die an der Bundestagswahl teilnehmen und weiterhin AfD wählen wollen. Demnach verfängt die Partei vor allem bei Arbeitern, bei Männern, auf dem Land, bei Konfessionslosen sowie in der mittleren Altersgruppe.

Im Westen der Republik ist der Zuspruch zur vom Verfassungsschutz als rechtsextremistischer Verdachtsfall eingestuften Partei deutlich gesunken: Nur noch 13 Prozent geben an, die AfD wählen zu wollen. Dagegen sind es im Osten, wo das BSW ebenfalls mehr Zuspruch genießt als im Westen, unverdrossen 27 Prozent.

Ein Faktor dürfte dabei sein, dass es in den neuen Bundesländern weniger Großstädte und einen Männerüberschuss gibt. Denn während 19 Prozent derjenigen, die in Orten mit weniger als 5000 Einwohnern leben, zur AfD neigen, sind es in Städten mit mehr als 500.000 Einwohnern nur 11 Prozent. Die Korrelation ist auch daran zu erkennen, dass der AfD-Zuspruch sinkt, je größer der Wohnort ist.

Alt und Jung eher keine AfD-Wähler

Männer neigen mit 18 Prozent Zustimmung exakt doppelt so oft zur AfD wie Frauen. In der Partei dominieren Männer das Geschehen. Auch das Familienbild und Rollenbild der AfD von Frauen dürfte Wählerinnen stärker abschrecken als Wähler.

Gestaffelt nach Alter kommt die Partei vor allem bei den 30- bis 44-Jährigen gut an, von denen 23 Prozent der Männer und 15 Prozent der Frauen AfD wählen wollen, sowie bei den 45- bis 59-Jährigen, mit 25 und 12 Prozent AfD-Wähleranteil. Unter den 18- bis 29-Jährigen wollen 18 Prozent der Männer und 9 Prozent der Frauen der Partei ihre Stimme geben. Am geringsten ist der AfD-Zuspruch bei den ab 60-Jährigen mit 15 Prozent der Männer und nur 7 Prozent der Frauen.

Dass die AfD bei Älteren und Jüngeren am wenigsten ankommt, zeigt sich auch hieran: Rentner wollen nur zu 11 Prozent die AfD wählen. Unter den Schülerinnen und Studenten sind es nur 4 Prozent. Damit widersprechen die Forsa-Daten auch deutlich einer kürzlich veröffentlichten Studie, wonach es einen deutlichen Rechtsruck bei der jüngeren Generation gebe. Die Umfrage war wegen ihrer fragwürdigen Datenbasis hernach scharf kritisiert worden.

Die AfD als Arbeiterpartei

Doch nicht nur das Alter hat Einfluss auf die Wahlentscheidung. Auch Beruf und Bildungsabschluss spielen eine wichtige Rolle: Menschen mit einem mittleren oder einfachen Bildungsabschluss neigen mit 24 Prozent mehr als doppelt so oft der AfD zu wie Wählerinnen und Wähler mit Abitur oder Universitätsabschluss, von denen nur 11 Prozent zur AfD neigen.

Das zeigt sich auch in den Berufen: 38 Prozent der Arbeiter und 23 Prozent der Selbstständigen wollen AfD wählen, bei den Angestellten sind es 17 Prozent und bei den Beamten 7 Prozent. Dieser Befund ist nicht neu, schmerzt aber klassische Arbeiterparteien wie SPD und Linke, die nach ihrem Selbstverständnis und ihrer Parteiengeschichte sich vor allem diesem Milieu verbunden sehen. Seit Jahren treibt das Phänomen, dass Arbeiter immer öfter rechts wählen, Politikwissenschaften und Soziologen um.

Bekannt geworden ist in diesem Zusammenhang der Franzose Didier Eribon, der im Buch "Rückkehr nach Reims" fragte, warum die früher stramm sozialistisch wählende Arbeiterschaft heute vor allem zur Partei der Rechtspopulistin Marine Le Pen neigt. Die Spaltung der Linken und die Gründung des BSW ist auch Wagenknechts Annahmen geschuldet, mit einem strenger nationalistischen Wirtschafts- und Migrationskurs wieder in dieses Milieu vordringen zu können.

Alle Parteien verlieren an die AfD

Während der Wähleranteil der AfD unter Mitgliedern und Nichtmitgliedern von Gewerkschaften mit 15 Prozent gleich hoch ist, spielt Religion offenbar eine große Rolle. Nur 10 Prozent der Katholiken und 13 Prozent der Protestanten wollten die Partei wählen, aber 20 Prozent der Konfessionslosen. Diese sind im Osten deutlich häufiger vertreten, wo viele Menschen schon in zweiter Generation nicht mehr getauft sind.

Auch zur politischen Vorprägung gibt die Umfrage Auskunft, nämlich welche Partei diejenigen zur Bundestagswahl 2021 gewählt haben, die nun zur AfD wechseln wollen: Jeweils 13 Prozent haben vor zweieinhalb Jahren noch FDP und Freie Wähler gewählt, gefolgt von der CDU mit 8 Prozent, der CSU und SPD mit je 5 Prozent und den Grünen mit nur einem Prozent. Das deutet darauf hin, dass die in Umfragen darbende FDP relativ viele Wähler an die AfD zu verlieren droht. Doch auch die anderen Parteien haben absehbar Verluste hinzunehmen. Demnach sind es vor allem ländliche Gegenden, insbesondere der Osten sowie Arbeiter und Selbstständige, die sich von den älteren Bundestagsparteien derzeit nicht vertreten fühlen.

Die Daten wurden vom Markt- und Meinungsforschungsinstitut Forsa im Auftrag von RTL Deutschland am 7. und 13. Mai erhoben. Datenbasis: 2006 Befragte. Statistische Fehlertoleranz: plus/minus 2,5 Prozentpunkte.

Weitere Informationen zu Forsa hier.
Forsa-Umfragen im Auftrag von RTL Deutschland.

Quelle: ntv.de

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