Ratgeber

Erfrischungsgetränke voller Zucker Foodwatch: Damit Durst löschen macht dick

Mehr als die Hälfte der Kandidaten enthielt über fünf Prozent Zucker.

Mehr als die Hälfte der Kandidaten enthielt über fünf Prozent Zucker.

Foodwatch hat die Getränkeauswahl in deutschen Supermärkten ausgewertet. Fazit: Vieles, was dort im Regal steht, könnte auch unter Süßwaren laufen. Besonders schlimm sind Energy-Drinks, aber nichtmal mit Schorlen ist man auf der gesunden Seite.

Limonade, Eistee, Wasser mit Fruchtgeschmack, Energydrinks, Saftschorlen oder Fruchtsaftgetränke – wer durstig vorm Getränkeregal steht, findet abseits vom Wasser eine ganze Menge Alternativen. Die meisten davon seien überzuckert, kritisiert Foodwatch. Die Verbraucherorganisation hat in einer umfassenden Marktstudie 463 Erfrischungsgetränke untersucht. 274 davon, also fast 60 Prozent, enthielten über fünf Prozent Zucker, 37 Prozent mehr als acht Prozent Zucker. Bei 250 Millilitern sind das schon mindestens sechseinhalb Stück Würfelzucker.

Die Grenze zur Überzuckerung wurde nicht willkürlich festgelegt, sondern sie orientiert sich am Beispiel Großbritanniens. Dort müssen die Hersteller ab 2018 Abgaben für Getränke mit mehr als fünf Prozent Zucker zahlen. Die Einnahmen sollen in die Gesundheitsförderung an Schulen fließen. So eine Abgabe im Sinne des Verursacherprinzips fordert Foodwatch nun auch in Deutschland. Mit einem Pro-Kopf-Konsum von über 80 Litern ist Deutschland eines der Länder mit dem höchsten Pro-Kopf-Konsum zuckergesüßter Getränke weltweit.

Flüssiger Zucker in Form von Getränken erhöhe das Risiko für Fettleibigkeit, Typ-2-Diabetes und andere Krankheiten, sagte Wieland Kiess, der Direktor der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin am Universitätsklinikum Leipzig, bei der Vorstellung der Studie in Berlin. "Im internationalen Vergleich ist die Gesundheitspolitik in Deutschland mehr als zaghaft - andere Regierungen gehen die Fettleibigkeits-Epidemie viel konsequenter an." Aktuell leiden etwa sechs Millionen Menschen in Deutschland an Typ-2-Diabetes, 15 Prozent der Kinder und über die Hälfte der Erwachsenen gelten als übergewichtig.

26 Stück Zucker pro Dose

Das gehaltvollste Getränk im ganzen Test war der Energydrink "Rockstar Punched Energy + Guava" von PepsiCo mit einem Zuckeranteil von 16 Prozent. Eine 500 Milliliter-Dose enthält 78 Gramm, das entspricht 26 Stück Würfelzucker. Auch die anderen Kandidaten auf der Liste der zuckerreichsten Erfrischungsgetränke kommen aus der Familie der Energydrinks. "Relentless Passion Punch" von Coca-Cola ist hier ebenso vertreten wie "28 Black Sour Cherry".

Wer glaubt, mit Schorle auf der sicheren Seite zu sein, irrt sich. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung hält ein Mischungsverhältnis von einem Drittel Saft und zwei Drittel Wasser für ausgewogen, die meisten Hersteller mixen eins zu eins. So kommen etwa die "Fritz - spritz Bio - Traubensaftschorle" und die "Bio Shorly Rote Früchte" von Capri Sonne mit jeweils mehr als sieben Prozent ebenfalls auf die schwarze Zucker-Liste. Kalorienarme Alternativen sind zum Beispiel "Apollinaris Lemon" von Coca-Cola und Bad Liebenwerda "Spritzig + Citro". Beide enthalten keinen Zucker und kommen auch ohne Süßstoffe aus.

Mit der Forderung nach einer Zuckerabgabe rennt Foodwatch bei den Gesundheitspolitikern der Koalition offene Türen ein. Der CDU-Gesundheitspolitiker Dietrich Monstadt sagte der "Bild"-Zeitung, er halte eine Zuckerabgabe "für sehr sinnvoll und notwendig". Wenn nicht gegengesteuert werde, "besteht die Gefahr, dass in zehn Jahren jeder vierte Deutsche ein Diabetiker ist". Auch der Vorsitzende des Gesundheitsausschuss, Edgar Franke (SPD) befürwortet eine derartige Steuer. Zugleich sollten die Mehrwertsteuersätze für gesunde Lebensmittel sinken.

Quelle: ntv.de, ino

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