Babynahrung auf dem Prüfstand Viele Produkte verursachen Karies
25.09.2014, 12:48 UhrMit Keksen, Brei und Tees speziell für Säuglinge wollen Eltern ihren Kleinen etwas Gutes tun. Doch Foodwatch warnt vor den Folgen des Konsums. Viele Produkte werden als zu süß und zu kalorienhaltig eingestuft.
Getreidemilchbrei aus der Flasche oder handliche Babykekse - klingt praktisch, ist aber schädlich, sagt die Verbraucherschutzorganisation Foodwatch und rügt die Hersteller. Diese bewerben die Produkte beispielsweise als "vollwertigen Mahlzeiten", die "auf die speziellen Ernährungsbedürfnisse ihres Babys abgestimmt" sind. Das Gegenteil sei der Fall, so Foodwatsch: Die oft als kindgerecht und gesund vermarkteten Kekse, Breie, Trinkmahlzeiten und Säuglings-Tees aufgrund ihres Kohlenhydratgehalts Überfütterung und Kariesbildung fördern.
Die Organisation fordert strengere Gesetze. Sie sollen dafür sorgen, dass nur solche Produkte als Säuglingsnahrung bezeichnet werden dürfen, die den Empfehlungen von Experten entsprechen. "Viele als Baby-Produkte angebotene Lebensmittel stehen im Widerspruch zu den ernährungswissenschaftlichen oder ärztlichen Empfehlungen für Säuglinge", so Foodwatch.
Besonders deutlich werde dies etwa an den kohlenhydratreichen Trinkmahlzeiten. Dabei handelt es sich um Milch-Getreide-Mischungen für die Fütterung mit Flaschen. Bereits im Jahr 2007 hatte die Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin (DGKJ) die Produkte als "unakzeptabel" kritisiert und einen sofortigen Verkaufsstopp gefordert. Es bestehe die Gefahr der Unterfütterung, außerdem könnte die Flaschennahrung Frontzahnkaries fördern.
Förderung von Kariesbildung
Foodwatch warnte auch vor den von mehreren Anbietern vertriebenen Säuglingskeksen. Sie hätten teils einen Zuckergehalt zwischen 14,6 und 25 Prozent, Hersteller würden das Gebäck trotzdem als ideale Zwischenmahlzeit anpreisen. Babybreie enthielten demnach ebenfalls häufig relativ viel Zucker.
Unterstützung erhielt Foodwatch bei seiner Kampagne von Ärzten, darunter Vertretern der Bundeszahnärztekammer. Deren Vizepräsident Dietmar Oesterreich erklärte in Berlin: "Frühkindliche Karies in den ersten Lebensjahren ist in Deutschland auf dem Vormarsch. Schuld daran ist nicht zuletzt die häufige Gabe von süßen Getränken oder süßen Zwischenmahlzeiten, denn diese verursachen Karies schon an den ersten Zähnchen."
Auch der Arzt und Direktor der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin am Universitätsklinikum Leipzig mahnte, die Ernährung in den ersten Lebensmonaten sei prägend und beeinflusse das spätere Ernährungsverhalten eines Menschen. "Deshalb ist es wichtig, eine zu starke Süßgewöhnung im Säuglingsalter zu vermeiden. Dem sollte Säuglingsnahrung Rechnung tragen", erklärte der Mediziner.
Quelle: ntv.de, lsc/AFP