Fußball

Sechs Lehren aus der Hinrunde Die Liga ist zu schlecht für Josep Guardiola

Warum um Himmelwillen geht er? Josep Guardiola.

Warum um Himmelwillen geht er? Josep Guardiola.

(Foto: dpa)

Josep Guardiola schweigt sich zwar aus, aber es gibt eine grandiose These, warum der Trainer den FC Bayern verlässt. In der Hauptstadt gibt es überraschend guten Fußball - und der BVB überwindet Jürgen Klopp.

1. Der FC Bayern ist ohne Konkurrenz

Warum wird Trainer Josep Guardiola den FC Bayern verlassen? Ach so, da hat er gar nichts zu gesagt. Hm. Dann können wir ja spekulieren. Also an den Spielern kann es nicht liegen, die sind gut, die Münchner sind erfolgreich und bieten dem geneigten Publikum regelmäßig ein Spektakel. Das Stadion in Fröttmaning ist stets ausverkauft. Am Geld liegt es auch nicht - sagt zumindest Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge. Und die Stadt soll Guardiola gefallen haben. Warum also um Himmelwillen geht er? Wir haben da eine Idee.

Es liegt an der Fußball-Bundesliga. Sie ist zu schlecht für einen Josep Guardiola. Gewinnt er mit seinen Bayern die Meisterschaft, erst mit 19, dann mit 10 Punkten Vorsprung, heißt es: langweilig, kein Kunststück. Da kann er noch so oft behaupten, der Titel in der Liga sei der wertvollste - in Deutschland gilt das nicht. In seiner Heimat Spanien hingegen liefern sich sein Ex-Verein FC Barcelona und die beiden Großklubs aus Madrid einen Titelkampf, der diesen Namen verdient. Und in England sind es mindestens eine Handvoll Teams, die sich Hoffnungen machen können. Wer dort - zum Beispiel mit Manchester City - dreimal nacheinander die Meisterschaft gewönne, wäre der König. Auf Händen würden sie ihn tragen. Der Titel in der Champions League wäre ein gefeierter Bonus, nicht aber zwingende Voraussetzung für ewigen Ruhm. Darum wird Josep Guardiola den FC Bayern verlassen.

2. Die Hertha überrascht als Spitzenteam

Sie jubeln wieder bei der Hertha - und das völlig zu Recht.

Sie jubeln wieder bei der Hertha - und das völlig zu Recht.

(Foto: imago/Sebastian Wells)

Es soll böse Menschen geben, die behaupten, ein Indiz dafür, wie schwach die Bundesliga jenseits des FC Bayern aufgestellt ist, sei, dass eine Mannschaft wie die der Berliner Hertha auf Platz drei in der Tabelle steht. Wir weisen das empört zurück. Wobei: Eine Überraschung ist es schon, dass sich die Mannschaft von Trainer Pal Dardai nach der Hälfte aller Spiele auf einem Platz etabliert hat, der zur Teilnahme an der Champions League berechtigen würde, wenn jetzt schon Schluss wäre. Eine Überraschung ist es auch, dass sie ihre Partien konsequent und unaufgeregt im Stil einer Spitzenmannschaft gewinnt - wie beim 2:0 im letzten Heimspiel gegen Mainz, als die zweitbeste Abwehr der Liga wieder einmal zu Null spielte und die Herthaner einen zuvor durchaus erfolgreichen Gegner fast nach Belieben dominierte. Dementsprechend groß ist die Euphorie in der Hauptstadt. Die Hertha ist das Gesprächsthema Nummer eins, das Olympiastadion war gegen Mainz selbstverständlich ausverkauft. Kleiner Scherz. Gegen Mainz waren gerade einmal 39.835 Zuschauer im Stadion. Trainer Dardai ficht das nicht an: "Ich bin nicht enttäuscht. Ich weiß, was alles kostet in Berlin, Weihnachtsmarkt und Frisör."

3. Überragende BVB-Bilanz hat einen faden Beigeschmack, …

... zumindest wenn es nach Sven Bender geht. Der defensive Alleskönner der Borussia aus Dortmund ärgerte sich am Samstag darüber, dass die letzten zehn Minuten zum Jahresausklang einen "faden Beigeschmack hinterlassen". In jenen zehn Minuten gaben die Schwarzgelben ihre 1:0-Führung noch aus der Hand und vergeigten das Spiel gegen mutige Kölner mit 1:2. Und ja, das Resultat ist so richtig ärgerlich.

War am Samstag ein bisschen zornig: Sven Bender.

War am Samstag ein bisschen zornig: Sven Bender.

(Foto: AP)

Genauso ärgerlich wie die zwölf Tage zwischen dem 23. September und dem 4. Oktober. In diesen Tagen ließ der BVB sieben Punkte in drei Spielen liegen. Beim 1:1 in Sinsheim gegen die TSG und beim 2:2 gegen Darmstadt gab's nur schmale Punkteteilungen, gegen den FC Bayern (1:5) eine saftige Ohrlasche. In der Summe macht das also 13 Tage, an denen sich der BVB über käsige Leistungen in der Liga aufregen darf. Bedeutet im Umkehrschluss aber doch eigentlich nichts anderes als: Ker, wat is dat bisher für eine geile Saison. Und genau so ist es. Borussia Dortmund hat sich im Eiltempo aus der Klopp-Depression des Frühsommers befreit und sich in eine spätersommerliche Tuchel-Euphorie geschwoft. Die Borussia steht mit Trainer Thomas Tuchel wieder für das, was sie unter Jürgen Klopp jahrelang starkgemacht hat: Der BVB ist Spektakel - mit einer überraschenden taktischen Reife, die es so zuletzt mit Klopp nicht mehr gegeben hatte. Das Team spielt so stark, dass es in jeder anderen europäischen Top-Liga nach 17 Spieltagen Spitzenreiter oder in unmittelbarer Schlagdistanz zum Primus wäre. Und so gibt es aus Sicht des BVB eigentlich nur einen Grund sich wirklich zu ärgern: Darüber nämlich, dass der Klub mit dem FC Bayern in einer Liga spielen muss.

4. In Mönchengladbach stehen sie wieder auf

Was in dieser Mannschaft steckt, haben die Borussen vom Niederrhein am 17. Spieltag gezeigt. Mit 0:1 lagen sie gegen Darmstadt zurück, dann sah Abwehrchef Granit Xhaka die Rote Karte - und doch drehten sie das Spiel, gingen in Führung, kassierten das 2:2, bevor Oscar Wendt vier Minuten vor dem Ende der Partie der Siegtreffer gelang.

Erfolgreicher Bursche, dieser André Schubert.

Erfolgreicher Bursche, dieser André Schubert.

(Foto: dpa)

Eine Partie, die sinnbildlich für eine alles andere als normale und unaaufregende Hinrunde steht. Mit Trainer Lucien Favre und fünf Niederlagen hintereinander waren sie in die Saison gestartet. André Schubert übernahm - und fuhr hintereinander sechs Siege ein. Dann kassierte die Mannschaft in der Champions League bei Manchester City, beim Aus gegen Bremen im DFB-Pokal und beim 0:5 in der Liga beim TSV Bayer 04 Leverkusen drei Niederlagen und 13 Gegentore - bevor das vorerst krönende Finale gegen die Lilien gelang. Manager Max Eberl bilanzierte: "Nach unserem schwachen Start könnten wir genauso jetzt auf Platz zehn, elf oder zwölf stehen. Das Resümee ist sehr positiv." In der Tat: Gladbach steht auf Rang vier  - drei Punkte hinter der Hertha.

5. Clevere Aufsteiger bereichern die Liga

War das nun eine Ohrfeige für den Rest der Liga oder höchste Ehren für die Arbeit von Ralph Hasenhüttl? Nachdem sich die Bayern am 16. Spieltag gegen den FC Ingolstadt (Tabellenelfter) zu einem mühsamen 2:1-Sieg gequält hatten, bekannte der scheidende Guardiola: "Wir haben gegen die beste Mannschaft gespielt, die wir in dieser Saison getroffen haben." Eine Aussage mit - wie sagt es sich so schön - ordentlich Fleisch dran. Denn der FC Bayern hatte sich ja zuvor schon mit Teams wie Dortmund, Mönchengladbach, Wolfsburg und Arsenal gemessen.

Was für ein Typ! Der beste in diesem Jahr, sagt der "Kicker": Dirk Schuster.

Was für ein Typ! Der beste in diesem Jahr, sagt der "Kicker": Dirk Schuster.

(Foto: imago/mika)

Doch niemand, ganz unabhängig vom Ausgang, hat den Bayern-Trainer so beschäftigt wie der defensiv so stabile und im Spiel nach vorne so disziplinierte FCI. Erst per Zetteltrick konnte die Hasenhüttl-Truppe bezähmt werden. Nicht nötig waren Tricks dagegen, um den zweiten Aufsteiger aus Darmstadt (Tabellen-13.) zu besiegen. Der Schlüssel, um die "Lilien" zu knacken heißt: Harte Arbeit, kämpfen und beißen, bis der Schiedsrichter abpfeift. Coach Dirk Schuster, vom "Kicker" zum Mann des Jahres gekürt, hat seiner Mannschaft eine Kämpfermentalität eingeimpft, die vom Torwart, über die Viererkette, das Mittelfeld bis zur Sturmspitze Sandro Wagner jeder Spieler verinnerlicht hat. Eine Visitenkarte ihrer Bereitschaft für jeden Punkt zu kämpfen, als wäre es das Letzte, was im Leben noch zu tun wäre, gab's am siebten Spieltag in Dortmund. Ausgerechnet in der so schwer einzunehmenden Festung Signal-Iduna-Park malochten sich die "Lilien" mit ruhrgebietstypischen Eigenschaften zu einem späten Remis (90. Minute). Diese Aufsteiger, sie machen richtig Spaß!

6. Im Keller knirscht's gewaltig

Der Abstiegskampf könnte in dieser Saison so spannend werden, wie lange nicht. Zur Liga-Halbzeit plagen sich gleich acht Mannschaften mit Existenzsorgen im Oberhaus. Neben den beiden Aufsteigern, die sich dennoch überraschend gut halten, 1899 Hoffenheim und den aktuell wiedererstarkten Augsburgern droht vor allem der Bundesliga-Tradition ein harter Schlag: Mit dem SV Werder Bremen, dem VfB Stuttgart, Eintracht Frankfurt und Hannover 96 kündigt sich prominente Verstärkung für Liga zwei an. Im Unterhaus dagegen schicken RB Leipzig und der SC Freiburg bereits fleißig Scouts in die Bundesliga-Arenen, um sich einen Einblick von der Stärke der Liga zu machen. Auch Sie suchen eine Antwort auf diese Frage? Dann lesen Sie doch nochmal Punkt eins …

Quelle: ntv.de

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