Anstoßzeiten zeigen klare Trends FC Bayern und der BVB hängen Rest der Liga alljährlich ab
30.03.2024, 08:18 Uhr
Im Hinspiel eine klare Sache: Das Topspiel zwischen Bayern und Dortmund gewannen die Münchner in Westfalen mit 4:0. Ostersamstag will der BVB Revanche.
(Foto: picture alliance / SVEN SIMON)
Am Ostersamstagabend kommt es in München zum Bundesliga-Klassiker des 21. Jahrhunderts. Mit dem direkten Aufeinandertreffen zur Spitzenspiel-Anstoßzeit zementieren der FC Bayern und Borussia Dortmund ihre Vormachtstellung in mehreren aktuellen Bundesliga-Tabellen.
Samstagnachmittag, 15.30 Uhr. Keine andere Anstoßzeit steht so sehr für die Fußball-Bundesliga wie der traditionelle Spieltermin zu Beginn des Wochenendes. Schon vier Jahre nach Einführung der Bundesliga - im Jahr 1967 - wurde der Spieltermin zur Kernanstoßzeit der höchsten deutschen Spielklasse. Noch heute wird die Mehrzahl der Begegnungen zu diesem Zeitpunkt angepfiffen.
Mit Beginn der Saison 2009/10 wurde der Bundesliga-Spieltag jedoch in fünf Teile gesplittet - 1x Freitagabend, 5x Samstag 15.30 Uhr, 1x Samstag 18.30 Uhr, 1x Sonntag 15.30 Uhr, 1x Sonntag 17.30 Uhr. In Europapokal-Wochen wird sogar ein drittes Sonntagsspiel um 19.30 Uhr angesetzt, um den beteiligten Vereinen mehr Regenerationszeit zu geben. Dann wird samstags um 15.30 Uhr bloß in vier Stadien zeitgleich gespielt. Vor der Einführung des Topspiels am Samstagabend hatte es zumindest sechs Partien am Nachmittag gegeben, eines der Spiele wurde aber vor 15 Jahren der Partie am Abend geopfert.
Seitdem kommen die beliebtesten Vereine so häufig wie möglich am Samstagabend zum Einsatz. Darunter hat die Attraktivität der Bundesliga-Konferenz merklich gelitten. Bis zu acht Spiele pro Saison darf ein Verein samstags um 18.30 Uhr spielen, Rechteinhaber Sky nutzt das gnadenlos aus. Seit der Spielzeit 2017/2018 wurden der FC Bayern und Borussia Dortmund (außer 2019/2020) konsequent in jeder Saison achtmal auf den Exklusivtermin am Samstagabend gesetzt, zuvor waren maximal sechs Topspiel-Einsätze pro Team erlaubt.
Auch in der aktuell laufenden Saison werden die Münchner und der BVB am Ende der Spielzeit wieder acht Topspiele bestritten haben. Logisch, dass das direkte Duell der Bundesliga-Giganten am Ostersamstag erneut um 18.30 Uhr angesetzt ist.
Gladbach-Absturz im Topspiel-Ranking
In der vergangenen Woche wurden die letzten noch offenen Spieltage dieser Saison zeitgenau angesetzt. Neben Bayern und Dortmund kommt kein anderer Bundesligist bis Saisonende auf das Maximum von acht Topspielen. RB Leipzig und der überraschend starke VfB Stuttgart wurden immerhin siebenmal angesetzt. Der bisherige Saisonrekord der Schwaben lag bei vier Topspielen, aber der sportliche Aufschwung mitsamt äußerst attraktivem Fußball hat bei den Sky-Verantwortlichen offenbar Eindruck gemacht.
Sportliche Gründe wird die sechsmalige Ansetzung des 1. FC Köln auf den Samstagabend-Termin dagegen nicht haben. Hier dürfte die Komponente "Popularität" sicherlich die entscheidende Rolle spielen. Zudem ist Abstiegskampf spannender als fußballerisches Niemandsland.
Das könnte auch Einfluss auf die Ansetzungen von Borussia Mönchengladbach gehabt haben. Die "Elf vom Niederrhein" ist einer der größten Klubs Deutschlands und hat ähnlich wie Köln eine riesige Anhängerschaft, weshalb Sky seit 2017 ausnahmslos achtmal pro Saison das Gladbach-Spiel für den 18:30-Uhr-Termin ausgewählt hat. In dieser Spielzeit wurden die "Fohlen" allerdings nur viermal in der Spitzenpartie eingesetzt.
Im Topspiel-Saisonranking stürzt die Borussia damit vom geteilten ersten Platz auf den mit Eintracht Frankfurt und Werder Bremen geteilten siebten Rang ab. Auch Bundesliga-Spitzenreiter Bayer Leverkusen wurde einmal häufiger im Spitzenspiel platziert.
Immerhin hat Sky mit seiner Topspiel-Auswahl in dieser Saison für etwas mehr Abwechslung gesorgt als in der vergangenen Spielzeit. Diesmal wurden zehn Mannschaften mindestens dreimal im Topspiel platziert, im Vorjahr waren es nur sieben. Mit Augsburg und Heidenheim werden bis Saisonende nur zwei Mannschaften gänzlich vom Samstagabend ausgeschlossen, vergangene Spielzeit galt das für fünf Teams (Augsburg, Hoffenheim, Wolfsburg, Mainz, Freiburg).
Traditionsklubs sind Quotenbringer
In der ewigen 18.30-Uhr-Rangliste ist Mönchengladbach aber immer noch Dritter (85 Topspiele seit 09/10), nur die Bayern (105) und Dortmund (102) kommen auf noch mehr Topspiel-Beteiligungen in den 15 Spielzeiten. Betrachtet man den Durchschnitts-Wert pro Saison, liegt Gladbach aber nur auf Platz fünf. RB Leipzig, das zu Beginn der Saison 2009/2010 drei Monate jung war und noch in der Oberliga kickte, sowie Schalke 04, zwei Spielzeiten nur Zweitligist, liegen knapp vor der Borussia.
Auffällig ist, wie groß die Abstände zwischen den einzelnen Bundesligisten in der Rangliste sind. Die Traditionsklubs Bayern, Dortmund, Gladbach, Bremen, Frankfurt, Köln und Stuttgart sind die Quotenbringer - Leverkusen und vor allem Leipzig dürften in erster Linie aus sportlichen Gründen regelmäßige Topspiel-Beteiligte sein. Union Berlin, Wolfsburg, Mainz, Bochum und Hoffenheim sind schon deutlich seltener (höchstens dreimal pro Saison) im Spitzenspiel-Einsatz.
Fast schon grotesk wird das Ungleichgewicht beim Blick auf die stark regional verwurzelten Klubs aus Freiburg und Augsburg. Der Sport-Club kommt in 15 Spielzeiten auf gerade mal 9 Topspiele, der FCA hat in 13 Jahren sogar nur 2 bestritten.
Wolfsburg ist 15:30-Uhr-Meister
Dafür ist Augsburg ein Dauerbrenner um 15.30 Uhr. Im Saisondurchschnitt kommen die Fuggerstädter auf 21 Spiele zur beliebtesten Anstoßzeit der Stadiongänger. Damit liegen sie in etwa gleichauf mit Freiburg, Hoffenheim und Wolfsburg. Das Team aus der Autostadt enttäuscht in dieser Saison sportlich völlig, ist aber immerhin Meister im 15.30-Uhr-Ranking. 25 Mal wurde Wolfsburg am Samstagnachmittag eingesetzt.
Die Samstag-15.30-Uhr-Tabelle seit Beginn der Saison 2009/10 zeigt, dass die kleineren Klubs deutlich häufiger Teil der Bundesliga-Konferenz sind als die Traditionsklubs mit großer Strahlkraft. Keine Mannschaft stand in den vergangenen 15 Spielzeiten häufiger zur Bundesliga-Hauptzeit auf dem Rasen als die TSG Hoffenheim, sage und schreibe 316 Mal. Auch Wolfsburg (309x) und Mainz 05 (294x) sind - historisch betrachtet - Stammgäste zur klassischen Anstoßzeit. Die 299 Partien des SC Freiburg am Samstagnachmittag sind vor allem deshalb spektakulär, weil der Klub aus dem Breisgau zwischendurch ein Jahr zweitklassig war. Ähnlich sind die 276 Partien des FC Augsburg am Samstagnachmittag zu bewerten, weil die bayerischen Schwaben erst seit 13 Jahren erstklassig sind.
Zum Vergleich: Die vier anderen Bundesligisten, die neben Hoffenheim, Wolfsburg und Mainz seit der Saison 2009/10 durchgängig in der Beletage spielen, erreichen deutlich niedrigere Werte: Bayern München durfte immerhin noch 262 der 15.30-Uhr-Spiele absolvieren. Bayer Leverkusen kommt auf 242, Borussia Dortmund auf 241, Borussia Mönchengladbach auf 221 Partien.
Leverkusen in der Tabelle ganz hinten
Gladbach, in der Vorsaison mit 9 Einsätzen zur Klassiker-Anstoßzeit noch abgeschlagen Letzter im 15.30-Uhr-Saisonranking, hat in der laufenden Spielzeit einen großen Sprung gemacht. 20 Einsätze samstags 15.30 Uhr sind neuer Borussia-Rekord im aktuellen Ansetzungsschema. Dass sich die Gladbacher bei der DFL über ihre Ansetzungen in der vergangenen Saison beschwert haben, dürfte zumindest nicht geschadet haben. Die "Fohlen" sind aber trotzdem von allen Bundesligisten noch immer der Klub mit den durchschnittlich wenigsten Ansetzungen am Samstagnachmittag.
In der laufenden Saison tragen dagegen Leverkusen und Frankfurt mit je 12 Konferenz-Einsätzen die rote Laterne. Wollen Sie Leverkusen unten sehen, brauchen Sie demnach nicht die Tabelle zu drehen, sondern einfach einen Blick auf die 15.30-Uhr-Rangliste werfen.
Dass insbesondere Gladbachs vergleichsweise häufige Präsenz in der Bundesliga-Konferenz auch mit der Tabellensituation zusammenhängt, lässt sich jedoch nicht abstreiten. Seit nunmehr drei Spielzeiten rangiert der VfL im Niemandsland. Das sorgt für weniger Relevanz und in der Konsequenz für weniger Topspiel-Beteiligungen. Selbst das brisante Borussen-Duell gegen Dortmund wurde in dieser Spielzeit weder in der Hin- noch in der Rückrunde auf den Abendtermin gelegt.
Dabei hat die Begegnung zwischen Gladbach und dem BVB eine große Topspiel-Tradition: 15 der 30 Duelle seit der Saison 2009/10 wurden am Samstagabend um 18.30 Uhr angepfiffen. Eine höhere Quote weisen nur die ehemalige Bundesliga-Partie Bayern gegen Schalke sowie die Begegnungen zwischen Leipzig und Bayern bzw. Leipzig und Dortmund auf. Unangefochtener Spitzenreiter in dieser Hinsicht ist aber wenig überraschend der Bundesliga-Klassiker des 21. Jahrhunderts: Die Partie am Ostersamstag ist das 25. Topspiel zwischen den Bayern und Dortmund, in 15 Jahren wurden nur 5 Partien nicht am Samstagabend ausgetragen.
Gut für den Rechteinhaber des Topspiels ab der Saison 2025/26: ab der übernächsten Spielzeit darf jedes Team zehnmal und somit zweimal häufiger als derzeit am Samstagabend spielen.
Quelle: ntv.de