Fußball

So läuft der 13. Spieltag Hoeneß regiert, BVB blutet, Schalke auf Zack

"Erst muss ja Uli Hoeneß: Was will er?"

"Erst muss ja Uli Hoeneß: Was will er?"

(Foto: picture alliance / dpa)

Für Uli Hoeneß herrscht beim FC Bayern bald Anwesenheitspflicht, Dortmunds Jürgen Klopp leidet unter Ratlosigkeitsschüben, Hennes VIII. steht unter Personenschutz und die Fußball-Bundesliga hat nun ein "Hämmerli".

Wie hoch gewinnen die Bayern?

Herthas Trainer Jos Luhukay hat sich etwas überlegt. Er setzt an diesem 13. Spieltag der Fußball-Bundesliga in der Partie gegen den FC Bayern auf die "fantastische Atmosphäre" im mit 76.197 Zuschauern ausverkauften Olympiastadion sowie das "Vertrauen der Spieler in sich und den Mut, Bayern zu schlagen oder einen Punkt zu erreichen". Das Problem könnte nur sein, dass sich die Münchner weder von dem einen, noch von dem anderen beeindrucken lassen. Dann doch schon eher von der Tatsache, dass für diesen Samstag, 15.30 Uhr, erfrischende null Grad Celsius angesagt sind. Aber: Die Sonne soll scheinen. Ansonsten haben sie sich in Berlin noch einen Trick ausgedacht: Weil sie keinen eigenen Weltmeister haben, ehren sie einfach Bayerns Jérôme Boateng. "Er ist bei Hertha ausgebildet worden, hat die Akademie durchlaufen", sagt Manager Michael Preetz. Hertha möchte den gebürtigen Berliner nochmals für den WM-Titel in Rio persönlich ehren, "weil der Junge hier seine Wurzeln hat und eine unglaubliche Entwicklung genommen hat".

"Das muss ja alles formal geregelt sein." Sagt Karl Hppfner.

"Das muss ja alles formal geregelt sein." Sagt Karl Hppfner.

(Foto: dpa)

In München haben sie derweil die unnötige Niederlage bei Manchester City in der Champions League verdaut und beschäftigen sich wieder einmal damit, was passiert, wenn Uli Hoeneß aus dem Gefängnis kommt. Wenn er vermutlich ab Januar die Justizvollzugsanstalt Landsberg als Freigänger verlassen darf, soll er erst einmal in der Jugendabteilung des Vereins arbeiten. Das sei alles vorbereitet, sagte Vereinspräsident Karl Hopfner der "Süddeutschen Zeitung". Und Hoeneß könne nicht machen, was er wolle. "Das muss ja alles formal geregelt sein für die Justizbehörden. Die Tätigkeit wird protokolliert, das muss auch vorgelegt werden. Das ist keine Alibigeschichte. Es gibt Anwesenheitspflichten und so weiter." Ansonsten aber, sagte Hopfner, der bis 2016 gewählt ist, sei es für die Zeit danach so: "Erst muss ja Uli Hoeneß: Was will er?" Und dann gelte, wenn er zum Beispiel wieder Präsident werden wolle, "was ich immer gesagt habe: Ich werden nicht gegen Uli Hoeneß antreten". Irgendwie bestimmt er dann doch, was geschieht.

Wie läuft die Dortmunder Aufholjagd?

"Blut, Schweiß und Tränen". Das hatte BVB-Boss Hans-Joachim Watzke vor dem Champions-League-Spiel beim FC Arsenal gefordert. Rückenwind für die Bundesliga, wo die Dortmunder derzeit neun Punkte von der Rückkehr in die Champions League trennen. Mit Platz 16 laufen die Dortmunder in der Liga den eigenen Ansprüchen ähnlich hilflos hinterher wie in London dem Gegner. Den Weg aus der Krise glaubt Trainer Jürgen Klopp trotz akuter Ratlosigkeitsschübe im Prinzip dennoch zu wissen. Sein Konzept ist: "Arbeit, Arbeit - das ist der Plan. Man muss sich das Glück erarbeiten. Was wir jetzt brauchen sind Ergebnisse und kein guter Fußball." Am Samstag geht es nun zur Eintracht aus Frankfurt. Die Mannschaft von Thomas Schaaf fühlt sich nach dem beeindruckenden 3:1 in Mönchengladbach trotz zuvor fünf Pflichtspielniederlagen in Folge wie die Mannschaft der Stunde - also genau wie der BVB nach seinem 1:0 über die andere Borussia. Dann kamen Paderborn (2:2) und Arsenal (0:2). "Wir strotzen nicht vor Selbstvertrauen. Wir sind nicht auf dem Niveau, auf dem wir spielen können. Es wird bis zur Weihnachtspause noch Höhen und Tiefen geben", sagte Innenverteidiger Neven Subotic. Genau das wollen die Frankfurter ausnutzen, die gegen Gladbach Moral mit Können ziemlich virtuos kombinierten. Schaaf will seine Frankfurter mittelfristig zu jenen Mentalitätsmonstern machen, die Klopps Dortmunder mal waren: "Es geht um diese Ausstrahlung, die den anderen signalisiert, dass sie besser gleich wieder in den Mannschaftsbus steigen." Schon schön gesagt.

Was passiert sonst noch?

In Wolfsburg treten am Sonntag die beiden Europaligateilnehmer gegen einander an, mit Borussia Mönchengladbach kommt die Mannschaft an den Mittellandkanal, die als einziger Bundesligist in dieser Woche einen internationalen Punkt ergatterte und somit als einziges deutsches Team im Europapokal noch ungeschlagen ist. Während die Wolfsburger dem FC Everton mit 0:2 unterlagen, schafften die Gladbacher beim FC Villarreal ein 2:2 - auch, weil der Schweizer Granit Xhaka bei einem Freistoß seinem Vornamen alle Ehre machte. Ex-Nationalspieler Thomas Hitzlsperger, Spitzname "The Hammer", adelte ihn als Experte bei der Übertragung im Fernsehen prompt als "Hämmerli". Xhaka dazu: "Es ist mir egal, wie man mich nennt. Es war ein schönes Tor, ich habe den Ball super getroffen." Zurück zur Bundesliga: Wolfsburg ist Tabellenzweiter, Gladbach Tabellendritter. Spitzenspiel also.

Und sonst so? Stellt Hamburgs Trainer Josef Zinnbauer eine ungewöhnliche Forderung. Er will mit seiner Mannschaft aus Augsburg tatsächlich einen Punkt mitnehmen. "Wir werden versuchen, nicht zu verlieren." Bescheidener gibt man sich in Bremen. "Paderborn hat fast doppelt so viele Punkte wie wir", sagt Trainer Viktor Skripnik. "Ich kann nicht sagen, dass wir der Favorit sind." Wir können das auch nicht. Oder wenn, würden wir lügen. Davon ist auch Markus Gisdol weit entfernt. Hoffenheims Trainer gibt sich vor der Partie gegen Hannover überzeugt: "Ich bin optimistisch, dass wir wenig zulassen und eine gute Leistung abrufen werden. Wir sind total scharf darauf, am Samstag zu gewinnen."

Welche Mannschaft überrascht?

Schalke. Gegen Mainz. Horst Heldt ist zwar immer noch da und die Stimmung auf Schalke ähnlich kuschlig wie an manchen Supermarktkassen. Aber die Gelsenkirchener haben in dieser Woche den besten Konter in der Amtszeit von Roberto di Matteo gezeigt. Leider erst einen Tag nach dem etwas blamablen 0:5 gegen Chelsea, immerhin aber beim digitalen Vorspiel gegen den FSV Mainz. Der lud vor dem Auswärtsspiel bei den Schalkern etwas ketzerisch zum "Ehemaligentreffen" und erinnerte daran, wo Schalke-Manager Heldt bevorzugt neues Spielerpersonal rekrutiert: in Mainz. Auch Ex-FSV-Coach Thomas Tuchel soll Heldt ziemlich heftig angegraben haben, nächstes Ziel könnte Christian Heidel sein. Ein guter Manager stünde "Königsblau" ziemlich gut zu Gesicht, twitterte Jermaine Jones in dieser Woche. Heldts Beteuerung "Ich weiß, was ich tue" taugte ebenso wenig als Medizin gegen akute Schalker Schnappatmung wie die - allerdings treffende - Analyse von Coach Roberto di Matteo: "Wir machen momentan zwei Schritte vorwärts und einen Schritt zurück."

Allerdings: Die S04-Twitter-Abteilung ist auf Zack, den Mainzer Spott konterten sie ziemlich lässig. Auch sportlich erwartet Mainz-Coach Kasper Hjulmand keinen Gelsenkirchener "Angsthasenfußball" (Heldt), sondern ein Spiel auf Augenhöhe: "Die werden gegen uns mit Vollgas beginnen, die Kraft wird kein Thema sein." Einen Punkt will Hjulmand trotzdem holen. Mindestens.

Wo wird's brisant?

In Leverkusen, dort heißt es: Kein Döööööööööööööörby, kein echtes zumindest - aber ganz viel Trubel. Eine Auswahl: Geisbock Hennes VIII. steht unter Personenschutz, nachdem im Internet ein Foto zweier Männer mit Sturmhauben und einem gepfählten Ziegenkopf kursierte. Schiedsrichter Thorsten Kinhöfer wird von den FC-Fans angefeindet, weil der 2010 einmal drei Kölner vom Platz gestellt hatte, allerdings gegen Augsburg. Und in Leverkusen werden Lärmschutzwände beschmiert, abwechselnd von beiden Fanlagern. Bayer-Sportchef Rudi Völler ist dennoch die Gelassenheit in Person, sagte er dem "Express": "Ich habe keine Angst vor Gewalt. Diese ganzen Dinge im Vorfeld werden am Samstag keine Rolle spielen. Die Fans leben das Derby, wir Verantwortliche auch. Natürlich ist Rivalität da. Aber doch kein Hass!" Nach dem unnötig verlorenen Fußballkrampf gegen ultradefensive Monegassen erwartet Bayer einen Gegner, der Fußball spielen kann und will und das vor allem auswärts erstaunlich gut hinkriegt. Der FC ist, man höre und staune, die beste Auswärtsmannschaft der Liga, Leverkusen dafür in der Liga daheim noch unbesiegt. Klingt nach einer ganz guten Ausgangssituation für ein falsches Derby.

Für welchen Trainer wird es eng?

Es drängt sich der Verdacht auf, dass Huub Stevens nichts Besseres zu tun hat. Armin Veh gibt beim VfB Stuttgart resigniert auf, und der Niederländer übernimmt den Tabellenletzten, obwohl der ihm nur einen Vertrag bis zum Saisonende anbietet. Und dass, nachdem er in der vergangenen Saison die Stuttgarter vom 9. März bis zum 10. Mai zum Klassenerhalt geführt hatte. Danach musste er gehen, weil der VfB mit Veh was auch immer aufbauen wollte. Nun soll Stevens den Schaden begrenzen - in einem Verein, dessen einzige Strategie es zu sein scheint, keine Strategie zu haben. Nun geht es zum SC Freiburg, und Stevens macht einfach mal auf gute Laune. "Ich versuche, den Spaßfaktor reinzubringen." Prinzipiell habe er ein "gutes Gefühl". Er hoffe, dass es "eine positive Geschichte" werde. Sein Freiburger Kollege Christian Streich macht sich darüber keine großen Gedanken. "Wir machen eine akribische Spielvorbereitung wie immer. Ich halte den Spielern aber sicher keine Vorträge darüber, wie viel Armin-Veh-Fußball und wie viel Huub-Stevens-Fußball uns erwarten könnte."

Wer spielt das beste Phrasenschach?

"Ich stehe nicht im Tor. Ich habe keine Handschuhe." Huub Stevens ist wieder da. Und landet gleich einen Brüller, als er die Frage beantworten soll, ob beim VfB Stuttgart Sven Ulreich oder Thorsten Kirschbaum gegen spielt.

Quelle: ntv.de

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