Fußball

So läuft der Showdown in Madrid "Lewy" schultert die Bayern-Hoffnungen

Aye, aye, bereit für Real Madrid: Bayern-Stürmer Robert Lewandowski ist wieder fit.

Aye, aye, bereit für Real Madrid: Bayern-Stürmer Robert Lewandowski ist wieder fit.

(Foto: imago/Agencia EFE)

Robert Lewandowski kann gegen Real spielen. Das macht die Bayern-Fußballer glücklich. So glücklich, dass selbst das große Abwehrproblem kleiner wird. Auf Champions-League-"Superoptimist" wollen die Bayern dennoch nicht machen.

Worum geht's?

Wäre FC-Bayern-München Boss Karl-Heinz Rummenigge ein Superoptimist, würde er jetzt womöglich so etwas sagen: "Madrid? Die knallen wir weg." Aber Karl-Heinz Rummenigge ist zumindest aktuell kein Superoptimist. Das sagt er jedenfalls über sich selbst. Und deswegen verkündet er vor dem Viertelfinal-Rückspiel seiner Münchener in der Fußball-Champions-League gegen Real Madrid (ab 20.45 Uhr im n-tv.de Liveticker) halt lieber so etwas Banales wie das hier: "Real ist jetzt der große Favorit, aber es ist ja erst die Hälfte des Viertelfinals gespielt". Die allerdings hat den Münchnern schwer zugesetzt. Zumindest die zweite Halbzeit der ersten Hälfte.

Real Madrid - FC Bayern, 20.45 Uhr

So könnten sie spielen
Real Madrid:
Navas - Carvajal, Ramos, Nacho, Marcelo - Casemiro, Kroos, Modric - Isco, Benzema, Ronaldo. - Trainer: Zidane.
FC Bayern München: Neuer - Lahm, Hummels (Kimmich), Alaba, Bernat - Vidal, Alonso - Robben, Thiago, Ribéry - Lewandowski. - Trainer: Ancelotti.
Schiedsrichter: Viktor Kassai (Ungarn)
Stadion: Estadio Santiago Bernabéu, Madrid

Klar soweit? Nein? Nun, Folgendes: Am vergangenen Mittwoch war Real Madrid zu Gast in München. Das war für die Spanier zwischen Minute 1 und Minute 45 ziemlich viel Arbeit und hätte es Bayerns chilenisches Ein-Mann-Abräumkommando Arturo Vidal kurz vor der Pause aus elf Metern mit der Wucht nicht maßlos übertrieben, es wäre für die Spanier noch viel mehr Arbeit geworden. So aber killte der Konjunktiv das bayrische Selbstvertrauen in der Kabine und ließ die Minuten 46 bis 90 zum spektakulären Freudenfest für Doppeltorschütze Cristiano Ronaldo und seine Mitspieler werden. Die gewannen schließlich höchstverdient mit 2:1 (0:1) und sind daher nun, siehe Halbsuper-Optimist Rummenigge, der große Favorit im zweiten Teil des "weltbesten Fußballspiels".

Wie ist die Ausgangslage?

Betrachten wir es aus Münchener Sicht und kommen aus dieser Perspektive zu einem nicht anzuzweifelnden Ergebnis: ein 1:2 daheim ist mal so richtig blöd. Das bedeutet nämlich, dass die Bayern entsprechend der Europapokal-Arithmetik mindestens zwei Tore in Madrid erzielen müssen, um zum sechsten Mal in Serie das Halbfinale der Königklasse zu erreichen. Die Hoffnung darauf liegt vornehmlich auf den Schultern eines Mannes, ausgerechnet dessen Schulter der Mannschaft von Carlo Ancelotti zuletzt – unter anderem im Hinspiel - so große Sorgen und so wenig Tore (also nicht die Schulter, sondern der Spieler) bereitet hat: Robert Lewandowski. Nun aber ist "Lewy" wieder fit, der ganze Klub beseelt und mindestens auch wieder dreiviertelsuperoptimistisch: "Wer kämpft, kann verlieren. Wer nicht kämpft, hat schon verloren. Bayern München ist berühmt-berüchtigt dafür, dass wir in solchen Spielen richtig kämpfen", verkündet Rummenigge dementsprechend. Und Klub-Präsident Uli Hoeneß schiebt mit kaum weniger kampfeslustiger Rhetorik nach: "Egal, wer spielt: Jeder wird sich reinknallen." Dass muss wohl auch so, weil: Ein Ausscheiden im Viertelfinale wäre für Coach Carlo und die Pläne der Münchner ein gewaltiger Rückschlag. Denn in erster Linie war der zuletzt wegen seiner sportlichen Erfolge und seiner menschelnden Art so gefeierte Italiener nach der zäh-fordernden Josep-Guardiola-Ära angetreten, um nach 2013 endlich wieder den Titel in der Champions League zu holen.

Wie ist der FC Bayern drauf?

Tja, bis zur zweiten Halbzeit des Hinspiels in allen Wettbewerben eigentlich richtig gut. Seitdem, nunja. Gut, war jetzt ja auch erst wieder ein Spiel. Das endete am Samstagabend allerdings 0:0 bei Bayer Leverkusen. Und fand ohne das Gros der eigentlichen Stammkräfte statt. Deswegen: abhaken und weitermachen. Am besten so wie vor der 46. Minute am vergangenen Mittwoch. Also hinten sicher stehen, vorne schön kombinieren und Tore schießen. Weil Robert Lewandowski ja nun wieder da ist, wird das mit dem Treffen schon klappen. Ob's hinten in der Mitte allerdings taugt, daran gibt's durchaus Zweifel. Denn womöglich muss Coach Carlo ohne echten Innenverteidiger auskommen - Javi Martinez ist gesperrt und die beiden Weltmeister Jérôme Boateng (Adduktorenprobleme) sowie Mats Hummels (Sprunggelenksverletzung) sind tüchtig angeschlagen. Was also tun? Nun, vielleicht wieder den Guardiola'schen Zwergenriegel reaktivieren, mit dem zunehmend frustrierten Dauerreservisten und angeblichem Philipp-Lahm-Nachfolger Joshua Kimmich sowie dem "Linken" David Alaba im Zentrum. Das Vertrauen in diese Formation scheint indes nicht so riesig: "Es wäre wichtig, wenn ein gelernter Innenverteidiger spielen könnte", sagt Kapitän Lahm, schiebt aber ganz diplomatisch nach: "Ansonsten müssen andere in die Bresche springen." Zwerge eben.

Was macht Real Madrid so?

Rumalbern. Zumindest wird das von jenen Kollegen berichtet, die am Montagabend das Abschlusstraining der "Königlichen" beobachtet haben. Cristiano Ronaldo und Toni Kroos, so heißt es, wären bester Stimmung gewesen. Die beiden Superstars sollen fast schon kindliche Spielfreude gezeigt haben. Was soll denn auch schiefgehen gegen die einstige "bestia negra" aus Deutschland? Nun, vermutlich nichts. So sehen es auf jeden Fall die Fans. Im Klub gibt man sich indes höflich und präventiv besorgt: "Es wird ein schwieriges Spiel von der ersten bis zur letzten Minute", sagt Coach Zinedine Zidane. "Die Bayern haben eine sehr starke Mannschaft und sind sehr gefährlich", erklärt Mittelfeldmann Casemiro, aber: "Wir wissen, was zu tun ist." Das auch ohne ihren teuersten Fußballer Gareth Bale, der wegen seiner Wadenprobleme aus dem Hinspiel nicht zur Verfügung steht. "Er hat noch Schmerzen und ist noch nicht zu 100 Prozent fit", sagte Zidane, der im Clásico gegen den FC Barcelona am Sonntag wieder auf den Waliser hofft. Gegen die Bayern will er "seine Gesundheit nicht riskieren". So schnell ändern sich also die Prioritäten. Einen Auswärtserfolg haben die Königlichen in ihrer ruhmreichen Europacuphistorie bislang ohnehin nur ein einziges Mal noch verspielt – das allerdings höchst peinlich: Im Achtelfinale des Uefa-Pokals 1994/95, als Odense BK sensationell 2:0 im Estadio Bernabéu gewann. An eine erneute Schmach glaubt keiner in Madrid, obwohl die Innenverteidiger Pepe und Raphael Varane weiter fehlen werden.

War sonst noch was?

Ja, ein Sprichwort. Es lautet: "Aller guten Dinge sind drei." Und so soll heute Abend zum dritten Mal gelingen, was es in der Champions League bislang erst zweimal gab: eine erfolgreiche Auswärts-Aufholjagd: Denn bislang konnten nur Ajax Amsterdam (1996) und Inter Mailand (2011) nach einer Hinspiel-Niederlage ihre K.-o.-Duelle noch drehen. Große Hoffnungen bei dieser "Mission Impossible" setzen die Münchener auf ihren Ex-Madrilenen, den im Sommer rentnernden Xabi Alonso: "Es ist natürlich etwas Besonderes, nach Madrid zurückzukommen. Das hier war fünf Jahre lang mein Stadion. Ich habe es sehr genossen", erklärte der 35-Jährige auf der Homepage des deutschen Rekordmeisters. Genießen will er auch sein letztes Spiel in Bernabéu, allerdings mit gewaltigen Ambitionen. "Wir haben ein Ziel: ein großes Spiel machen. Wir müssen mutig sein, unser Bestes geben und all unsere Kräfte mobilisieren. Es ist alles offen." Nunja.

Quelle: ntv.de

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