Spielkonsolen, Rebellentum und Untergang Fünf Erkenntnisse von der E3
14.06.2013, 12:33 Uhr
Ganz klarer Trend auf der E3: Zombies.
(Foto: dpa)
Die E3 ist gelaufen, das hoch intensive Duell von Xbox One und Playstation 4 noch lange nicht. Ein aufmüpfiges Sony stiehlt Microsoft die Show, nun heißt es Wunden lecken. Dabei zeigt die Branche eindrucksvoll, was in ihr steckt. Mit Neuheiten, Innovationen - und der Lust am Untergang.
Die Electronic Entertainment Expo in Los Angeles ist vorbei. Wohl nie waren die Entwicklungen der Spielebranche spannender. Vor der E3 gab es wilde Gerüchte, es bleiben einige Erkenntnisse.
1. Sony inszeniert sich als Rebell
Während Microsoft konzeptionell klotzt, gibt sich Sony in gleicher Hinsicht fokussiert. Die Xbox One soll das Zentrum der Unterhaltung werden, für Spiele, Film und Fernsehen im Wohnzimmer. Das hört sich beeindruckend an, ist aber riskant. Denn die angekündigte Abschaffung der Gebrauchtspiele und der Onlinezwang haben die Konsole im Vorfeld der Markteinführung im November überaus angreifbar gemacht - zumindest von Seiten der Spieler-Klientel. Sony hat das erkannt und genutzt.
Die Playstation 4 wird weder das derzeitige Gebrauchtspieleprinzip - mit dem Datenträger wird wie bisher auch das wiederveräußerbare Nutzungsrecht erworben - verändern, noch muss das Gerät regelmäßig online sein. Zudem wird die PS4 mit 399 Euro im Weihnachtsgeschäft 100 Euro billiger sein als die Xbox One. Für all das wurden die Japaner in Los Angeles bejubelt. Sony umwirbt die Spieler, die von den Plänen Microsofts irritiert sind. Eine Strategie, die aufgehen könnte.
2. Kleine machen was her
Wie immer war die Frage, welche Exklusivtitel Microsoft und Sony jeweils für ihre Konsolen präsentieren können. Beide zeigten ein starkes Lineup. Auffällig: Auf der Xbox One gibt es wohl mehr actionlastige Titel wie "Ryse: Son of Rome" oder der Reboot der Premiummarke "Halo". Sony setzt dagegen erzählerische Akzente, etwa mit "Beyond: Two Souls", ein beeindruckendes, emotionales Abenteuer.
Die Lawine großer Titel lässt jedoch die Präsenz von Indie-Spielen nicht schwinden. Sowohl über den Xbox Live als auch den Playstation Store werden die Produkte kleiner Studios zugelassen. Damit haben jetzt alle Plattformen - beim PC ist es Steam - einen digitalen Vertriebskanal für kleine, kreative Werke. Sony präsentierte gar einige Titel bei seiner Pressekonferenz.
3. Tablet-Trend ist noch keiner
Viele Triple-A-Titel, die auf der E3 vorab gezeigt wurden, haben Smartglass-Funktionen oder es ist eine zusätzliche App in Entwicklung. Im beeindruckenden Open World Taktik-Shooter "The Division" etwa kann ein Spieler auf jeglichem Android-Gerät mit Internetverbindung dem anderen helfen. Das reicht von Informationen auf einer Übersichtskarte bis zu eigenem Eingreifen per Raketenangriff.
Allerdings: Was manche schon als Trend ausmachen, muss sich erst noch als nützlich erweisen. Und zweitens von den Kunden angenommen werden. Das Potenzial ist auf jeden Fall da: Denn wer nicht besonders geschickt mit dem Controller ist, kann einfach das Tablet nehmen und den Hauptspieler so unterstützen. Es gibt weitere andere Entwicklungen, die das Spielerlebnis immer besonderer, individueller machen können. Die Oculus Rift Brille für Virtuelle Realität etwa, die hinter den Kulissen erstmals als High Definition Version vorgeführt wurde. Oder die Verwendung der Gesten- und Spracherkennung, die Spiele verstärkt nutzen.
4. Lust am Untergang
Jede Spielemesse hat ihre Tendenz - und die in Los Angeles lautete: Untergang. Zombies, Infizierte, die Welt am Abgrund sind die beliebtesten Szenarien neuer Spiele. Mehrere Titel sprechen da exemplarisch für sich: "Dying Light", "The Last of Us" oder "Dead Rising 3". Andere kommen auch ohne Untote aus, finden aber auch an entsprechenden Schauplätzen statt. Etwa das exzellente "Watch Dogs", in dem sich der Protagonist mit seinem Smartphone Schlupflöcher in eine vernetzte Welt hackt. Oder "The Division", in dem der Spieler als Teil einer Spezialeinheit New York vor dem endgültigen Kollaps bewahren soll.
5. Wunden lecken bis zur Gamescom
Zunächst haben die beiden Großen ihr Pulver verschossen, jetzt gilt es nachzuladen. Sony, vor der E3 scheinbar gegenüber Microsoft im Nachteil, hat sich mit einem Knall zurückgemeldet. Auf der Gamescom dürfte es im August zum Showdown kommen, denn sowohl die Xbox One als auch die Playstation 4 sollen das jeweilige Weihnachtsgeschäft ankurbeln.
Hinter vorgehaltener Hand hieß es in Los Angeles bereits, dass in Köln noch Neuigkeiten dazu zu erwarten seien. Zwar gibt es mit der Tokio Game Show noch eine dritte wichtige Spielemesse, allerdings findet sie erst im September statt. Die Zeit für eventuelle Werbekampagnen bis zum Verkaufsstart wäre dann noch knapper.
Quelle: ntv.de