Technik

Sony trödelt, Nintendo geheimnisvoll Microsoft protzt bei Gamescom und hofft

Die Xbox One wird es mit "Halo 5" im speziellen Design geben.

Die Xbox One wird es mit "Halo 5" im speziellen Design geben.

(Foto: Microsoft)

Mit Xbox-Neuheiten eröffnet Microsoft die Gamescom - inoffiziell. Neben dem neuen "Halo" und "Tomb Raider" kommt auch ein Klassiker zurück. Sony trudelt erst später ein. Nintendo heizt mit kargen Informationen Gerüchte an.

"Das beste Spiele-Lineup der Geschichte." Um diesen Werbesatz kommt kaum jemand in Köln herum. Auch nicht die Presse, die hinter verschlossenen Türen im Gürzenich zuerst das Microsoft-Programm begutachtet. Das US-Unternehmen schreitet auch in diesem Jahr voran, wenn es um Neuheiten bei der Gamescom geht. Im Kampf der Spiele-Giganten hat der US-Konzern damit mindestens zeitlich einen Vorsprung. Und das Lineup sieht tatsächlich nicht schlecht aus.

Microsofts erste Hoffnung: dass spätestens ab Ende Oktober endlich die Hardware-Verkaufszahlen nach oben schnellen. Dann erscheint der ersehnte SciFi-Shooter "Halo 5", dessen Warzone-Modus nun erstmals vorgestellt wurde. Bis zu 12 gegen 12 Spieler liefern sich online in Ego-Perspektive Kämpfe um eine Basis. Das Team, das zuerst mit Abschüssen und Eroberungen 1000 Punkte erreicht, gewinnt das Spiel. "Halo 5" sieht gut aus und spielt sich flüssig - hier ist alles im grünen Bereich. Auch zu sehen war Forza in seiner Ausführung Nummer 6 oder das Action-Adventure "Recore", das den Spieler in eine Welt voller Roboter schickt, wo die Menschheit vom Aussterben bedroht ist.

Lara knobelt wieder unterirdisch, auch mit Leuchtstoffröhre statt Fackel: Das neue "Tomb Raider" macht einen herausragenden Eindruck.

Lara knobelt wieder unterirdisch, auch mit Leuchtstoffröhre statt Fackel: Das neue "Tomb Raider" macht einen herausragenden Eindruck.

(Foto: Microsoft)

Erwähnenswert ist auch "Rise of the Tomb Raider", das im November in die Läden kommt: Lara Croft verschlägt es darin unter anderem nach Syrien - und redet dort ständig von ihrem Vater. Hatte Indiana Jones etwa eine Tochter? Nein, aber genau dieser Gedanke drängt sich bei den beeindruckenden Szenen auf; spätestens dann, wenn sie sich mit dem Rücken an eine Felswand drückt, während links und rechts von ihr Wassermassen aus dem Stein hinunter in eine Schlucht schießen.

"Quantum Break" mutet mit seinen Filmszenen wie ein sicherer Blockbuster an. "The Happy Few" ist dagegen weniger protzig, sondern ein grafisch etwas limitiertes, aber schräges Überlebensspiel in einer Welt irgendwo zwischen "Clockwork Orange" und "1984". Wer keine Drogen nimmt, wird vom Mob getötet. Na gut, nicht immer, aber manchmal. Aber zurück zu den Klassikern: "Worms W.M.D." erscheint im kommenden Jahr für Xbox One und Windows, was bedeutet: endlich wieder hämische Knubbelwürmer mit Bazookas von Hügelspitzen schießen.

Verkaufsrekord bei Sony

Während Microsoft also vorneweg prescht, hat Sony diesmal auf eine eigene Pressekonferenz verzichtet. Im vergangenen Jahr hatten die Japaner noch mit einer riesigen Abendveranstaltung aufgewartet. Die Unterhaltungssparte um die Playstation 4 hat seither viel zum überraschenden Gewinnsprung des Unternehmens beigetragen. Im ersten Quartal des Jahres ging der Umsatz um 12 Prozent nach oben. Die Konsole ist wie die Xbox One grade mal eineinhalb Jahre auf dem Markt und hat bereits einen Verkaufsrekord geknackt: Mehr als 25 Millionen PS4 wurden in weniger als zwei Jahren verkauft.

"Quantum Break" soll im April 2016 erscheinen.

"Quantum Break" soll im April 2016 erscheinen.

(Foto: Microsoft)

Aber ob Xbox One oder Playstation 4: Erfahrungsgemäß sind die Möglichkeiten der Konsolengeneration noch lange nicht ausgereizt. Das ist etwa bei "Crackdown 3" für die Xbox One zu sehen: Die Simulation der komplett zerstörbaren urbanen Umgebung ist so rechenintensiv, dass je nach Spieleranzahl im Mehrspielermodus weitere Microsoft-Server in der Cloud eingebunden werden. Außerdem sind da noch die Peripherie-Geräte wie die Virtuelle-Realität-Hardware, die in Entwicklung sind.

Während alle (Spiele-)Welt wartet, dass Oculus' Rift endlich in Serie produziert und auch frei verkauft wird, werkelt Microsoft selbst noch an Hololens; eine Brille, die ähnlich wie Google Glass vor den Augen echte Umgebung und Grafik verschmelzen lässt. Sony treibt die Entwicklung seiner eigenen Virtuelle-Realität-Hardware "Morpheus" voran und zeigt im Besucherbereich auch ein Vorabmodell. Apropos Besucherbereich: Sony präsentiert alles in den frei zugänglichen Hallen. Dabei sind etwa das Roboter-Dinosaurier-Actionspiel "Horizon: Zero Dawn", das heiß ersehnte "Uncharted 4: A Thief's End", die PS4-Umsetzung des Vita-Hits "Tearaway", oder auch "Star Wars: Battlefront".

Nintendo hilft sich selbst

Bei Nintendo indes sieht die Zukunft ungewiss aus. Die Wii U verkauft sich trotz seiner Ausrichtung auf Familien nicht besonders, auch das Konzept mit dem mitgelieferten Second Screen hilft offenbar wenig. Schätzungen zufolge hat das Unternehmen bislang rund 10 Millionen Wii U verkauft. Nintendo machen die fehlenden Spiele externer Entwickler zu schaffen. Damit müssen sich die Japaner fast ausschließlich auf ihre exklusiven Ikonen wie Mario und Donkey Kong verlassen.

Allerdings arbeitet Nintendo bereits an der Nachfolgekonsole für die Wii U. Bislang nennen die Japaner sie "NX", was sich aber sehr wahrscheinlich noch ändern wird. Die NX soll ein völlig neues Steuerungskonzept bekommen, das ist bekannt. Wegen spärlicher Informationen brodelt die Gerüchteküche aber gewaltig.

Wenn alles stimmt, was so ins Netz gemutmaßt wird, hat Nintendo eine mobile Virtuelle-Realität-Konsole mit eingebautem Beamer, Lautsprecher und Smartphone-Controller auf dem Planungstisch, der auch Spiele anderer Plattformen keine Probleme bereiten. Aber ernsthaft: Nintendo wird sich vermutlich wie immer etwas Besonderes ausdenken und damit zeitlich deutlich vor Microsoft und Sony aus der Deckung kommen.

In diesem Jahr wollen die Japaner allerdings nichts mehr zur neuen Hardware sagen und verweisen auf 2016. Eine Markteinführung für 2017 wäre deshalb realistisch. Damit würde Nintendo erneut zeitlich abseits der beiden großen Konkurrenten ihre neue Hardware auf den Markt bringen.

Sony wird sich hüten, bei den exzellenten Absatzzahlen zu schnell neue Hardware zu veröffentlichen, und Microsofts Hoffnung auf einen Aufschwung im Xbox-Bereich ist nicht unbegründet: "Halo" war bislang immer ein "system seller", also Software, für die sich Spieler neue Hardware kaufen. An dem "besten Lineup der Geschichte" könnte also etwas dran sein - an Microsofts Umsatz gemessen.

Quelle: ntv.de

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