Huawei greift an P8 fordert Galaxy S6 und iPhone 6 heraus
23.04.2015, 10:45 Uhr
Das Huawei P8 ist ein hübscher Aluminium-Flachmann.
(Foto: kwe)
Das Huawei P8 ist ein kräftiges Smartphone mit starker Kamera im dünnen Metallkleid. Mit einem Preis von 500 Euro ist es deutlich günstiger als das iPhone 6 und das Galaxy S6. Aber ist das P8 auch genauso gut wie die beiden Top-Geräte? Oder vielleicht sogar besser?
Spätestens seit dem Ascend Mate 7 ist klar, dass Huawei sehr gute und hochwertige Smartphones bauen kann. Im Mai kommt das P8 auf den Markt, mit dem der chinesische Hersteller jetzt ganz oben mitspielen und eine günstigere, aber gleichwertige Alternative zu den Spitzenmodellen von Samsung und Apple bieten möchte. Der Test zeigt: Huawei kommt dem Ziel verdammt nahe.
Viel hat das P8 mit seinem Vorgänger nicht gemeinsam, Huawei hat nicht nur den Zusatz "Ascend" weggelassen, sondern auch das Design radikal verändert. So hat das neue Smartphone keine gläserne Rückseite, sondern besitzt ein Unibody-Gehäuse aus mattem Aluminium. Lediglich auf der Rückseite ist ein etwa ein Zentimeter breiter Streifen für Kamera und Antennen ausgespart, der von Gorilla Glass 3 ausgefüllt wird. Oben und unten wird der Rahmen außerdem für einen besseren Empfang von dünnen Kunststoffstreifen unterbrochen. Zwar sind die Seiten leicht bauchig, durch scharf geschliffene Kanten fühlt sich das nur 6,4 Millimeter dünne Gerät aber nicht rund an und liegt sicher in der Hand.
Schlichtes, aber gelungenes Design
Die sehr gut zu bedienenden Tasten hat Huawei auf der linken Seite untergebracht, wobei Lautstärkewippe und Einschalter für Links- und Rechtshänder bequem zu erreichen sind. Darunter befinden sich die Einsteck-Schlitten für SIM- und microSD-Karte. Auf der Unterseite sitzen links und rechts der Micro-USB-Buchse die Bohrungen für Lautsprecher und Mikrofon, die Kopfhörerbuchse ist auf der Oberseite. Die Verarbeitung ist makellos, auf allerhöchstem Niveau. Das Design ist nicht aufregend, aber schön schlicht und ausgewogen.
Das IPS-Display ist 5,2 Zoll groß, kontraststark und bietet sehr gute Blickwinkel. Insgesamt macht es einen hervorragenden Eindruck, auch wenn es etwas heller leuchten könnte. Bei der Auflösung hat Huawei auf einen Pixelrausch verzichtet und es bei Full HD belassen. Damit erreicht der Bildschirm zwar nicht die enorme Pixeldichte des Galaxy-S6-Displays. So lange das Gerät in keiner VR-Brille steckt, spielt dies aber kaum eine Rolle, und mit 424 dpi lässt das P8 bei der Pixeldichte unter anderem das iPhone 6 Plus hinter sich. Wer die ziemlich kalt eingestellte Farbtemperatur des Displays nicht mag, kann sie in den Einstellungen dem persönlichen Geschmack anpassen.
- System: Android 5.0 Lollipop
- Display: 5,2 Zoll, Full HD, 1920 x 1080 Pixel, 424 ppi
- Prozessor: Kirin 930, Octa-Core, 64 Bit, 2 GHz
- Arbeitsspeicher: 3 GB
- Interner Speicher: 16 GB + microSD
- LTE Cat. 4, WLAN b/g/n
- Hauptkamera: 13 MP
- Frontkamera: 8 MP
- Akku: 2680 mAh
- Gewicht: 144 g
- Maße: 144,9 x 71,8 x 6,4 mm
Die Leistung stimmt
Huawei hat auch beim hauseigenen HiSilicon-Chip große Fortschritte gemacht. Während das Ascend P7 hin und wieder etwas träge reagiert und in Benchmark-Tests nur eine durchschnittliche Leistung abliefert, erlaubt sich der Kirin 930 im P8 keine Schwächen. Zwar bleibt der Prozessor in Benchmark-Tests teilweise deutlich hinter dem Galaxy S6 zurück, im Alltag macht das P8 aber einen ähnlich zackigen Eindruck wie Samsungs Glas-Bolide. Wichtiger als reines Kräftemessen sind bei heutigen Spitzen-Smartphones die Energiespar-Eigenschaften eines Prozessors. Und auch in dieser Disziplin zeigt der Kirin 930 in Zusammenarbeit mit der Software und einem genügsamen Display eine gute Leistung. Die vier schnellen Kerne springen nur an, wenn es nötig ist, einfache Arbeiten erledigen problemlos die vier langsameren und stromsparenden Kerne.
So hält der Akku des Huawei P8 trotz einer relativ geringen Kapazität von 2680 Milliamperestunden recht lange durch, im Testbetrieb durchschnittlich rund 24 Stunden. Auch bei starkem Gebrauch sollten Nutzer bis zur Bettruhe nicht in Steckdosen-Not geraten. Droht dies doch, bietet die Huawei-Software neben drei Energiespar-Modi im "Telefonmanager" weitere Möglichkeiten an, um Strom zu sparen. Nutzer können unter anderem hungrige Apps identifizieren oder bestimmen, welche Anwendungen auch bei abgeschaltetem Bildschirm weiterwerkeln dürfen. Das ist clever, kann für Huawei-Neulinge aber auch nervig sein. Denn wenn ein Messenger oder eine E-Mail-App nicht "geschützt" ist, empfängt die Anwendung bei inaktivem Display keine Push-Nachrichten.
Schnelle Kamera
Ein Highlight des Huawei P8 ist die 13-Megapixel-Kamera mit RGBW-Sensor und optischem Bildstabilisator. Sie arbeitet mit einem eigenen Foto-Prozessor und ist blitzschnell, auch im HDR-Modus gibt es keine wahrnehmbare Auslöseverzögerung. Wie bei den meisten Smartphones (leider) üblich, knipst das P8 nur im 4:3-Format mit 13 Megapixeln, im Display-Format 16:9 sind es nur 10 Megapixel. Die Kamera ist mit der Blende f/2.0 lichtstark, was auch bei sehr schwacher Beleuchtung noch erstaunlich helle und rauscharme Fotos ermöglicht. Allerdings übertreibt die Software im Automatikmodus gelegentlich, was bei manchen Bildern die Stimmung verdirbt oder gar zu Überbelichtungen führt. Ist doch einmal ein Blitz nötig, leuchtet die zweifarbige Doppel-LED Fotos dosiert und passend aus.
Schön ist die schlichte Kamera-App, die in den Grundfunktionen sehr an die des iPhone erinnert. Mit den Funktionen "Lichtmalerei" und "Super-Nacht" zeigt die Kamera ihr Talent für zauberhafte Langzeitbelichtungen. Außerdem sind mit dem P8 Makroaufnahmen mit wenigen Zentimetern Abstand möglich. Zu Zeitlupenaufnahmen ist die Kamera nicht fähig, lediglich eine Zeitraffer-Funktion steht zur Verfügung. Klasse ist die Standalone-App "Regisseur-Modus", bei der Videoaufnahmen von bis zu vier Kameras vereint und live geschnitten werden können. Der "Regisseur" muss ein P8 haben, ansonsten kann die App auf anderen Android-Geräten installiert werden. Bei Videoaufnahmen zeigt auch der optische Bildstabilisator seine Stärken, der selbst heftigere Bewegungen noch gut ausgleichen kann. Die 8-Megapixel-Kamera auf der Vorderseite ist wie beim P7 hervorragend für Selfies und Videochats geeignet.
Preis-Leistungs-Sieger
Hervorzuheben sind auch die Klangeigenschaften des Huawei P8. Der Lautsprecher liefert einen verblüffend lauten und klaren Sound, bei Telefongesprächen werden störende Umgebungsgeräusche äußerst effektiv herausgefiltert. Trotz Metallgehäuse ist der Empfang prima, auf Wunsch wechselt das Gerät automatisch zwischen WLAN- und Mobilfunknetz. Und wenn schon eine zusätzliche Benutzeroberfläche Android ergänzen muss, gehört Huaweis reduziertes Emotion UI 3.1 sicher zu den wenigen optisch ansprechenden Software-Aufsätzen.
Insgesamt ist das P8 rundum gelungen, besonders das schlanke Aluminiumgehäuse, der starke Prozessor und die sehr gute Kamera können gefallen. Vielleicht sind iPhone 6 und Galaxy S6 dem chinesischen Herausforderer noch in ein paar Belangen überlegen. Aber der wesentlich niedrigere Preis des P8 gleicht vieles aus und die ersten Händler werden 500 Euro UVP sicher schon bald unterbieten. Huawei hat einen großen Schritt auf dem Weg an die Smartphone-Spitze gemacht.
Quelle: ntv.de