iPhone-Hit jetzt auch für Android Prisma verzaubert Fotos in Kunstwerke
25.07.2016, 13:30 Uhr
Prisma macht aus Schnappschüssen Kunst.
(Foto: jwa)
Die Foto-App Prisma ist bei iPhone-Nutzern längst ein echter Renner. Jetzt gibt's die Gratis-App auch für Android. n-tv.de erklärt, was Prisma besonders macht, was an den Datenschutzbedenken dran ist und wie man das Original erkennt.
Seit ihrer Veröffentlichung Anfang Juli 2016 ist die Fotobearbeitungs-App Prisma ein Hit. Viele Promis jagen ihre Bilder durch die Filter der App und stellen die digitalen Kunstwerke ins Netz, in Apples iTunes-Charts erklomm sie binnen weniger Stunden die Spitze. Jetzt ist die Gratis-Anwendung auch für Android verfügbar. Doch wer die App herunterladen will, muss sich erst einmal durch eine Vielzahl von Plagiaten und Anwendungen mit ähnlichem Namen kämpfen.
Wie so oft bei einer neuen und beliebten App dauert es nicht lang, bis andere auf den Zug aufspringen und versuchen, etwas vom Hype-Kuchen abzubekommen. So auch im Fall von Prisma: Wer die App auf sein Handy herunterladen möchte und dafür im Play Store den Suchbegriff "Prisma" eingibt, bekommt viele Treffer angezeigt - doch die "richtige" App ist nicht dabei. Auch wer den Namen des Entwickler-Studios "Prisma Labs Inc." eintippt, muss erst ein wenig scrollen, bis die App in der Liste erscheint. Erkennbar ist das Original an dem schwarzen, gleichseitigen Dreieck auf weißem Grund, dem App-Namen "Prisma" und dem Entwicklernamen "Prisma Labs, Inc.".
Mondrian, Kandinsky, Munch oder Chagall?
Nach der Installation kann der Nutzer Fotos aus der Galerie oder neue Aufnahmen durch unzählige Kunst-Filter jagen, die durch seitliches Wischen in ihrer Stärke angepasst werden können und teilweise den Stil berühmter Künstler wie Piet Mondrian, Edvard Munch, Roy Lichtenstein, Wassily Kandinsky oder Marc Chagall aufgreifen. Das klingt erst einmal nicht besonders. Doch weil für jeden Filter die Bilddaten neu berechnet werden, anstatt nur einen Effekt wie eine Maske über das Original zu legen, sind die Ergebnisse teilweise wirklich beeindruckend und wirken äußerst kunstvoll.
Mit der Veröffentlichung von Prisma wurden aber auch schnell Datenschutzbedenken laut. Das vermeintliche Problem: Die Bilder werden nicht auf dem Smartphone neu berechnet, sondern von neuralen Netzwerken in der Cloud - die unter dem Ansturm der Nutzer zwischenzeitlich zum Erliegen kamen. Künstliche Intelligenz als Bildentwickler - eine ähnliche Idee verfolgte schon das Google-Projekt Deep Dream. Die Server stehen in den Niederlanden, doch hinter Prisma steckt das russische Unternehmen Mail.ru. Grund genug für Datenschützer, hellhörig zu werden.
Was passiert mit den Daten?
Denn was Prisma mit den Bildern anstellt, wenn diese einmal auf seine Server hochgeladen wurden, ist nicht klar, die Allgemeinen Geschäftsbedingungen (AGB) liefern darüber keine klare Auskunft. Dort steht nur, dass Informationen gespeichert und weiterverarbeitet werden "können". Auch Meta-Informationen wie Geodaten, Logfiles und andere mit dem Bild gespeicherte Daten will das Unternehmen "eventuell" nutzen und mit Drittanbietern teilen - zum Beispiel für maßgeschneiderte Werbung. Ebenfalls problematisch aus Sicht mancher Datenschützer: Mit dem Upload gewähren Nutzer dem Unternehmen weltweite und "weiter veräußerbare" Nutzungsrechte an den Bildern.
So weit, so bekannt: Auch andere Dienste fordern von ihren Nutzern diese Rechte, von Instagram und Facebook bis zu Google. Sind die Bedenken also unbegründet? Nein, denn Nutzer teilen ihre Daten freiwillig mit dem Anbieter der App, ohne zu wissen, was damit geschieht. Im Gespräch mit "Techcrunch" betont Prisma-Gründer Alexey Moiseenkov zwar, dass die Original-Fotos nicht gespeichert würden: "Wir wissen nicht, wer die Fotos gesendet hat und wir kennen das Foto selbst nicht, weil es in einem für uns nicht lesbaren Format ist. Wir speichern nur das Ergebnis für eine Weile, um es zum Beispiel bei schlechter Verbindung erneut senden zu können."
Trotz solcher Aussagen bleiben bei manchen Nutzern aber Bedenken bestehen. Doch wer sich an Prisma stößt, sollte auch anderen Diensten wie Instagram, Whatsapp oder Twitter seine Gefolgschaft verweigern, meint Datenschutz-Experte Christian Bennefeld im Gespräch mit "Gründerszene". Wer kostenlose Dienste nutze, müsse bedenken, dass er das immer mit der Preisgabe von Daten bezahlt.
Geschäftsmodell Übernahme?
Apropos bezahlen: Wie Prisma Geld verdienen will, ist bislang nicht klar. Die App zeigt bisher keine erkennbare Werbung und ist komplett kostenlos. Die Investorengruppe Mail.ru Group hat viel Geld in die Entwicklung der App gepumpt. Damit sich das lohnt, muss die App irgendwie wieder Geld in die Kasse spülen, zum Beispiel durch Werbeanzeigen oder kostenpflichtige Zusatzoptionen - oder von einem großen Player gekauft werden. Vielleicht von Mark Zuckerberg?
Facebook hatte die beliebte Foto-App Instagram für eine Milliarde US-Dollar gekauft, kurz nachdem der Dienst seine Android-App veröffentlicht hatte. Auch für den Messenger Whatsapp hat Zuckerberg viele Milliarden Euro auf den Tisch gelegt. "Techcrunch" berichtet, dass Prisma-Gründer Alexej Moissejenkow bereits zu Besuch bei Facebook war. Ob Mark Zuckerberg nach Instagram und Whatsapp bei Prisma erneut zuschlagen möchte, bleibt vorerst Spekulation. "Ende der Woche" werde Moissejenkow laut "Techcrunch" mehr zu den Gesprächen mit Facebook sagen können.
Quelle: ntv.de