Gegen die Natur 15 Prozent ignorieren innere Uhr
13.06.2008, 18:34 UhrDie einen ächzen beim Aufstehen, die anderen schlafen schon vor den "Tagesthemen" ein: Jeder Mensch hat eine eigene innere Uhr, die den Schlaf- und Wachrhythmus bestimmt. Daran halten sich jedoch viele Menschen nicht: "Rund 15 Prozent der Deutschen leben gegen ihre innere Uhr", erklärte Professor Hanspeter Herzel von der Berliner Humboldt-Universität auf einem internationalen Kongress zur Molekularbiologie in Berlin laut einer Mitteilung des Max-Delbrück-Centrums für Molekulare Medizin. Stattdessen versuchten diese Menschen, sich gegen ihre Natur an die Zeiten von Schule, Arbeit und Freunden anzupassen. Doch dann leiden sie laut Herzel häufig an Schlafstörungen oder Kopfschmerzen.
Innere Uhren bestimmen, ob Menschen eher Frühaufsteher, Langschläfer, Partymuffel oder Nachteulen sind. "Gesteuert werden sie von einer Zentraluhr, die aus tausenden von Nervenzellen besteht, die im Gehirn zusammenarbeiten, um uns an wechselnde Anforderungen bei Tag und Nacht zu gewöhnen", sagte Herzel vom Institut für Theoretische Biologie. Diese Zentraluhr (englisch: Master Clock) gebe bei Menschen und Tieren den Takt vor, nach dem alle anderen Körperzellen ihre eigenen Uhren stellten.
Täglich neu gestellt
Beim Menschen besteht die biologische Masteruhr demnach aus rund 20.000 Nervenzellen, die im Gehirn direkt über dem Sehnerv sitzen. Über feine Nervenfasern ist die Zentraluhr mit dem Sehnerv verbunden, der sie mit seinen elektrischen Signalen täglich neu stellt. Untereinander verständigen sich die Nervenzellen durch Botenstoffe (Neurotransmitter) und zeigen so ihren Nachbarzellen, was die Uhr geschlagen hat. Haben sich alle Nervenzellen der Zentraluhr auf einen Takt geeinigt, aktivieren sie laut Herzel die inneren Uhren aller anderen Körperzellen und beeinflussen das Verhalten, aber auch den Stoffwechsel des Menschen.
"Doch nicht nur die Sonne stellt unsere innere Uhr", erklärte Herzel. "Uhrgene geben einen Großteil des Taktes vor, in dem sie schlagen kann." So bestimmen diese sogenannten Uhrgene, ob Menschen eher Frühaufsteher oder Langschläfer sind.
Bei dem dreitägigen Kongress "Computational & Experimental Molecular Biology" treffen sich noch bis zu diesem Samstag mehr als 100 Wissenschaftler und Nachwuchsforscher aus den USA, Israel und Europa.
Quelle: ntv.de