Ältere besonders gefährdet Alle 47 Minuten ein Selbstmord
31.08.2006, 13:48 UhrIn Deutschland tötet sich alle 47 Minuten ein Mensch selbst. Nach Schätzungen der Weltgesundheitsorganisation WHO gibt es sogar alle drei Minuten einen Suizidversuch. "Durch Suizid sterben mehr Menschen als durch Verkehrsunfälle, Gewalttaten, illegale Drogen und AIDS zusammen", berichtete die Internationale Vereinigung für Suizidprävention (IASP) am Donnerstag in Berlin.
Vor allem ältere Menschen seien in Deutschland suizidgefährdet, sagte der Vorsitzende des Nationalen Suizidpräventionsprogramms für Deutschland, Armin Schmidtke. "Das sagt viel über die Behandlung alter Menschen aus", fügte er hinzu. Unter den 11.000 Gestorbenen waren 8.000 männlich und nur rund 2.700 Frauen und Mädchen. Die Zahlen beziehen sich auf das Jahr 2004, für das vergangene Jahr gibt es noch keine Erhebungen. Insgesamt ist die Zahl der Selbsttötungen in den vergangenen Jahren aber deutlich gesunken. Dennoch werde das Thema weiterhin tabuisiert, kritisierte Schmidtke.
Bei Jugendlichen unter 20 Jahren sind Suizide die zweithäufigste Todesursache nach Unfällen. Jeder Selbstmord betrifft Schmidtke zufolge im Schnitt sechs weitere Personen, also Angehörige, Freunde oder Arbeitskollegen direkt. Im Vergleich unter den einzelnen Bundesländern ist die Suizidrate in Sachsen und Thüringen besonders hoch. Die Gründe dafür seien nicht bekannt, betonte Schmidtke.
Am 10. September soll im Rahmen des dritten Internationalen Welttags der Suizidprävention bundesweit in mehreren Städten auf das Problem aufmerksam gemacht werden. Auf der zentralen Veranstaltung in Berlin werden nach einem ökumenischen Gottesdienst etwa 11.000 Kerzen rund um die Gedächtniskirche aufgestellt, um an die Gestorbenen zu erinnern. Schwerpunkt der Aktion seien in diesem Jahr die Angehörigen. Es gebe zu wenig Betreuungs- und Beratungsangebote, kritisierte der nationale IASP-Repräsentant Georg Fiedler.
Quelle: ntv.de