Flötenfische im Mittelmeer Anfangs nur zwei Weibchen
13.08.2007, 12:01 UhrDer Glatte Flötenfisch hat seine Invasion des Mittelmeeres vermutlich mit nur zwei Weibchen begonnen. Dies ergab eine
genetische Untersuchung der ursprünglich indo-pazifischen Fischart, die sich etwa seit dem Jahr 2000 unaufhaltsam im Mittelmeer ausbreitet. Die Fische kamen aus dem Roten Meer durch den Suez-Kanal in ihren neuen Lebensraum. Wie der Flötenfisch so schnell und außerordentlich erfolgreich seinen neuen Lebensraum besiedeln konnte, ist nach wie vor unklar, berichtet die Forschergruppe in den "Biology Letters" der britischen Royal Society.
Start vor Israel
Der Glatte Flötenfisch (Fistularia commersonii) wurde erstmals im Januar 2000 im Mittelmeer entdeckt, nahe Ashdod vor der Küste Israels. Er hat sich seitdem weiter nach Italien und schließlich bis nach Sardinien ausgebreitet. Wer das entfernt an einen Aal erinnernde silbrige Tier einmal gesehen hat, wird es so schnell nicht vergessen: Der lang gestreckte Kopf mit kleinem Maul nimmt etwa ein Drittel der Gesamtlänge ein. Die Forscher um Daniel Golani von der Hebrew University of Jerusalem (Israel) sammelten Fische in ihrer alten und neuen Heimat und verglichen deren Erbgut miteinander.
Schnelle Ausbreitung der Larven
Das Ergebnis: Alle Exemplare des alten Verbreitungsgebietes unterschieden sich genetisch deutlich voneinander. Im Mittelmeer hingegen fanden die Forscher bei 52 untersuchten Fischen nur zwei genetische Muster. Möglicherweise waren nur zwei Weibchen die Gründerinnen der neuen Population, folgern die Forscher. Die schnelle Ausbreitung im Mittelmeer beruhe vielleicht auf der Verteilung der Larven mit der Strömung. Ihre Studie stütze eine Theorie zur Ausbreitung gebietsfremder Arten.
Diese besagt, dass neu eingewanderte Arten zunächst einen so genannten genetischen Flaschenhals überwinden müssen, bevor sie sich in einem neuen Lebensraum etablieren können. Dieser Flaschenhals entsteht, weil meist nur wenige Exemplare auswandern und so auch nur kleine Teile der gesamten Erbgutvielfalt einer Population in den neuen Lebensraum gelangen. Seit der Öffnung des Suez-Kanals im Jahr 1869 sind insgesamt 65 Arten aus dem Roten Meer im Mittelmeer heimisch geworden. Nach dem Erbauer des Kanals - Ferdinand de Lesseps - wird diese Auswanderung Lesseps‘sche Migration genannt.
Quelle: ntv.de