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Mit genügend Platz und Zeit Aus Hoden- wird Stammzelle

Bestimmte Zellen können sich auch von ganz allein zu einer Art embryonale Stammzellen entwickeln. Lässt man den speziellen Hoden-Zellen "viel Platz in der Kulturschale und genügend Zeit", dann versetzten sich einige von ihnen von selbst zurück in einen embryonalen Zustand. Das berichteten Wissenschaftler um Prof. Hans Schöler vom Max-Planck-Institut (MPI) für molekulare Biomedizin in Münster.

Unipotente Stammzellen, fotografiert im Max-Planck-Institut in Münster.

Unipotente Stammzellen, fotografiert im Max-Planck-Institut in Münster.

(Foto: picture-alliance/ dpa)

Für diese Rückprogrammierung in sogenannte pluripotente Stammzellen mussten zuletzt wenigstens noch spezielle Proteine zugegeben werden, davor auch Gene mittels Viren. Bei den nun verwendeten Keimbahn-Stammzellen aus dem Hoden von Mäusen reichten allein gute Wachstums-Bedingungen.

Fortschritte dieser Art in der Stammzell-Technik könnten die bisher für die Forschung noch so wichtigen, aber umstrittenen embryonalen Stammzellen irgendwann ersetzen. Die neuen Ergebnisse sind in der Fachzeitschrift "Cell Stem Cell" veröffentlicht. "Das Hauptziel ist, nur mit einem Substanz-Cocktail auszukommen", sagte Schöler der dpa.

Stammzellgewinnung ohne große Eingriffe

Der in Münster entdeckte selbstständige Neustart der Keimbahn-Stammzellen sei ein erster Schritt auf dem Weg, auch Körperzellen ohne größere Eingriffe in eine Art embryonale Stammzelle zurückzuverwandeln. Im Hoden können diese Keimbahn-Stammzellen nur immer wieder neue Spermien bilden. Aus den umgewandelten Zellen ließen sich nun unter anderem Herz- und Nervenzellen züchten. Die Forscher stellten aus ihnen sogar Mäuse mit gemischtem Erbgut her, sogenannte Chimären.

Der automatischen Reprogrammierung waren die Wissenschaftler bei Routine-Grundlagenforschungen auf die Spur gekommen. Weil im Mäusehoden verschiedene Zelltypen existieren, suchten sie eine klar definierte - und fanden dabei die sehr agilen Keimbahn-Stammzellen: "Jedes Mal, wenn wir ungefähr 8000 Zellen in die einzelnen Gefäße der Zellkultur-Platten gefüllt hatten, haben sich einige der Zellen nach zwei Wochen selbst reprogrammiert", erklärte MPI-Biologe Kinarm Ko zu den gewonnen gPS-Zellen (germline-derived pluripotent stem cells).

Mit Blick auf einen späteren Einsatz der Zellen zu medizinischen Therapiezwecken sei der nächste Schritt, auf diese Art und Weise auch menschliche Zellen zu reprogrammieren, sagte Schöler. "Körperzellen von reprogrammierten Keimbahn-Stammzellen von Menschen abzuleiten ist deswegen so interessant, weil sie fast keine Erbgutschäden tragen."

 

Quelle: ntv.de, dpa

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