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Wissenschaftler spielen mit den Muskeln Darum landet China auf dem Mond

Auf dem Weg zum Mond: Der Start der Rakete, die "Chang'e-3" zum Erdtrabanten bringt.

Auf dem Weg zum Mond: Der Start der Rakete, die "Chang'e-3" zum Erdtrabanten bringt.

(Foto: REUTERS)

China schickt ein Fahrzeug auf den Mond: Der Rover "Yutu" landet auf dem Trabanten. Es ist kein Unternehmen, das primär durch wissenschaftliche Fragestellungen getrieben wird - obwohl es unzählige Fragen zum Mond gibt, die noch ungeklärt sind.

"Yutu" heißt das chinesische Mondfahrzeug, das a m 14. Dezember die Oberfläche des Mondes erreichen wird. China wird damit nach den USA und Russland die dritte Nation sein, die eine sogenannte "weiche Landung" auf dem Erdtrabanten vornimmt. Die letzte Sonde wurde im August 1976 von der damaligen Sowjetunion auf dem Mond abgesetzt; fast 40 Jahre sind seither vergangen. Doch welchen Zweck hat es, Sonden zum Mond zu schicken - ist dieser Himmelskörper nicht bereits gut genug erforscht?

Bei der Frage nach dem Sinn von Mondmissionen muss man zwei Ebenen unterscheiden. Da ist zum einen die Ebene der wissenschaftlichen Erkenntnis, die man sich durch solche Unternehmen erhofft. Zum anderen ist da die Ebene der technologischen Demonstration: Man will der Welt zeigen, wie weit entwickelt die Technik im eigenen Land ist. "Die chinesische Mission ist nicht unbedingt in erster Linie von der Wissenschaft getrieben", erklärt Tilman Spohn vom Deutschen Zentrum für Luft und Raumfahrt gegenüber n-tv.de. "Das ist zu einem guten Teil eine technologisch-politisch motivierte Angelegenheit."

Für China ist "Chang'e-3", so lautet der offiz ielle Name der Mission, eine Gelegenheit, zu zeigen: Auch wir sind dazu in der Lage, Raumfahrt-Technologie auf höchstem Niveau zu entwickeln. Und die aktuelle Mission ist nur der Anfang. Die chinesische Raumfahrtbehörde CNSA plant in einem nächsten Schritt, Gesteinsproben vom Mond auf die Erde zu holen. Und dann geht es noch weiter: "Das sind alles Übungen auf das größere Ziel, Menschen zum Mond zu schicken", sagt Spohn. Die Mondmission aus dem Reich der Mitte ist - vielleicht nicht nur, aber sicher auch - ein Spiel mit den Muskeln. Denn nicht jeder ist dazu in der Lage, Sonden so auf einem anderen Himmelskörper zu landen, dass sie dort operieren können.

Welchen Stellenwert Raumfahrt-Technologie hat, wird auch deutlich, wenn man sich die Kooperationen zwischen den Ländern genauer anschaut. Professor Spohn plaudert aus dem Nähkästchen: "Wir arbeiten momentan an einer amerikanischen Marsmission mit, für die die europäische Seite zwei Instrumente bereitstellt." Der Informationsaustausch sei jedoch beschränkt - die Amerikaner ließen sich nicht in alle Karten schauen. "Wir dürfen da nicht alles wissen, bei manchen Sitzungen müssen wir raus. Wenn die Technik des Raumschiffes behandelt wird, sind wir nicht erwünscht." Denn für einzelne Nationen sei Raumfahrt immer auch Hochtechnologie, die militärisch interessant ist. Diese politischen Dinge seien es auch, woran eine vollständige Zusammenarbeit letztlich scheitere, so Spohn. "Die Wissenschaftler hätten sicher wenig dagegen einzuwenden, wenn man sich zusammentun und gemeinsam zum Mond oder Mars fliegen würde."

Noch nicht alle Mond-Rätsel gelöst

Doch auch wenn die wissenschaftliche Forschung in der konkreten Mond-Mission der Chinesen nicht im Vordergrund steht, stellt sich die Frage: Ist denn in Bezug auf den Mond nicht schon alles geklärt? "Nein", sagt Planetenforscher Spohn. "Es gibt eine Menge Fragen in der Mondforschung." Die Apollo-Missionen hätten zum Beispiel viele Daten und Proben gesammelt, die nun mit verbesserten Methoden untersucht wurden. "Zu forschen gibt es da immer etwas. Jede Frage, die beantwortet wird, wirft wieder zehn neue Fragen auf." So sei zum Beispiel bis heute nicht klar, wie genau der Mond entstanden ist. "Wie kommt der Mond dahin, wo er ist? Warum hat sich das Erde-Mond-System anders entwickelt als andere Planetensysteme?", fragt Spohn.

Inwieweit "Chang'e-3" zur Beantwortung solcher Fragen beitragen kann, ist schwer zu sagen. Es geht dem Land in erster Linie darum, ein funktionstüchtiges Fahrzeug erfolgreich auf den Mond zu bringen.

Doch weil noch so viele Fragen offen sind, gibt es auch immer wieder Missionen zum Mond, die nur wenig öffentliches Aufsehen erregen. Zum einen, weil sie nicht auf dem Mond landen, sondern ihn lediglich umkreisen. Zum anderen, weil sich Raumfahrtorganisationen wie Nasa und Esa eher auf den Mars konzentrieren, wenn sie die Möglichkeiten ihrer Technologie demonstrieren wollen. Die zwei jüngsten Nasa-Missionen zum Mond, "Grail" und "Ladee", sind primär wissenschaftlich motivierte Unternehmen. Sie sollen helfen, einige der vielen Fragen zu beantworten, die unser Trabant auch heute noch bereithält.

Quelle: ntv.de

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