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Das Opossum - ein Einzelgänger Das war nicht immer so

Die Vorfahren von "Heidi", dem schielenden Opossum aus dem Leipziger Zoo, waren nicht so schüchtern und ungesellig wie ihre heutigen Weggefährten. Das ergibt der Fund von einigen mehrere Millionen Jahre alten Knochen in Bolivien.

Heidi ist ganz gern allein.

Heidi ist ganz gern allein.

(Foto: Reuters)

Der Fund zahlreicher, 65 Millionen Jahre alter Opossum-Knochen in Bolivien wirft ein neues Licht auf die Anfänge der Säugetiere. Diese lebten nicht scheu und vereinzelt wie heute, sondern in Gruppen mit einer sozialen Struktur. Das berichtet Sandrine Ladevèze vom Königlich Belgischen Institut für Naturkunde in Brüssel im Journal "Nature".

Die bereits zwischen 1985 und 1997 ausgegrabenen Fossilien aus Tiupampa (Bolivien) gehören zu einer einzigen Art, Pucadelphys andinus, einem frühen Beuteltier und Verwandtem der heutigen Opossums. Bemerkenswert ist, dass die gut erhaltenen Knochen alle sehr nahe beieinander lagen, berichtet die Forscherin. Alle 35 Tiere fanden sich innerhalb eines Quadratmeters. Zudem sind die mäusegroßen Skelette sehr gut erhalten und zeigen oft noch die natürliche Körperlage. Dies bedeutet, dass die Tiere nicht nach dem Tod zusammengeschwemmt wurden, sondern gleichzeitig und gemeinsam von einer Katastrophe überrascht wurden.

Und dies wiederum heißt, dass die Tiere vor 65 Millionen Jahren bereits zusammen lebten. Bisher glaubten Forscher, die extrem einzelgängerischen Opossums von heute wären nicht nur in ihrer Anatomie, sondern auch in ihrem Verhalten ein Abbild der frühen Säugetiere. In der Gruppe fanden sich sowohl Jungtiere als auch 18 kleine und größere Erwachsene, die die Forscher als Weibchen und Männchen interpretieren. Die Schädel der sechs vermuteten Männchen waren generell etwa 35 Prozent größer als die der Weibchen.

Dies alle zeige, dass die Tiere in einer Gruppe lebten. Die Weibchen bildeten keine Territorien, sondern lebten zusammen. Die größeren Männchen deuten darauf hin, dass sie möglicherweise untereinander in Konkurrenz um die Weibchen standen. Sowohl das Zahlenverhältnis als auch die anatomischen Unterschiede weisen auf eine Gruppenstruktur, bei der ein Männchen mehrere Weibchen hatte.

Quelle: ntv.de, dpa

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