Uhren werden umgestellt Der Herr der Zeit
27.10.2012, 14:40 Uhr
Baum vor einer Atomuhr. Die Zeitumstellung läuft vollautomatisch ab.
(Foto: picture alliance / dpa)
Wenn an der Uhr gedreht wird, ist Andreas Bauch gefragt: In der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt ist er zweimal im Jahr mit zuständig für die Zeitumstellung. Doch an der Atomuhr wird nicht gedreht. Sie ist ein Taktgeber ohne Zählwerk, schörkellos und ohne Pendel.
In der Nacht zum Sonntag ist es wieder so weit: Die Uhren werden um 3.00 Uhr eine Stunde zurückgestellt. Dann gilt für fünf Monate wieder die Normalzeit. Einer, der es ganz genau nehmen muss mit der Zeit, ist Andreas Bauch - Physiker an der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt (PTB) in Braunschweig. Denn am letzten Oktoberwochenende schaut einmal mehr ganz Deutschland auf den 55-jährigen Leiter des PTB-Zeitlabors und dessen Team. Seit 1980 sind sie für die Zeitumstellungen zuständig.

Da muss man den Überblick behalten: Bauch im Zeitlabor der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt (PTB) in Braunschweig.
(Foto: picture alliance / dpa)
Da alles seit Jahren vollautomatisch funktioniert, wird Bauch jedoch voraussichtlich friedlich schlummern, wenn der Routinevorgang abläuft. Er programmiert mit seinem Team – in den Nächten der Zeitumstellung aber ist das Labor menschenleer. Um 3.00 Uhr werden, bildlich gesehen, die Zeiger an der Atomuhr um 60 Minuten zurückgedreht. Tatsächlich ist die Cäsiumuhr im Zeitinstitut der Bundesanstalt ein unförmiges Messgerät, ein Taktgeber, ohne Zählwerk, schnörkellos und ohne Pendel.
Kein Uhren-Narr und kein Pedant
Bauch besitzt etwa sechs Armbanduhren, Radiowecker und Uhren in der Wohnung. Ein Uhren-Narr sei er aber auf keinen Fall: "Privat bin ich kein Pedant. Dennoch sind wir letztlich doch alle ziemlich zeitgetaktet", sagt Bauch. "Ich finde es schon ziemlich unhöflich, wenn sich jemand verspätet und sich dann nicht einmal entschuldigt."
Seit seinem Engagement bei der PTB vor rund 30 Jahren lebt der Sohn eines Verwaltungsbeamten mit seiner Familie in Braunschweig. Nach dem Physikstudium im Mainz kam das Angebot für die Doktorandenstelle an der "Zonengrenze", wie die Kommilitonen damals spotteten. "Mir gefällt meine Arbeit gut, und ich werde wohl auch hier pensioniert werden", sagt Bauch, der ursprünglich Meteorologe werden wollte.
Das ganze Jahr lang Sommerzeit
Die Zeitumstellung führe in der Regel bei ihm nicht zu Schlafstörungen. Die Diskussion darüber findet er fragwürdig. Schließlich gebe es diese Zeitumstellung schon seit 32 Jahren. Aber: "Wenn ich das zu entscheiden hätte, dann würde ich die Sommerzeit das ganze Jahr haben."
Viele Menschen können aus Gründen der zunehmenden Reizüberflutung im digitalen Zeitalter nicht mehr gut schlafen, glaubt Bauch: "Ich selbst habe keine Schlafstörungen und komme selten aus meinem Rhythmus." Auch am Wochenende stehe er äußerst selten nach 7.30 Uhr auf. Doch am kommenden Sonntag wird er das Frühstücksei möglicherweise schon um halb sieben aufschlagen.
Quelle: ntv.de, Holger Neddermeier, dpa