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Und täglich grüßt die Panne Discovery bereitet Kopfzerbrechen

Fünf Mal binnen einer Woche wurde der Start des Space Shuttle "Discovery" verschoben. Nun hat die NASA ihn vorerst abgesagt. Die Pensionierung der altersschwachen Raumfähren könnte sich so verzögern.

Der Countdown lief bereits ...

Der Countdown lief bereits ...

(Foto: ASSOCIATED PRESS)

Es hätte eine schöne Abschiedsvorstellung werden können. Ein problemloser Start, eine gelungene Mission, eine sichere Rückkehr - und die US-Raumfähre "Discovery" hätte mit ihrem letzten Flug zur Internationalen Raumstation ISS ihrer glorreichen Geschichte ein passendes Ende gesetzt. Stattdessen ist der Space Shuttle nun eine neuerliche Quelle von Verdruss und Ärger für die US-Raumfahrtbehörde NASA. Wieder einmal musste sie den Flug eines Orbiters aus technischen Gründen absagen. Nun könnte sogar der Fahrplan für den Rest des Shuttle-Programms durcheinander kommen.

Der Countdown lief schon, und die Crew war im wahrsten Sinne startbereit, als die NASA am Freitag endgültig entschied, die "Discovery" am Boden zu lassen. Ein am Vormittag entdecktes Wasserstoff-Leck am Tanksystem erwies sich als zu massiv, um es bis Montag reparieren zu können. Ein späterer Start war ausgeschlossen, weil der Sonnenwinkel im restlichen November ungünstig ist. Der Shuttle würde nach dem Andocken an die ISS überhitzen. Das nächste Zeitfenster für den Abflug öffnet sich erst am 30. November.

"Es ist frustrierend"

Entsprechend zerknirscht zeigten sich die NASA-Oberen. "Es ist frustrierend, weil wir lieber starten würden", sagte der für den Start zuständige Direktor Michael Leinbach. Eineinhalb Wochen lang kämpfte sein Team mit Problemen, verschob den ursprünglichen Starttermin am 1. November fünf Mal nach hinten.

... als die Entscheidung fiel, die Discovery vorerst nicht starten zu lassen.

... als die Entscheidung fiel, die Discovery vorerst nicht starten zu lassen.

(Foto: REUTERS)

Mal leckte es aus den Helium- und Stickstoff-Leitungen im Steuersystem, dann wieder machte die Elektronik im Hauptcomputer nicht mit. Auch das Triebwerk bereitete Probleme. Als wäre das nicht genug, kam auch das Wetter einem Startversuch in die Quere. Zu allem Überfluss fanden die Techniker am Freitag noch einen 17 Zentimeter langen Riss an einer Schaumstoffdichtung am Tank.

Dabei war die "Discovery" immer so etwas wie ein Glücksbringer für die NASA. Sie war es, die mit ihren erfolgreichen Flügen zwei Mal für einen Neubeginn der bemannten Raumfahrt in den USA sorgte. Sie war der erste Shuttle, der 1988 nach der Explosion der "Challenger" wieder abheben durfte. Nach der "Columbia"-Katastrophe flog sie 2005 ebenfalls als erster Orbiter wieder ins All.

Schwierigkeiten sind ein generelles Problem

Doch die Schwierigkeiten, die nun den Flug vereitelten, sind für die NASA ein generelles Problem. Schon öfter kam es zu Defekten am Verbindungsstück zwischen den Außentanks der Fähren und einem Ableitungsrohr. Mehrfach mussten Starts deswegen kurzfristig gestoppt werden - nicht nur die "Discovery" traf es dabei, sondern auch die Schwesternschiffe "Atlantis" und "Endeavour". "Unglücklicherweise ist uns das nicht fremd", sagte NASA-Manager Mike Moses.

Mit an Bord des Space Shuttle: ein menschenähnlicher Roboter.

Mit an Bord des Space Shuttle: ein menschenähnlicher Roboter.

(Foto: ASSOCIATED PRESS)

Es ist eine unliebsame Pause für eine bedeutende Mission. Endlich sollte das letzte wichtige Anbaumodul für den amerikanischen Teil der ISS im All ankommen. Zudem machte die "Discovery" Schlagzeilen, weil sie erstmals einen menschenähnlichen Roboter an Bord hat. Immerhin darf der "Robonaut 2" (R2) bis zum Start einfach im Shuttle bleiben. Die an der Reise gehinderten sechs Astronauten dagegen müssen die ganze Vorbereitungsphase noch einmal durchmachen.

Besonders ärgerlich scheint, dass die Behörde bei dem 39. Flug der "Discovery" vermutlich Abstriche machen muss. So sind beim nächsten Starttermin nur drei Astronauten statt der üblichen sechs auf der ISS. Auch ist das Zeitfenster für den Start recht eng.

Die neueste Panne scheint einmal mehr zu bestätigen, was Experten seit Jahren beklagen. Die drei Jahrzehnte alten Vehikel der NASA - einmal als Juwelen der Raumfahrt gefeiert - sind altersschwach, anfällig und kompliziert - vor allem im Vergleich zu den russischen"Sojus"-Kapseln. Mal gibt es Probleme mit dem Hitzeschild, mal spielen Sensoren verrückt. Die Technik stammt zum Teil noch aus den 60er Jahren. Öffentlich spielt die NASA ihre Sorgen mit den Shuttles herunter: "Es ist eine Maschine, hin und wieder geht eine Maschine kaputt", sagte Leinbach.

Starts stehen in den Sternen

Lange muss die NASA sich nicht mehr plagen, die Shuttle-Ära ist ohnehin bald beendet. Nach der "Discovery"-Reise steht nur noch ein regulärer Flug der "Endeavour" im Februar auf dem Plan, ein weiterer der "Atlantis" könnte vielleicht noch hinzukommen. Allerdings muss die NASA den Fahrplan nach dem "Discovery"-Debakel vielleicht noch einmal über den Haufen werfen. Denn ob der Shuttle am Jahresende tatsächlich abheben kann, steht noch in den Sternen.

Quelle: ntv.de, Marco Mierke, dpa

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