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1,5 Millionen Fälle im Jahr Dreckwasser tötet Kinder

4000 Babyflaschen mit verschmutztem Wasser weisen in der Schweizer Stadt Bern auf den Notstand hin.

4000 Babyflaschen mit verschmutztem Wasser weisen in der Schweizer Stadt Bern auf den Notstand hin.

(Foto: dpa)

Anlässlich des heutigen Weltwassertags fordert die Kinderhilfsorganisation UNICEF verstärkte Anstrengungen, die Wasserversorgung und Hygiene für die ärmsten Menschen der Welt zu verbessern. Nach neuesten Berechnungen von UNICEF und der Weltgesundheitsorganisation (WHO) haben 884 Millionen Menschen kein sauberes Trinkwasser. Noch gravierender ist der Mangel an sanitären Anlagen: 2,6 Milliarden Menschen haben keine sanitären Einrichtungen. Nach Schätzungen von UNICEF sterben jedes Jahr 1,5 Millionen Kinder an Krankheiten, die auf verschmutztes Wasser zurückzuführen sind.

Insbesondere in Krisen- und Katastrophengebieten wie jetzt in Haiti, ist die Seuchengefahr durch unzureichende Hygiene groß. "Hunderttausende Erdbebenopfer in Haiti leben weiter unter Plastikplanen. Nach ersten schweren Unwettern leiden immer mehr Kinder an Durchfall und Erbrechen", berichtet Rudi Tarneden, Sprecher von UNICEF Deutschland, der soeben aus Haiti zurückgekehrt ist.

"Sauberes Wasser für eine gesunde Welt"

Gegenwärtig versorgt UNICEF in Haiti jeden Tag über 900.000 Menschen mit Tankwagen, Plastiktanks und Verteilstationen mit sauberem Trinkwasser. Rund 2.000 Latrinen wurden in den Notlagern angelegt und Materialien für 5.000 weitere bereitgestellt. Radiospots klären über hygienisches Verhalten auf.

Erklärtes Ziel von UNICEF: Reines Wasser für eine gesunde Welt.

Erklärtes Ziel von UNICEF: Reines Wasser für eine gesunde Welt.

(Foto: dpa)

1992 erklärten die Vereinten Nationen den 22. März zum Tag des Wassers. Jedes Jahr soll am Weltwassertag auf die Bedeutung des Wassers, den Schutz der Wasservorkommen und ihre nachhaltige Nutzung aufmerksam gemacht werden. Der diesjährige Weltwassertag steht unter dem Motto "Sauberes Wasser für eine gesunde Welt".

Intelligenter mit Abwasser umgehen

Die Behandlung von Abwässern muss nach Ansicht des UN-Umweltprogramms (UNEP) verbessert werden. "... wir müssen gemeinsam klüger und intelligenter werden, wenn es darum geht, wie wir mit Abfall und Abwässern umgehen", sagte UNEP-Chef Achim Steiner. Dies gelte allein schon mit Blick auf die wachsende Weltbevölkerung; im Jahr 2050 werden voraussichtlich mehr als neun Milliarden Menschen auf der Erde leben. Die UN-Organisation in Nairobi veröffentlichte am Weltwassertag eine Studie zum Thema Abwasser und nachhaltige Entwicklung. Die Studie geht davon aus, dass gegenwärtig mehr Menschen an verschmutztem Wasser sterben als bei Kriegen.

Der Umgang mit Abwasser sei eine zentrale Herausforderung, da immer mehr Menschen in Städten lebten, die Industrialisierung zunehme und die Nachfrage nach Fleisch wachse. 70 bis 90 Prozent des Wassers werde von der Landwirtschaft verbraucht. "Einige Schätzungen gehen davon aus, dass täglich rund zwei Millionen Tonnen Abfall in die Kanalisation gelangen. Das könnte zu mehr als zwei Milliarden Tonnen verschmutzten Wassers jeden Tag führen, das in unsere Gewässer gelangt", erklärte Christian Nellemann, einer der Autoren des Reports in der Mitteilung.

Es sei auch wesentlich dafür verantwortlich, dass in den Ozeanen die Fläche der sogenannten Todeszonen wächst, in denen es kaum noch Sauerstoff gibt. In den meisten Städten fehle es an einem ausreichenden Abwasser-Management. In Entwicklungsländern blieben 90 Prozent des Schmutzwassers ungeklärt. Darin enthaltene Stoffe wie Stickstoff und Phosphor könnten für die Landwirtschaft genutzt werden.

Stockholm-Wasserpreis an US-Forscherin

Rita Colwell widmet sich in ihrer Forschung der Cholera und anderen durch Wasser übertragenen Infektionskrankheiten.

Rita Colwell widmet sich in ihrer Forschung der Cholera und anderen durch Wasser übertragenen Infektionskrankheiten.

(Foto: dpa)

Der diesjährige Stockholm-Wasserpreis geht übrigens an die US-Wissenschaftlerin Rita Colwell. Sie erhält ihn für ihre Arbeit zur Vorbeugung von Cholera und anderen durch Wasser übertragene Infektionskrankheiten. Wie das Internationale Wasserinstitut (SIWI) in der schwedischen Hauptstadt mitteilt, bekommt die 76-Jährige die mit 150.000 Dollar (110.000 Euro) dotierte Auszeichnung am 9. September während der Weltwasserwoche von König Carl XVI. Gustaf.

Colwell von der Universität Maryland habe durch ihre "bahnbrechende Forschung über die Vorbeugung gegen durch Wasser übertragene Infektionen entscheidend zum Schutz von Gesundheit und Leben von Millionen Menschen beigetragen", heißt es in der Begründung.

Quelle: ntv.de, asc/dpa

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