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Geschlechterverschiebung in Ruanda Drittfrauen gebären mehr Töchter

Möglicherweise haben Frauen in dominanterer Position mehr Testosteron im Blut und bekommen daher mit höherer Wahrscheinlichkeit einen Sohn.

Möglicherweise haben Frauen in dominanterer Position mehr Testosteron im Blut und bekommen daher mit höherer Wahrscheinlichkeit einen Sohn.

(Foto: REUTERS)

Die sozial schwächer gestellten Nebenfrauen ruandischer Männer bekommen mehr Töchter als die bevorzugten Erstfrauen. Das berichtet Thomas Pollet von der Abteilung für Sozialpsychologie der Universität Groningen (Niederlande) in den "Biology Letters" der britischen Royal Society. Bereits seit langer Zeit wird eine Hypothese diskutiert, nach der beim Menschen – wie bei vielen Tierarten – das Geschlechterverhältnis der Neugeborenen von der Versorgungslage der Mutter abhängt. Bei einigen Tierarten wurde dieser Zusammenhang bereits bestätigt, die Ursachen sind nicht klar. Beim Menschen hingegen waren die Ergebnisse wegen der unterschiedlichen Datenbasis bisheriger Untersuchungen sehr widersprüchlich, berichtet Pollet.

Ursachen unklar

Er untersuchte daraufhin die Geburten von mehr als 95.000 Müttern in Ruanda. In diesem Land sind Ehen mit mehreren Frauen häufig. Seine Vermutung: Frauen zweiten oder dritten Ranges werden in der Familiengemeinschaft weniger beachtet und versorgt als eine einzige oder die bevorzugten Frauen. Dies könnte sich auf das Geschlechterverhältnis der Geburten auswirken. Die Ergebnisse bestätigen die Vermutung. Der Anteil der Jungen an den Neugeborenen lag sowohl bei Einzelfrauen als auch bei den Hauptfrauen einer Familie praktisch gleich – bei etwa 50,4 Prozent. Bei den Zweitfrauen zeigte sich nur eine leichte Verschiebung. Die Drittfrauen jedoch bekamen mit durchschnittlich nur 47,2 Prozent Jungen deutlich mehr Töchter.

Die Ursachen für diese Geschlechterverschiebung sind unklar, schreibt Pollet. Möglicherweise hätten Frauen in dominanterer Position – also die alleinigen Ehefrauen oder die Zweitfrauen – mehr Testosteron im Blut und daher mit höherer Wahrscheinlichkeit einen Sohn.

Quelle: ntv.de, dpa

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