Müll auf der Osterinsel Ein Weltkulturerbe kämpft gegen Dreck
13.09.2016, 14:57 Uhr
Im vergangenen Jahr besuchten rund 95.000 Touristen die Osterinsel.
(Foto: Imago)
Weil die Menschen ihren Müll nicht richtig trennen, stapeln sich auf dem Eiland die Abfälle auf den Deponien - und der Pazifik schwemmt jeden Tag neue Berge an Unrat an. Doch die Einwohner finden kreative Wege, mit dem Schmutz umzugehen.
Jeden Freitag startet ein Frachtflugzeug von der Osterinsel Richtung Chile. Im Frachtraum: Drei Tonnen Pappe. Einmal im Monat nimmt die Maschine gratis zwei Tonnen Plastik mit, einmal im Monat ebenjene Menge Aluminium. Doch das ist nur ein Bruchteil der Abfälle, die sich auf der Insel mit den geheimnisvollen Moai-Statuen anhäufen.
Dort sammelt sich nicht nur der Müll von 6500 Einwohnern und immer mehr Touristen - im vergangenen Jahr waren es 95.000 Besucher. Täglich werden auch Abfälle aus dem gigantischen Plastikmüllstrudel, der sich im Pazifik dreht, an die Strände geschwemmt. 1990 zählte die Insel insgesamt noch täglich rund vier Tonnen Müll, 2013 hat sich die Menge fast verdoppelt.
Eine nachhaltige, umweltverträgliche Entsorgung ist schwierig auf dem Eiland, das 3700 Kilometer vom chilenischen Festland entfernt abgelegen im Südpazifik liegt. Laut offiziellen Angaben sortieren lediglich 30 bis 40 Prozent der Einwohner ihre Abfälle. "Und nicht alle machen es richtig", klagen die Verantwortlichen. Zudem müssten die Abfälle sauber und trocken sein, aber nur die Hälfte sei in gutem Zustand.
Sieben Tonnen Müll pro Tag
So gehen nur 20 Prozent aller Abfälle ins Recycling - der Rest landet auf der Deponie, wo sich Haushaltsgeräte, Autowracks und alte Reifen stapeln. "Wenn wir Abnehmer finden für all diesen Müll, den wir produzieren, schicken wir alles gratis, wenn Sie wollen", witzelt Marcos Haoa, ein Historiker, der auf dem Recyclinghof von Orito aushilft.

Einsam - die Osterinsel liegt mehr als 1900 Kilometer von der nächsten bewohnten Insel entfernt im Pazifischen Ozean.
(Foto: dpa)
Sieben Tonnen Müll produzieren Einwohner und Touristen durchschnittlich pro Tag auf der Insel, die fast alles importieren muss. Bis 2025 werden so voraussichtlich 32 Tonnen Pappe, 18 Tonnen Plastikmüll, zwölf Tonnen Konservendosen und neun Tonnen Glas zusammenkommen.
Zudem liegt das kleine, dreieckige Eiland mitten in Meeresströmungen, die den Müll vom chilenischen Festland und Plastikfetzen von dem Pazifikstrudel an die 16, 17 und 24 Kilometer langen Küsten tragen. Auch alte Fischernetze enden an den Küsten oder in Mägen von Meerestieren - entsorgt von den riesigen japanischen, chinesischen oder spanischen Trawlern, die in den fischreichen Gewässern Thunfisch, Doraden oder Barsche fangen.
Konserven werden zu Kunst
Mancher Müll wird künstlerisch verwertet: Der US-Architekt Michael Reynolds, auch bekannt als "Garbage warrior" (Müllkrieger), baute aus Recyclingmaterialien die örtliche Musikschule. Und die Wände der Büros im Recyclingzentrum sind aus Konservendosen, Plastikflaschen und Kartonverpackungen entstanden, der Boden aus Beton mit zerstoßenem Altglas.
Die Gemeindeangestellte Piru Huke kämpft seit 29 Jahren gegen den Unrat aus dem Meer. Zwei bis vier Mal im Jahr organisiert sie Aktionen, zuletzt sammelten im Mai 150 Freiwillige 1800 Kilogramm Müll an den Stränden ein. Ein Unternehmen spendet jeden Monat hundert Müllsäcke, die die Helfer dann füllen und auf ihrem eigenen Rücken oder per Pferd zusammentragen. "Doch das reicht nicht", klagt sie. "Wir holen es nur aus dem Meer, um es auf die Müllhalde zu bringen. Das ist sehr entmutigend."
Quelle: ntv.de, Ana Fernandez, AFP