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Wirklich größtes Tier aller Zeiten? Experte: "Gründliche Forschung abwarten"

Die Riesenknochen werden vor der Bergung mit Gips umhüllt.

Die Riesenknochen werden vor der Bergung mit Gips umhüllt.

(Foto: picture alliance / dpa)

Der Dinosaurier-Experte Oliver Wings hat weltweit Dinosaurier ausgegraben, auch in Patagonien. Er erklärt, warum der neue Fund in Argentinien so spektakulär ist - und warnt vor übertriebenen Spekulationen.

Wie schätzen Sie den Wert der Entdeckung ein?

Der Fund ist sehr schön, es sind viele Knochen da, aber die Länge ist geschätzt. Es ist problematisch, aus einzelnen, wissenschaftlich unbearbeiteten Knochen auf Größe und Gewicht einer Art zu schließen. Ich denke, 80 Tonnen ist eher hoch angesetzt. Ich halte 50 bis 60 Tonnen für das maximal mögliche Gewicht. In jedem Fall ist das aber in der obersten Liga, was die Größe bekannter Dinosaurier angeht. Ob das jetzt der Allergrößte ist, muss sich durch gründliche Forschung herausstellen. Man muss abwarten, bis die Publikation in einer Fachzeitschrift erscheint.

Bislang hat man von großen Sauropoden meist nur einzelne kleine Fragmente gefunden. Die nun entdeckten Fossilien sollen dagegen in sehr gutem Zustand sein.

Oliver Wings bei Ausgrabungen in China.

Oliver Wings bei Ausgrabungen in China.

(Foto: picture alliance / dpa)

Das ist tatsächlich auffällig. Große Dinosaurier sind nur selten gut erhalten. Das hat einen einfachen Grund: Die Kadaver werden fast nie komplett eingebettet und konserviert. Bei diesen Körpermaßen ist dafür eine ganze Menge Sediment nötig, etwa durch eine große Flutwelle.

Bemerkenswert ist auch, dass gleich sieben Tiere dieser Art zusammen gefunden wurden. Wie erklären Sie sich das?

Da gibt es verschiedene Möglichkeiten: Die Sauropoden, die vermutlich in Herden lebten, können zum einen direkt am Fundort gestorben sein. Sie sind vielleicht zu einem trockenen Wasserloch gekommen, im Schlamm eingebrochen und steckengeblieben. Möglich wäre auch, dass die Kadaver von einer Flut mitgerissen und an einer Flussbiegung abgelagert wurden. Das kann eine Analyse der Sedimente zeigen.

Mit Puertasaurus und Argentinosaurus wurden bereits zwei weitere Kolosse in Argentinien gefunden. Wie erklären Sie diese Häufung in dem Land?

Dafür gibt es vor allem zwei Gründe: Zum einen hat die Steppe und Wüste Patagoniens keine ausgeprägte Pflanzendecke. Da kann man freiliegende Knochenfossilien leichter entdecken. Zudem hat man in Europa und vor allem in Deutschland schon sehr lange viel gesucht. In Ländern wie Argentinien oder auch China ist viele Jahrzehnte lang nichts passiert. Das erklärt, warum von dort seit einigen Jahren so viele Entdeckungen gemeldet wurden. Große Dinosaurier gab es vermutlich fast überall auf der Welt.

Zur Person: Oliver Wings arbeitet am Berliner Museum für Naturkunde und am Niedersächsischen Landesmuseum Hannover. Er leitet das Europasaurus-Projekt im Harz. Der Geologe und Paläontologe hat schon auf fünf Kontinenten Dinosaurier-Reste ausgegraben. Er arbeitete auch in der südargentinischen Provinz Chubut, wo nun die riesigen Dinosaurier gefunden wurden.

Quelle: ntv.de, jze/dpa

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