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Klimadaten vor 1,5 Millionen Jahren erwartet Gebiete mit uraltem Eis ausgemacht

Auf der Karte sind die Gebiete blau gekennzeichnet, in denen 1,5 Millionen Jahre altes Eis erwartet wird.

Auf der Karte sind die Gebiete blau gekennzeichnet, in denen 1,5 Millionen Jahre altes Eis erwartet wird.

(Foto: Van Liefferinge und Pattyn)

Auf der Suche nach dem Klima aus längst vergangenen Zeiten wenden sich Wissenschaftler dem Eis in der Antarktis zu. Mit einer Simulation finden sie Gebiete, die zwar relativ dünne Eisschichten haben, in denen aber trotzdem 1,5 Millionen Jahre altes Eis liegen könnte.

Bestimmte Eisschichten der Antarktis könnten eine Reise durch 1,5 Millionen Jahre Klimageschichte möglich machen. Bisherige Eisbohrkerne erlaubten nur für etwa die Hälfte dieser Zeitspanne Rückschlüsse auf die Atmosphäre, schreiben Wissenschaftler im Fachmagazin "Climate of the Past" der European Geosciences Union (EGU). Eisbohrkerne gelten als aussagekräftige Klimaarchive. Ihre Schichten entstehen, wenn Schnee fällt und sich zu Eis verdichtet.

Eisbohrkerne sind für Wissenchaftler ein aussagekräftiges Archiv von Klimadaten.

Eisbohrkerne sind für Wissenchaftler ein aussagekräftiges Archiv von Klimadaten.

(Foto: picture-alliance / dpa/dpaweb)

Mit Hilfe von Daten zu Klima- und Eisbedingungen der Antarktis hatten die Forscher um Hubertus Fischer von d er Universität Bern (Schweiz) in einer Simulation errechnet, wo die Eisdecke 1,5 Millionen Jahre umspannen könnte. Aussichtsreich sind demnach Gebiete nahe der großen Hochebenen in der Ostantarktis sowie nahe dem Südpol.

Mit ihren eingeschlossenen Luftbläschen stellten Eisbohrkerne ein direktes Archiv der Atmosphäre längst vergangener Zeiten dar, schreiben die Forscher. Ein insgesamt 3,2 Kilometer langer Eisbohrkern von Dome Concordia in der Antarktis offenbarte 800.000 Jahre Klimageschichte. Er zeigte, dass sich die Treibhauskonzentrationen und die Temperaturen stets parallel zueinander veränderten.

Einfluss von Treibhausgasen klärbar

Klimaforscher seien sehr an der Zeitspanne vor etwa 1,2 Millionen bis 900.000 Jahren interessiert, schreiben die Forscher. Analysen des Meeressediments wiesen auf einen klimatischen Übergang in dieser Phase hin. Das Erdklima schwanke zwischen kurzen Warm- und langen Kaltphasen – vor dem Übergang habe eine solche Periode 41.000 Jahre, seither aber 100.000 Jahre umfasst. Einige Forscher vermuteten einen Zusammenhang mit der Konzentration von Treibhausgasen, erläutern die Wissenschaftler. Ein 1,5 Millionen Jahre umfassender Eisbohrkern könne dies klären helfen. "Ein solcher Eiskern existiert bisher nicht, aber Eis dieses Alters sollte es in der Antarktis prinzipiell geben."

Es reiche allerdings nicht, einfach tiefer zu bohren, heißt es in dem Fachmagazin. Denn unter sehr hohem Druck erwärme sich das älteste, ganz unten liegende Eis und schmelze. Dies sei beim Dome-Concordia-Kern der Fall gewesen und habe seine Aussagekraft auf 800.000 Jahre begrenzt. Ein weiterer Faktor sind den Forschern zufolge horizontale Bewegungen im Eispanzer, die ein Durchmischen der jährlichen Schichten zur Folge haben.

Die Schichten zusammengepressten Neuschnees sollten bei dem gesuchten Eiskern deshalb möglichst dünn sein, erläutern die Forscher. Anzustreben sei eine Kernlänge von maximal 2,4 bis 3 Kilometern. In den vielversprechenden Gebieten müssten nun zunächst die Dicke der Eisdecke und die Temperatur am Grund gemessen werden, heißt es in der Studie. In den nächsten drei bis fünf Jahren könne dann ein Bohrprojekt starten. Die Kosten dafür lägen bei rund 50 Millionen Euro.

Quelle: ntv.de, dpa

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