Windparks im Meer Gefahr für Vögelschwärme
17.11.2009, 19:40 Uhr
45 Kilometer nördlich von Borkum steht Deutschlands erster Offshore-Windpark in der Nordsee.
(Foto: dpa)
Die Gefahren für Vogelschwärme durch neue Offshore-Windparks sind nach Einschätzung von Experten weitgehend unbekannt. "Bis vor kurzem gab es noch keinen Windpark auf See", sagte Ommo Hüppop vom Institut für Vogelforschung in Oldenburg. Die Auswirkungen auf den Vogelzug durch Windräder auf See seien schwer abzuschätzen, da bisher nur von Forschungsplattformen und von Land aus beobachtet werden konnte, sagte Hüppop bei den 3. Wissenschaftstagen des Bundesumweltministeriums zum Thema Offshore-Forschung.
Hüppop und seine Mitarbeiter haben von 2004 an für die Studie FINOBIRD systematisch die Bewegungen von Vögeln erfasst und dabei automatisierte Zähl- und Beobachtungsgeräte eingesetzt. Wichtigster Standort war die Forschungsplattform FINO 1 am Baufeld des Windparks "alpha ventus" 45 Kilometer nördlich von Borkum. Dort wurde am 16. November das letzte von zwölf Windrädern errichtet. Die Anlagen erreichen mit bis zu 155 Metern Höhe die Größe des Kölner Doms.
Problem ist die Beleuchtung
Bei 36 von 159 Kontrollen auf der unbemannten Plattform fanden die Forscher insgesamt 770 tote Vögel. Angesichts der wenigen Besuche auf FINO 1 sei offensichtlich, dass es sich nur um einen Bruchteil der tatsächlich mit der Plattform kollidierten Vögel handelte, heißt es in dem FINOBIRD-Abschlussbericht. Es seien überwiegend in der Nacht ziehende Vögel betroffen. Für sie seien die Gefahren besonders groß.
Bei schlechtem Wetter flögen die Vögel niedrig und würden mangels anderer Rastplätze auf See durch beleuchtete Objekte angezogen. "Besonders kritisch ist daher die ununterbrochen helle Beleuchtung von Windkraftanlagen zu sehen", sagte Hüppop. Dies sei aus Gründen der Schiffs- und Flugsicherheit vorgeschrieben. Konkrete Angaben zum Kollisionsrisiko für ziehende Kleinvögel durch Windräder auf See lägen jedoch bisher nicht vor.
Um das Ausmaß von Kollisionen möglichst gering zu halten, sind nach Angaben von Hüppop bessere Kenntnisse über das Verhalten von Vögeln und Fledermäusen an Offshore-Bauten nötig. Getestet werden sollte zudem eine Optimierung der Sicherheitsbeleuchtung und in bestimmten Fällen das Abschalten von Windkraftanlagen. Ein erfolgreiches Frühwarnsystem in Kombination mit einem vernünftigen Beleuchtungs- und Abschaltkonzept könnte die Anzahl der Kollisionsopfer als auch der Ausfallzeiten der Windräder minimieren.
Quelle: ntv.de, dpa