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Antibiotika im Aas Geier gefährdet

Antibiotika im Aas machen den Nachkommen spanischer Geier zu schaffen: Ihr Immunsystem ist geschwächt, wenn sie von ihren Eltern Fleisch mit Medikamentenresten bekommen. Das berichten Forscher um Guillermo Blancon vom Museo Ciencias Naturales in Madrid in den "Proceedings B" der britischen Royal Society. Sie hatten bei zahlreichen Vögeln das Blut untersucht.

Das Problem ist unter anderem die Folge einer EU-Vorschrift: Demnach müssen tote Weidetiere entsorgt werden, um eine mögliche Ausbreitung der Rinderwahnsinns BSE zu vermeiden. Auf der Iberischen Halbinsel leben mehr als die Hälfte der europäischen Geier, vom sehr seltenen Mönchsgeier sogar mehr als 90 Prozent, berichtet der NABU (Naturschutzbund Deutschland).

Futternot aufgrund EU-Vorschrift

Durch die EU-Vorschrift fehlt den Geiern auf der Iberischen Halbinsel vielfach das Futter. Sie sammeln sich daher an einigen angelegten Futterstellen ("Muladares"), an denen Züchter tote Tiere aus ihren Ställen abladen. Diese wurden vielfach mit Antibiotika behandelt, die auch in den Leichen haltbar sind und damit in den Organismus der Nestlinge gelangen. Blancon und sein Kollege Jsus Lemus nahmen zahlreiche Blutproben bei jungen Gänsegeiern (Gyps fulvus), Mönchsgeiern (Aegypius monachus) und Schmutzgeiern (Neophron percnopterus). Dabei fanden sich synthetische Antibiotika aus der Gruppe der Chinolone.

Jungvögel, die diese Substanzen verschlingen, haben eine geschwächte Immunantwort – sowohl ihre Abwehr mit Killerzellen als auch ihre Antikörper arbeiten schlechter als jene von Altersgenossen, die ohne Antibiotika im Fleisch aufwachsen. Blancon warnt nun vor dem mit Medikamenten behandelten Futter.

Die verordnete Futternot im Süden führte in den vergangenen Jahren bereits mehrfach dazu, dass die Geier bis nach Deutschland flogen, um Beute zu machen. Das wiederum führte jeweils zu Schlagzeilen, weil die Tiere hierzulande seit rund 150 Jahren ausgestorben sind, berichtet der NABU. Das erneute Auftreten der Geier in Mitteleuropa könnte auch eine Chance eröffnen, die Vögel wieder bei uns heimisch zu machen. Der NABU schlägt dazu vor, an geeigneten Orten großflächige Weidegebiete einzurichten und "geierfreundlich" zu entwickeln.

Quelle: ntv.de

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