Wo kommen sie her? Gentest für Haifischflossen
01.12.2009, 12:33 UhrDie Flossen vieler bedrohter Haibestände enden in den Suppenküchen Asiens. Nun enthüllt ein Gentest die geografische Herkunft einiger der abgetrennten Flossen. Dabei zeigt sich, dass zahlreiche Flossen von bedrohten Populationen aus tausenden Kilometern Entfernung stammen.

In Indonesien sagt man den Inhaltsstoffen der Haifischflossen eine medizinische Wirkung nach.
(Foto: picture-alliance/ dpa)
Zu diesem Ergebnis kommt das Forscherteam um Demian Chapman von der Stony Brook University in New York, das mit mehreren Schutzorganisationen zusammenarbeitet. Fischer und Händler interessieren sich nur für die Flossen – der Rest und damit fast das ganze Tier wird zurückgeworfen, vielfach noch lebend. Dieser Raubbau bedroht den Bestand vieler Haiarten. Die Studie sollte unter anderem zeigen, wo Fischer besser kontrolliert werden müssen, teilten die Forscher mit. Die Resultate sind im Journal „Endangered Species Research“ nachzulesen.
Delikatesse für die Reichen
Haifischflossensuppe wird in Asien – etwa in China – in gehobenen Restaurants angeboten und vornehmlich von den Reichen gegessen. Die teure Delikatesse wird gerne aufgetischt, um andere zu beeindrucken. Auch wird ihr aus der traditionellen chinesischen Medizin nachgesagt, den Körper und die Abwehrkräfte zu stärken. Vom kulinarischen Standpunkt her enthält eine solche Speise viele Proteine, die aus den Flossen herausgekocht werden. Dies alles geschieht in China nicht im Verborgenen, die Speise ist erlaubt. Inzwischen formiert sich allerdings auch in diesem Land gesellschaftlicher Widerstand gegen die Suppe. Unter anderem beteiligen sich der bekannte chinesische NBA-Basketballspieler Yao Ming und die Olympia-Turmspringerkönigin Guo Jingjing an der öffentlichkeitswirksamen Kampagne.
Chapman und seine Kollegen befassen sich besonders mit dem Schaufelnasen-Hammerhai (Sphyrna lewini). Die Analyse von 177 genetischen Proben lebender Fische aus dem Westatlantik zeigten zunächst, dass dort drei Populationen leben: Eine im US-Teil des Seegebietes und im Golf von Mexiko, eine vor Belize sowie Panama und eine weitere vor Brasilien. In diesem Bereich werden die Tiere auf der Roten Liste der bedrohten Arten als „gefährdet“ eingestuft. Auf die gleiche Weise untersuchte das Team genetische Daten von 62 Schaufelnasen-Flossen von einem Markt in Hongkong. Der spätere Vergleich ergab, dass 13 der gekauften Flossen aus dem Westatlantik stammten. Dieses Verfahren ließe sich auch auf andere Haiarten und weitere Meeresgebiete ausdehnen.
"Globale Jagd epischen Ausmaßes"
Ein Kilogramm Flossen kostet in Hongkong rund 120 US-Dollar (etwa 80 Euro). „Die hohen Preise haben eine globale Jagd auf Haie epischen Ausmaßes erreicht“, sagte die Direktorin für den Artenschutz der Meere an der Stony Brook University, Ellen Pikitch. Vorherige Untersuchungen hätten gezeigt, dass jährlich rund 73 Millionen Haie gefangen werden, damit ihre Flossen verkauft werden können. Zwischen 1 und 3 Millionen davon seien Hammerhaie. Unzureichende Kontrolle und eine erbarmungslose Jagd drängen die Tiere an den Rand des Aussterbens.
Quelle: ntv.de, dpa