Elegante Strategie Gentests gegen Walfang
19.04.2010, 10:39 Uhr
Zurückgehend auf das 16. Jahrhundert gilt der Walfang in Japan als Tradition.
(Foto: picture-alliance/ dpa)
Eine internationale Gruppe von Genetikern verfolgt eine neue, elegante Strategie im Kampf gegen den umstrittenen Walfang in Japan. Nach dem Fund von illegal gehandeltem Walfleisch in einem US-Restaurant möchte die Gruppe um Scott Baker von der Oregon State University in Newport Einsicht in das japanische Register mit DNA-Proben von Walen erhalten. So ließen sich Hinweise darauf finden, wie das Fleisch seinen Weg ins Restaurant "The Hump" im kalifornischen Santa Monica fand. Eine entsprechende Anfrage sei an die japanische Regierung gestellt worden, schreibt das Team in den "Biology Letters" der britischen Royal Society.
Drohende Haftstrafen
Die Geschichte kam im Oktober 2009 ins Rollen. Testkäufer orderten in dem kalifornischen Restaurant das dort angebotene Walfleisch. Die Umweltschützer filmten den Vorgang heimlich und nahmen Proben der aufgetischten Speise. Eine genetische Untersuchung zeigte kurz darauf, dass tatsächlich Walfleisch serviert worden war – dabei ist der kommerzielle Handel damit verboten. Das Restaurant entschuldigte sich inzwischen "bei seinen treuen Kunden, der Stadt Santa Monica und der gesamten Öffentlichkeit für seine illegalen Handlungen". Darüber hinaus schloss das Geschäft nach zwölf Jahren seine Türen. Den Verantwortlichen drohen nach Angaben der "Los Angeles Times" mehrere Hunderttausend Dollar Geldstrafe oder sogar ein Jahr Haft. Die Ermittlungen laufen.
Zugang zu japanischer Wal-DNA?
Das Fleisch stammt wahrscheinlich aus dem international heftig kritisierten und von Japan als wissenschaftlich bezeichneten Fangprogramm, heißt es in dem Journal. Um diese These zu prüfen, sollen die genetischen Proben aus dem "The Hump" mit japanischen Proben verglichen werden. Stimmen sie überein, muss das Fleisch aus Japan stammen – das wäre der Nachweis dafür, dass das Handelsverbot verletzt wurde. Die Resultate zeigten, dass jede Art des Walfangs unabhängig, transparent und zuverlässig überprüft werden müsse, betonen Baker und seine Kollegen. Die Studie wurde unter anderem von der US-Fischereibehörde unterstützt.
Der Internationale Tierschutz-Fonds IFAW begrüßt die Arbeit der Forscher: "Dass sich die Wissenschaftler so engagieren, ist eine gute Sache", sagte Wal-Experte Andreas Dinkelmeyer. Er glaubt allerdings nicht, dass Japan den Zugang zu seinen Daten ermöglichen wird: "Wenn sie es machten, würden sie sich in politische Schwierigkeiten bringen." Der Zugang zu den Ergebnissen des Walfangs in Japan sei seit jeher schwierig, erklärt Dinkelmeyer. Seit Jahren werde im wissenschaftlichen Ausschuss der internationalen Walfangkommission beklagt, dass Japan nur unvollständig über die Resultate seiner Arbeit berichte. Zu diesen zählten auch die genetischen Informationen der erlegten Meeressäuger.
Quelle: ntv.de, dpa