Lebensmittel mit Gegenanzeige Grapefruits verändern Arzneiwirkung
10.04.2014, 12:02 Uhr
Sauer macht lustig - sofern der Grapefruitsaft nicht mit bestimmten Medikamenten kombiniert wird.
(Foto: imago stock&people)
Antibiotika und Milch sind oft keine gute Kombination, das ist bekannt. Doch wer hätte gedacht, dass auch Grapefruits und Pomelos die Wirkung bestimmter Medikamente beeinflussen? Die Folgen können gravierend sein.
Wer sich etwas Gutes tun will und gesund leben möchte, greift öfter mal zu frischem Obst. Grapefruits sind da eine gute Wahl, enthalten sie doch viel Vitamin C, dazu Kalium und auch ein wenig Calcium und Magnesium. Doch Achtung: Mit Medikamenten verträgt sich die Zitrusfrucht nicht unbedingt. Es drohen gefährliche Wechselwirkungen.
Die Grapefruit kann nämlich Enzyme in der Darmwand hemmen - Enzyme, die eigentlich den Abbau des eingenommenen Arzneimittels vorantreiben würden. Das bedeutet, dass sich die Wirkstoffe des Medikaments womöglich in viel höherer Konzentration im Körper verteilen als vorgesehen. "Bei CSE-Hemmern etwa, die den Cholesterinspiegel senken sollen, kann sich die Wirkung so ungewollt verstärken", erklärt Heidi Günther, Apothekerin bei der Barmer GEK. Nebenwirkungen sind dann häufiger: In diesem Fall sind es Muskelschmerzen und Magen-Darmbeschwerden.
Blutdruckmittel wirken stärker
Doch es sind nicht allein Cholesterinsenker, die durch Grapefruitsaft in ihrer Wirkung beeinflusst werden: "Bei Mitteln, die zur Senkung des Blutdrucks oder für das Herz eingenommen werden – sogenannte Calciumkanalblocker - besteht ebenfalls die Gefahr, dass sie in stark erhöhter Konzentration im Blutkreislauf auftreten. Sie können dann Schwindel und Herzbeschwerden verursachen", warnt Günther.
In einer kanadischen Studie von 2012 ist von mehr als 85 Arzneien die Rede, die von Grapefruitsaft beeinflusst werden können. Dazu gehören Mittel, die gegen Herz-Kreislauf-Krankheiten eingesetzt werden, gegen Krebs oder auch, um das Immunsystem zu unterdrücken. In manchen Fällen kann es in Kombination mit der Zitrusfrucht gar zu Magenblutungen oder Nierenschäden kommen.
Gilt auch für Pampelmuse und Pomelo
Diese Wechselwirkungen müssen nicht unbedingt auftreten, sind aber möglich. "Auch beim Verzehr von Pampelmusen und Pomelos!", sagt Günther. Diese Früchte sind eng mit der Grapefruit verwandt. Wer sie gegessen hat und danach entsprechende Symptome feststellt, sollte sich umgehend an einen Arzt wenden, so der Rat der Expertin. Auch Joghurts, Marmeladen und Säfte enthalten häufig Grapefruit-Extrakte. Ein Blick auf die Inhaltsstoffe gibt Auskunft.
Zwischen der Medikamenteneinnahme und dem Grapefruitgenuss einfach eine gewisse Zeit verstreichen zu lassen, nützt nichts. Auch nach 24 Stunden beeinflusst der Saft die Arzneikonzentration noch. Da hilft nur eines: zu anderen Obstsorten greifen. Und die Medikamente nimmt man in jedem Fall am besten mit Wasser ein.
Kaffee und Kohl mit Nebenwirkungen
Denn neben Milch, die mit manchen Antibiotika schwerlösliche Verbindungen eingehen kann, verändern auch Kaffee, Grün- und Schwarztee sowie Rotwein mitunter die Wirkung von Arzneimitteln. Sie beeinträchtigen zum Beispiel die Aufnahme von Eisenpräparaten. Im Magen-Darm-Trakt binden die in diesen Getränken enthaltenen Gerbstoffe die Eisenionen. Die gelangen dann nicht mehr in den Organismus.
Und auch, wer als Asthmapatient mit Theophyllin behandelt wird, sollte auf Gerbstoffe verzichten. Unter ihrem Einfluss kann sich das Theophyllin stärker als beabsichtigt im Körper anreichern. Eine ähnliche und damit unerwünschte Wirkung hat in diesem Fall übrigens auch schwarzer Pfeffer.
Nicht einmal Gemüse ist uneingeschränkt empfehlenswert, wenn es um Wechselwirkungen mit Medikamenten geht. Wer die Gerinnungshemmer Phenprocoumon oder Warfarin einnimmt, sollte keine übermäßig großen Portionen an grünen Gemüsesorten oder mal viel und mal wenig zu sich nehmen. Spinat, Brokkoli oder Rosenkohl enthalten nämlich viel Vitamin K. Das schwächt die Wirkung der beiden Arzneistoffe. Ganz verzichten muss man aber nicht. Am besten ist es, immer eine ähnlich große Menge zu essen.
Es sieht nicht nur so aus, es ist so: Die Wechselwirkungen von Medikamenten und Nahrungsmitteln sind ein weites Feld. Doch jeder kennt den Hinweis, der verrät, wie man auf Nummer sicher geht: Man fragt den Arzt oder Apotheker.
Quelle: ntv.de