Mit Stammzellentherapie Hilfe für Mäuse mit Diabetes
20.02.2008, 20:59 UhrMit menschlichen embryonalen Stammzellen haben US-Forscher erfolgreich zuckerkranke Mäuse behandelt. Diese Ergebnisse seien ein wichtiger Schritt auf dem Weg zu einer Zelltherapie für Diabetiker, betonen die Autoren im Fachjournal "Nature Biotechnology". Emmanuel Baetge und seine Arbeitsgruppe vom Biotechnologie-Unternehmen Novocell in San Diego (US-Staat Kalifornien) zeigen mit ihrer Studie, dass sich menschliche embryonale Stammzellen zu insulinproduzierenden Zellen entwickeln können, die in Abhängigkeit vom Blutzuckerspiegel das benötigte Hormon ausschütten.
Aus den embryonalen Stammzellen hatten die Forscher zunächst im Labor Bauchspeicheldrüsengewebe gezüchtet, das dem Gewebe eines sechs bis neun Wochen alten Embryos entspricht. Dieses Gewebe wurde Mäusen eingepflanzt, die zuvor künstlich zuckerkrank gemacht worden waren. Dazu hatten die Forscher die Beta-Zellen der Versuchstiere chemisch zerstört. Beta-Zellen sind üblicherweise für die Blutzuckerregulierung zuständig. Rund einen Monat nach der Einpflanzung beobachteten die Forscher neue insulinproduzierende Zellen, die sich aus dem menschlichen Gewebe entwickelt hatten.
Drei Monate nach der Zellimplantation erreichten diese neuen Beta- Zellen ihre maximale Insulinausschüttung. Ein Großteil der Mäuse produzierte genügend Insulin, um vollständig gegen die künstliche Zuckerkrankheit gewappnet zu sein. Auch die C-Peptid-Werte, ein Maß für die Insulineigenproduktion des Körpers, stiegen auf ein bisher in keinem Experiment erreichtes Niveau, berichten die Forscher. Menschliche embryonale Stammzellen könnten sich als Quelle für nachwachsende Beta-Zellen für Diabetiker erweisen, meinen die Mediziner. Gemäß den Statuten des Fachjournals erklären die Forscher wirtschaftliche Interessen an den Resultaten.
Bis zu einer möglichen Anwendung beim Menschen ist es allerdings noch ein langer Weg - bislang gibt es weltweit für keine Krankheit eine etablierte Therapie mit menschlichen embryonalen Stammzellen. Diabetiker kommen bisher nur durch eine Transplantation der Bauchspeicheldrüse oder eine Infusion mit sogenannten Langerhansschen Inseln, die Beta-Zellen enthalten, zu insulinproduzierenden Zellen. Keines dieser Verfahren ist für die breite Masse der Diabetiker geeignet, unter anderem mangelt es an Spenderorganen.
In Deutschland sind mehr als fünf Millionen Menschen an Diabetes mellitus erkrankt. Davon leiden etwa 250.000 Patienten am Typ 1 Diabetes, für die eine Stammzelltherapie besonders geeignet wäre. Insgesamt starben im Jahr 2006 mehr als 22.000 Deutsche an den Folgen von Diabetes. Die Zahl der Erkrankungen und Todesfälle steigt langfristig an, was vor allem dadurch zu erklären ist, dass zunehmend mehr Menschen sich falsch ernähren, sich zu wenig bewegen und übergewichtig sind.
Quelle: ntv.de