Neue Technik bei Parkinson Hirnschrittmacher mit Akku
28.10.2008, 10:07 UhrDer Parkinson-Patient, dem in Köln weltweit erstmals ein von außen aufladbarer Hirnschrittmacher implantiert worden war, wird nach Experten-Prognose beschwerdefrei leben können. "Ich bin sicher, dass der Patient in zwei bis drei Monaten sowohl beim Zittern als auch seiner Bewegungsverlangsamung ganz oder nahezu beschwerdefrei sein wird. Es geht ihm schon jetzt viel besser", sagte der Neurochirurg Prof. Volker Sturm von der Kölner Universitätsklinik.
Sturm hatte die OP am vergangenen Freitag mit vier weiteren Medizinern durchgeführt. Das neuartige akkubetriebene Gerät der US-Firma Medtronic sei eine wichtige Innovation für viele Parkinson-Patienten, erklärte Sturm. Das Gerät erspart dem Patienten die bislang alle zwei bis fünf Jahre fälligen Austausch-Operationen, die in bis zu 20 Prozent der Fälle zu schweren Komplikationen führen. Der neue Schrittmacher "Activa RC" wirke zudem besser und gezielter, da er mehrere Stellen im Gehirn zugleich stimulieren könne.
Hoffnungsvolle Prognose
"Konservativ geschätzt könnten davon 2500 bis 3000 Parkinson-Patienten jedes Jahr profitieren", sagte der Kölner Neurochirurg. Derzeit werden in Deutschland jährlich 500 Hirnschrittmacher implantiert, davon 180 von Prof. Sturm, Leiter der Klinik für Stereotaxie und Neurochirurgie.
Sturm und der Wissenschaftler Prof. Peter Tass vom Forschungszentrum Jülich waren für eine eigene Hirnschrittmacher- Entwicklung 2006 für den Deutschen Zukunftspreis nominiert worden. Dieses Projekt unter Federführung von Prof. Tass laufe sehr vielversprechend, betonte Sturm. "In einem Zeitraum von ein bis drei Jahren werden wir einen Prototypen implantieren können."
Bisher werden deutschlandweit nur Hirnschrittmacher der US-Firma Medtronic eingesetzt, die seit 1970 in Deutschland vertreten und Forschungspartner mehrerer Universitäten ist, wie Unternehmenssprecher Andreas Bohne sagte. Mit der neuen Generation der Schrittmacher, die auch für Patienten mit Tremor (Zittern) oder Dystonie (lebensgefährliche Verkrampfungen) infrage kommen, sollen auch die Nebenwirkungen deutlich verringert werden. Der Schrittmacher - er wird dem Patienten im Brust- oder Oberbauchbereich eingesetzt - erzeugt elektrische Impulse, die durch Leitungen unter der Haut an die betroffenen Gehirn-Regionen und die dort implantierten winzigen Elektroden geschickt werden.
Quelle: ntv.de