Die Hoffnung stirb zuletzt Impfstoff nicht aufgeben
28.06.2007, 15:10 UhrDer Mitentdecker des Aidsvirus, Prof. Robert Gallo, gibt die Hoffnung auf einen Impfstoff gegen die Immunschwäche Aids nicht auf. Dieser sei weiterhin möglich, obwohl es derzeit keine konkreten Fortschritte gebe.
Das sagte Gallo zum Auftakt des Deutsch-Österreichischen Aids-Kongresses in Frankfurt am Main. Je besser man verstehe, wie das Virus in die Zelle gelange, desto näher rücke der Impfstoff, ergänzte der US-Forscher. Er hatte zu Beginn der 1980er Jahre als einer der ersten den Aids-Erreger HIV identifiziert. Auch der Präsident der Deutschen Aids-Gesellschaft, Prof. Norbert Brockmeyer, hält am langfristigen Ziel einer Impfung fest: "Der durchschlagende Erfolg wird nur durch Vakzine kommen."
Im vergangenen Jahr sind in Deutschland so viele neue Aidsinfektionen registriert worden wie noch nie seit dem Beginn der genauen Erfassung 1993. Die Zahl der gesicherten Neuinfektionen stieg 2006 um vier Prozent auf 2.611, wie das Robert Koch-Institut (RKI) in Berlin im Mai berichtete. Damit hat die Zahl der neuen HIV- Infektionen seit 2001 um 81 Prozent zugenommen.
Knapp 2.000 Wissenschaftler treffen sich in dieser Woche in Frankfurt zum größten Aids-Kongress im deutschsprachigen Raum. Der Kongress steht unter dem Motto "anders denken" und sucht vor allem nach neuen Wegen in der Prävention.
"Unsere bisherigen Präventionsstrategien haben nicht genügend gegriffen", kritisierte Kongress-Vizepräsidentin Brigitte Schmied. Auch Brockmeyer attestierte: "Unsere Präventionskampagnen sind nicht angekommen." Ein Grund dafür sei, dass die Kampagnen zu oft mit der Sprache der Erwachsenen arbeiteten. Die Kongress-Organisatoren empfehlen, Jugendliche öfter an der Gestaltung von Aufklärungskampagnen zu beteiligen.
Um das Thema Aids wieder mehr in die Öffentlichkeit zu rücken, wird der Kongress von einem umfangreichen Programm begleitet. Es gibt Theaterstücke, Filme, Ausstellungen, Konzerte und Lesungen. Spektakulärste Aktion ist ein Weltrekordversuch: Mehr als 3.000 Menschen sollen am Freitagmittag in der Innenstadt die größte menschliche Aids-Schleife formen. Am Samstag spielen Jugendliche beim Straßenfußballturnier "Anpfiff gegen Aids" mit jedem Tor Geld für Aids-Projekte ein. Bei der Aktion "Aids Public Viewing" geben Erkrankte der Krankheit ein Gesicht, indem sie ihre Krankengeschichte in der Stadt plakatieren.
Bei der Konferenz "Aids&Economy" gingen Experten der Frage nach, wie die Krankheit die Wirtschaft beeinflusst. Ein Vertreter des Aidsprogramms UNAIDS der Vereinten Nationen bilanzierte: Einzelne Haushalte in den Entwicklungsländern hätten wegen der hohen Kosten und wegen weniger arbeitsfähiger Mitgliedern weniger Geld zur Verfügung; Firmen bekämen schwerer Personal und hätten weniger Kunden; Volkswirtschaften könnten schlechter wachsen, ausländische Investoren würden abgeschreckt.
Quelle: ntv.de