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US-Armee zahlt Massentest Impfstoff senkt HIV-Risiko teilweise

Trotz Impfstoff bleibt das Risiko einer HIV-Infektion hoch.

Trotz Impfstoff bleibt das Risiko einer HIV-Infektion hoch.

Wissenschaftler haben einen Durchbruch bei der Suche nach einem Impfstoff gegen die Immunschwächekrankheit Aids gemeldet. Ein an mehr als 16.000 Freiwilligen getesteter Impfstoff reduziere um fast ein Drittel das Risiko einer HIV-Infektion, erklärten die Forscher am Donnerstag in Bangkok. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) und UNAIDS gratulierten zu den "ermutigenden Ergebnissen", auch wenn weitere Studien notwendig seien.

"Hier wurde zum ersten Mal gezeigt, dass eine Impfung vor dem Virus tatsächlich schützen kann", sagte Oberst Jerome Kim vom HIV-Forschungsprogramm der US-Armee in einer Videobotschaft. "Dies ist ein sehr wichtiger wissenschaftlicher Fortschritt und gibt uns Hoffnung, dass wir eines Tages einen weltweit wirksamen Impfstoff haben werden". Der thailändische Gesundheitsminister Witthaya Kaewparadai, dessen Ministerium bei dem Massentest gemeinsam mit der US-Armee federführend war, sprach von einem "wissenschaftlichen Durchbruch".

Neue Kombination von Impfmitteln

Für den Test wurden zwei alte Impfstoffe kombiniert, die einzeln wenig erfolgreich waren: ALVAC von Sanofi-Aventis sowie AIDSVAX, von VaxGen Inc entwickelt und inzwischen von Global Solutions for Infectious Diseases vertrieben. Die Impfstoffkombination wurde seit Oktober 2003 an 16.400 Männern und Frauen zwischen 18 und 30 Jahren mit durchschnittlichem Ansteckungsrisiko aus zwei thailändischen Provinzen in der Nähe von Bangkok getestet. Eine Hälfte der Probanden erhielt den Impfstoff, die andere Hälfte ein Placebo. Von den 8198 tatsächlich geimpften Probanden infizierten sich 51 mit HIV, von den anderen Testpersonen 74. Den beteiligten Forschern zufolge wurde das Risiko um 31,2 Prozent reduziert. Jetzt müsse geklärt werden, warum sich die Kombination der beiden Impfstoffe nun als wirksam erwiesen habe.

Die Weltgesundheitsorganisation und das AIDS-Programm der Vereinten Nationen in Genf gratulierten "den leitenden Forschern, Sponsoren und den Probanden, die dieses ermutigende Ergebnis möglich gemacht haben". Die neuen Ergebnisse hätten der Forschung nach einem HIV-Impfstoff "neue Hoffnung eingeflößt", auch wenn auf Grundlage der bisherigen Resultate noch keine Genehmigung für den Impfstoff erteilt werden könne. Weitere Studien müssten zeigen, ob der Impfstoff in anderen Teilen der Welt die gleiche Wirkung zeige.

Wesentlicher Forschungsschritt

Die Deutsche Aidsstiftung bezeichnete den Impfstoff als entscheidenden Schritt nach vorn. "Es ist das erste Mal überhaupt, dass ein Test am Menschen gezeigt hat, dass Impfstoffkandidaten tatsächlich einen Schutz aufgebaut haben", sagte Geschäftsführer Ulrich Heide dem Sender MDR Info. Bisher habe das nur bei Tierversuchen funktioniert. Der Direktor der Französischen Behörde für Aidsforschung (Anrs), Jean-François Delfraissy, erklärte hingegen, eine Reduktion der Ansteckungsgefahr um 31 Prozent sei "viel zu wenig".

Derzeit werden noch 30 weitere mögliche Aids-Impfstoffe getestet. Die Hoffnungen der Wissenschaftler hatten 2007 einen herben Rückschlag erlitten, als die Erprobung eines zunächst vielversprechenden Impfstoffs des US-Pharmaunternehmens Merck gestoppt wurde, weil er sich als unwirksam herausstellte. Aids wurde 1981 erstmals als Krankheit erkannt. Seitdem starben mindestens 25 Millionen Menschen an den Folgen der Infektion, 33 Millionen weitere sind infiziert.

Quelle: ntv.de, AFP

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