Weltarchäologenkongress "Indy" ist kein gutes Vorbild
23.05.2008, 13:50 UhrDie Filmfigur Indiana Jones bietet nach Ansicht der Chefin des Weltarchäologenkongresses kein gutes Vorbild für seine Zunft. "Auf der Jagd nach Ruhm und Vermögen ignoriert Jones internationale Abkommen, benutzt sterbliche Überreste von Menschen als Waffen und zerstört archäologische Stätten", sagte Claire Smith von der Universität Newcastle in Australien zum Kinostart von "Indiana Jones und der Kristallschädel". Archäologen seien daran interessiert, die Vergangenheit zu bewahren und nicht Profit aus ihr zu schlagen. Die Filmfigur Jones, die von Harrison Ford verkörpert wird, habe es aber zeitweise mehr auf den Verkaufswert eines Artefakts abgesehen als auf die Informationen, die er liefern könne.
Zudem kritisierte Smith in dem Interview des australischen Rundfunks ABC, dass die Indiana-Jones-Filme ein imperialistisches Weltbild schaffen würden, in dem archäologische Schätze in entfernten Teilen der Welt von westlichen Mächten beschützt werden müssten. "Die Ureinwohner, die Jones im 'Kristallschädel' behindern, sind in Wirklichkeit Nachkommen der Menschen, die die Artefakte hergestellt haben."
Dennoch kann Smith den Filmen nicht nur Schlechtes abgewinnen: "Der große Wert von Indiana Jones für die archäologische Gemeinschaft ist, dass er eine pedantische und anstrengende Wissenschaft aufregend erscheinen lässt." Auch einige ihrer Kollegen hätten bereits ähnliche Abenteuer während ihrer Arbeit erlebt. So sei ein Archäologe in Neu Guinea mit einer Waffe bedroht worden, während sein Fahrzeug für einen Bankraub verwendet wurde. Ein anderer sei bedroht worden, während er Zeichnungen aus Zellen für politische Gefangene in Argentinien aufnahm.
Quelle: ntv.de