Miniermotten mögen die Hitze Kastanien-Schädling auf dem Vormarsch
11.08.2015, 22:08 Uhr
Fraßschäden am Blatt: Bäume schreien nicht.
(Foto: dpa)
Für Gärtner, Landschaftspfleger und Biergartenbesitzer ist es der blanke Horror: Ein gefräßiges Insekt aus Südosteuropa macht sich massenhaft an deutschen Parkbäumen zu schaffen. Dieses Jahr kommt es besonders schlimm.
Das trockene Frühjahr und der anhaltende Hochsommer haben einem Kastanien-Schädling, der sogenannten Miniermotte, beste Bedingungen verschafft. Wie ein Sprecher des Garten-, Friedhofs- und Forstamtes der Stadt Stuttgart betonte, vermehren sich die Tiere bei Trockenheit schneller. Auch hätten Bäume, die von der Hitze ohnehin schon geschwächt sind, den Schädlingen weniger entgegenzusetzen.
Hauptfeind der deutschen Kastanie ist derzeit ein Tierchen, das Experten unter dem wissenschaftlichen Namen "Cameraria ohridella" kennen. Die kleine, unscheinbare Motte wurde Anfang der 1990er-Jahre aus Südosteuropa eingeschleppt und hat sich über ganz Mitteleuropa ausgebreitet.
Eiablage in luftiger Höhe
In heißen Jahren wie etwa im Jahrhundertsommer 2003 verloren viele Kastanienbäume schon im August ihre Blätter. Die Motten selbst tragen nur indirekte Verantwortung am großen Kastaniensterben. Sie selbst tun dem Baum nichts zuleide. Allerdings legen sie ihre Eier in die Kastanienblätter. Die Larven der Miniermotte fressen sich dann durch das frische Grün, so dass Gänge in den Blättern entstehen. Diesem Umstand verdankt die Motte ihren Namen.
Für den Baum - in der Regel fast ausschließlich weißblühende Roßkastanien - ist der massenhafte Befall mit Miniermotten eine Katastrophe. Die Fraßgänge der Larven zerstören die Leitungsbahnen in den Blättern. Durch ihre Gefräßigkeit trennen die Larven die Blattoberhaut vom darunter liegenden Blattgewebe und unterbrechen damit die Wasserversorgung. Dadurch trocknen die Bereiche oberhalb der Minen aus und verbräunen.
Mitreisende Eindringlinge
Bei starkem Befall vertrocknen die Blätter allmählich und rollen sich von den Rändern her ein. Dieses Symptom, so heißt es, könne leicht mit dem Blattbräunepilz und nichtparasitären Schäden an den Kastanien verwechselt werden. Wenn die Schädigungen durch Mottenbefall über mehrere aufeinanderfolgende Jahre auftreten, wird der Baum krank und stirbt schlimmstenfalls ab.
Die Miniermotte ist ein nur etwa fünf Milimeter kleiner Schmetterling, der zur Familie der Blatttütenmotten (Gracillariidae) gehört. "Die kupferfarbenen Vorderflügel tragen weiße, außen schwarz gerandete Querbinden", wie es in einem Informationsschreiben des Berliner Pflanzenschutzamtes heißt. Obwohl die Falter aus eigener Kraft fliegen können, überwinden sie aktiv nur kurze Strecken. "Der leichte Körperbau und die fransigen Hinterflügel ermöglichen dem Tier ein Schweben in der Luft, sodass die Falter passiv mit dem Wind auch größere Distanzen überwinden können."
Das Herbstlaub soll brennen
Neben dem Wind, der die Miniermotte quer durch Deutschland auf die Reise schickt, wird die Verbreitung in erster Linie durch den Menschen selbst über Reise- und Transportwege wie etwa Auto, Bahn oder auch per Schiff beschleunigt, warnen die Experten. In Berlin zum Beispiel wurde die Kastanienminiermotte erstmals im Jahr 1998 nachgewiesen.
Zur Bekämpfung der Miniermotte raten Experten dazu, das Laub unter den Bäumen im Herbst gründlich zu entfernen und am besten noch vor Ort zu verbrennen. "So verhindert man, dass sich die Motteneier zu Larven weiter entwickeln", sagt Jan Muntendorf, Diplom-Forstingenieur bei der Hamburger Schutzgemeinschaft Deutscher Wald. "Eine vollständige Bekämpfung ist damit nicht erzielbar", heißt es beim Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft. "Der Befallsdruck wird dadurch aber deutlich herabgesetzt."
Zum Schutz für einzeln stehende Roßkastanien gibt es seit kurzem auch spezielle Lockstofffallen. Wenn die Motten allerdings in dichten Schwärmen auftreten, helfen solche Mittel wenig weiter. "In Deutschland", so schreiben die Experten des Naturschutzbunds Schleswig-Holstein, "entwickelt die Rosskastanienminermotte in Abhängigkeit von der Witterung meist drei sich überlappende Generationen im Jahr."
Quelle: ntv.de, mmo/dpa