Rekordtemperaturen in Nordsee Klimawandel sichtbar
13.11.2006, 15:13 UhrDer Beginn des Klimawandels ist in der Nordsee nach Expertenmeinung nicht mehr von der Hand zu weisen. Das Meer befinde sich seit 1988 in der längsten und intensivsten Warmphase seit Beginn der Messungen im Jahr 1873, sagte Hartmut Heinrich vom Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH) am Montag in Hamburg. Im Oktober dieses Jahres habe die durchschnittliche Wassertemperatur 14,2 Grad Celsius betragen und damit um 2,4 Grad über dem langjährigen Mittelwert gelegen. Zugleich habe die Nordsee damit den bisherigen Rekordwert von Oktober 2005 noch einmal um fast ein Grad übertroffen.
Isoliert betrachtet sei dies witterungsbedingt, also Folge der extremen Hitzeperiode im Juli. In dem Sommermonat stieg die Wassertemperatur um 4,1 Grad und übertraf damit den für diesen Monat üblichen Temperaturanstieg gleich um das Doppelte. Zudem habe der unverhältnismäßig warme September die eigentlich bereits im August einsetzende Abkühlung teils gestoppt.
Dass diese aktuellen Rekordwerte aber keine Einzelfälle sind, zeigten Langzeitbeobachtungen. Seit Beginn der Temperaturmessungen des BSH im Jahr 1968 bis etwa 1993 schwankte die mittlere Wassertemperatur der Nordsee im Oktober stets um 11,8 Grad.
Die seit 1988 registrierte Warmphase hätte normalerweise längst wieder von einer Kaltphase abgelöst werden müssen, sagte Heinrich. Dies hätte dem üblichen Wechseln zwischen Warm- und Kaltperioden etwa alle 5 bis 15 Jahre entsprochen. Der Temperaturanstieg wird laut BSH den Lebensraum Nordsee spürbar verändern. So würden verstärkt Meerestiere und -pflanzen aus dem Golf von Biskaya im Atlantischen Ozean zwischen Frankreich und Spanien einwandern.
Quelle: ntv.de