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Zunahme um 13 Prozent Mehr HIV-Infektionen

Obwohl die Deutschen wieder mehr Kondome benutzen, ist die Zahl der Aidsinfektionen im vergangenen Jahr auf einen neuen Höchststand gestiegen. Bundesweit steckten sich 2490 Menschen mit dem Aidserreger HIV an, wie das Robert Koch-Institut (RKI) am Dienstag in Berlin berichtete. 2004 waren 2210 HIV-Neuinfektionen gemeldet worden. Das entspricht einem Anstieg um 13 Prozent.

Nach einer repräsentativen Studie der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) in Köln steigen aber zugleich Kondomgebrauch und Kondomabsatzzahlen wieder an, was die Zunahme der Neuinfektionen etwas abschwächen könnte. Vor allem zu Beginn einer neuen Beziehung würden wieder vermehrt Kondome benutzt, hieß es.

Der Studie zufolge ist der Anteil der Kondom nutzenden Singles unter 45 in 2005 im Vergleich zum Vorjahr von 70 auf 75 Prozent gestiegen. Dies liegt nach Meinung der BZgA auch an der umfangreichen Präventionsarbeit und Berichterstattung in 2005. Die Ergebnisse zeigten, dass die Aidsaufklärung den weit überwiegenden Teil der Bevölkerung erreiche. "Das schafft Ansporn für die weitere Präventionsarbeit, denn trotz guter Behandlungsmöglichkeiten ist Aids nach wie vor eine unheilbare, tödliche Krankheit", sagte Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt (SPD).

Die Zahl der neu diagnostizierten HIV-Infektionen hat der Statistik zufolge in den vergangenen Jahren vor allem in der Gruppe der homosexuellen Männer zugenommen. Unter ihnen wurden im vergangenen Jahr 1237 Neuinfektionen festgestellt, 15 Prozent mehr als 2004 (1078 Neuinfektionen). Anteilig ist der Anstieg in der Gruppe der Heterosexuellen jedoch stärker als bei den Homosexuellen. Unter Heterosexuellen kletterte die Zahl der Neuinfektionen um 25 Prozent von 276 in 2004 auf 344 in 2005. In den Betroffenengruppen der Drogensüchtigen und Menschen aus Ländern mit hohem Aidsrisiko haben sich die Zahlen laut RKI dagegen kaum geändert.

Im ersten Halbjahr 2005 waren insgesamt sogar 20 Prozent mehr neue HIV-Infektionen als im selben Zeitraum des Vorjahrs gemeldet worden - eine Tendenz, die sich im Laufe des Jahres erfreulicherweise abschwächte. Dennoch liegt die Gesamtzahl der Neuansteckungen mit umgerechnet 3,02 Betroffenen pro 100.000 Einwohner weiter auf erhöhtem Niveau - im Jahr 2001 waren es nur 1,75 Neudiagnosen pro 100.000 Einwohner gewesen.

Die höchste Zahl neuer HIV-Infektionen meldete Berlin mit 371 Fällen, das entspricht knapp 11 Erstdiagnosen pro 100.000 Einwohner. Den höchsten Anteil von Neuinfektionen hatte 2005 Köln mit 13,6 HIV-Erstdiagnosen pro 100.000 Einwohner. Auch in Hamburg (11,76) und München (11,45) lag die Rate der HIV-Infektionen besonders hoch.

Die Zahl der neuen Aids-Erkrankungen schätzt das RKI auf 700 bis 800 für 2005. Seit 1982 sind den Meldezahlen zufolge 13.349 HIV-Infizierte in Deutschland gestorben, das sind rund 55 Prozent aller registrierten Fälle.

Künftig gehe es darum, das Risikoverhalten der Deutschen beim Sex noch genauer zu analysieren, betonten RKI-Präsident Reinhard Kurth und BZgA-Direktorin Elisabeth Pott: "Wir brauchen differenzierte Datenanalysen und zielgruppengenaue Aufklärungskonzepte."

Quelle: ntv.de

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