Volkskrankheit Bluthochdruck Neue Ursache erforscht
09.05.2009, 15:14 UhrSalzspeicher in der Haut haben einen wesentlichen Einfluss darauf, ob jemand Bluthochdruck bekommt oder nicht. Das hat eine internationale Forschergruppe zumindest anhand von Ratten festgestellt.
Das Team um Jens Titze von der Universität Erlangen-Nürnberg zeigte, dass sich Salz vorübergehend in den Räumen zwischen den Hautzellen von Laborratten einlagert, wenn ihre Nahrung einen hohen Salzanteil hat. Sind dieser Speicherprozess und die Freisetzung gestört, bekomme das Tier Bluthochdruck, berichten die Universität und das an der Arbeit beteiligte Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin (MDC) in Berlin-Buch.
Kochsalz ist zwar lebenswichtig, es reguliert den Wasserhaushalt des Körpers. Die meisten Menschen in Industrieländern nehmen jedoch zu viel davon zu sich. Etwa ein Drittel der Bevölkerung habe Bluthochdruck, schreibt die Universität Erlangen-Nürnberg, "und erhöhter Blutdruck ist einer der wichtigsten Risikofaktoren für Gefäßveränderungen, Herzinfarkt, Schlaganfall und Nierenerkrankungen".
Den Großteil des aufgenommenen Salzes scheiden die Nieren wieder aus. Ein Teil kann – wie die Forscher nun entdeckten – auch in der Haut zwischengelagert werden, die damit neben den Nieren auch eine Rolle beim Salzhaushalt spielt.
Schalter sitzt auf weißen Blutzellen
Für die Freisetzung des Salzes aus der Haut ist eine Kaskade von Reaktionen nötig: Die Forscher entdeckten in bestimmten weißen Blutzellen (Makrophagen) einen Genschalter, der bei sehr salzhaltiger Nahrung angedreht wird. Daraufhin kommt es zur vermehrten Bildung des Wachstumsfaktors VEGF-C (vascular endothelial growth factor C), der die Bildung von Lymphgefäßen anregt. Über diese Lymphgefäße könne das Salz mobilisiert werden, erläutert Titze. Sei dieser Prozess an irgendeiner Stelle gestört, dann bleibe das Salz in der Haut, und es könne zu Bluthochdruck kommen.
Wie das im Detail funktioniert, wissen die Forscher noch nicht. Auch die Bedeutung des Salzspeichers für Herz-Kreislauf-Erkrankungen beim Menschen sei noch nicht vollständig verstanden, schreibt das MDC. An der im Fachjournal "Nature Medicine" veröffentlichten Arbeit waren unter anderem auch Forscher der Universitäten Regensburg und München, der Medizinischen Hochschule Hannover, des Berliner Universitätsklinikums Charit sowie Forscher aus Amsterdam, Helsinki und Wien beteiligt.
Quelle: ntv.de, dpa