Hoffen auf den Klimawandel Oliven an der Mosel
14.09.2009, 09:37 UhrDie Schäfers sind elektrisiert: Auf einer 4000 Quadratmeter großen Steillage hat das Ehepaar Olivenbäume angepflanzt. Nun muss nur noch die Erderwärmung mitspielen.

Der Olivenanbauer Bernd Schäfer betrachtet stolz und hoffnungsvoll in seinem Olivenhain in einem ehemaligen Weinberg bei Pünderich an der Mosel einen jungen Olivenbaum.
(Foto: dpa)
Olivenöl aus Deutschland - das könnte es demnächst tatsächlich geben. "Meine Frau und ich haben einen Olivenhain mit 400 Olivenbäumen in der Türkei. Vor drei Jahren kam uns die Idee, den Anbau auch in Deutschland zu versuchen", erzählt der Kölner Bernd Schäfer und hält eine Flasche des goldgelben Saftes prüfend in die Höhe. Von der Gemeinde Pünderich in Rheinland-Pfalz pachtete das Paar eine 4000 Quadratmeter große Steillage an der Mosel, im März dieses Jahres wurden die ersten 200 Olivenbäume gepflanzt. "Für uns ist das ein großes Abenteuer: Es gibt keine Erfahrungswerte, und wenn wir Pech haben, dann ist die ganze Arbeit umsonst und die Bäume gehen ein", skizziert Ayse Aktül-Schäfer das Risiko ihres Experiments.
Vor allem winterliche Frostperioden könnten den Plan durchkreuzen, an der Mosel Olivenöl herzustellen. Wochenlang Temperaturen von unter minus sechs Grad würden die Olivenbäume gefährden. "Klar: Wir sind in Deutschland. Das kann passieren. Aber die Idee elektrisiert uns, und wir sind absolute Dickköpfe", sagt Bernd Schäfer. Mindestens drei Jahre werde es dauern, bis die ersten Bäume Oliven tragen. Erst nach sieben Jahren rechnet das Ehepaar, das in Köln-Sürth lebt, mit nennenswerten Erträgen.
Überwinterung ist ein großes Problem
Bei ihrem Experiment hofft das Paar auf den Klimawandel: "Es wird wärmer in Deutschland. Viele Winzer profitieren davon und bauen plötzlich Rebsorten an, die früher nur in Italien oder Südfrankreich gediehen", erläutert Schäfer. "Wenn am Kaiserstuhl in Baden plötzlich Cabernet-Sauvignon wächst, wieso soll man es dann nicht mit Oliven in Rheinland-Pfalz probieren?" Obstbau-Professor Peter Braun von der Fachhochschule in Geisenheim ist skeptisch: "Das ist ein interessantes Vorhaben. Natürlich verändert sich auch das Klima bei uns hier in der Region. Ich kann jedoch nicht seriös vorhersagen, ob dadurch Olivenbäume an der Mosel überwintern können."
Die Eheleute selbst sind in ihrem Optimismus nicht zu bremsen: Sie haben die Mosel-Steillage gleich für 50 Jahre gepachtet. "Wir haben auch schon den Grundstein für den nächsten Olivenhain in Deutschland gelegt", ergänzt Schäfer. In Zell im Zellertal in der Pfalz solle im kommenden Frühjahr ein ähnlich großes Areal bepflanzt werden. Vor wenigen Wochen wurden die ersten Bäume gesetzt. Die Schäfers wollen testen, wie diese den Winter überstehen. Und wenn sie eingehen? Die Schäfers wollen sich von solcherlei Fehlschlägen nicht entmutigen lassen. Eines Tages wird es klappen, da sind sie sich sicher.
Quelle: ntv.de, Marcus Bölz, dpa