Neue Dauer-Ausstellung Organe und Embryonen
24.10.2007, 18:30 UhrGallen- und Nierensteine, menschliche Schädel mit schweren Verletzungen, die Gebärmutter einer schwangeren Frau, aber auch fehlgebildete Organe oder Embryonen: Es ist eine informative Reise durch den menschlichen Körper und die Medizin, auf die das Medizinhistorische Museum des Berliner Universitätsklinikums Charit seine Besucher mitnehmen will. Nunmehr 1400 Präparate - fast doppelt so viele wie bisher - sollen dem Publikum aber auch demonstrieren, wie sich die Diagnostik und die Therapie von Krankheiten über die Jahrhunderte hinweg entwickelt haben - und was das für die Patienten bedeutete. Die neue Dauer-Schau wird an diesem Donnerstag offiziell eröffnet. Besucher können die Ausstellung erstmals am Freitag betreten.
Die Ausstellung sei "auch eine Antwort auf Gunther von Hagens", sagte Museumsdirektor Thomas Schnalke am Mittwoch mit Blick auf den umstrittenen Heidelberger Leichenpräparator, der mit seiner Ausstellung "Körperwelten" seit Jahren für Schlagzeilen sorgt. Die Berliner Schau wolle "viel mehr sein". Das Museum wolle die Besucher zwar einerseits "quasi auf die Spitze des Skalpells" setzen und "in die Tiefe des menschlichen Körpers eintauchen lassen". Es wolle den Blick aber auch auf die Schicksale der Patienten damals wie heute sowie auf die bahnbrechenden Entwicklungen der Medizin lenken.
Da gibt es nun beispielsweise den "historischen Krankensaal". Zehn Patientenschicksale aus drei Jahrhunderten haben die Ausstellungsmacher herausgegriffen und dort dargestellt - mitsamt den zur jeweiligen Zeit modernsten medizinischen Geräten. Zu sehen sind etwa eine Eiserne Lunge, die erstmals die künstliche Beatmung eines Menschen ermöglichte, das Modell eines Geburtsstuhls aus dem 18. Jahrhundert, und Geräte der modernen Intensivmedizin.
Abseits davon werden drei Dutzend Wachs-Modelle von Patienten mit verschiedenen Augenerkrankungen gezeigt. "Ein bisschen Madame Tussauds für die Medizin", meinte Schnalke. Tatsächlich zeigten die um 1900 geschaffenen Modelle anschaulich, "wie ein Kranker wirklich aussieht" und wie die Patienten einem Arzt gegenübertreten. Es gibt alte Laborgeräte zu sehen, Thema sind aber auch modernste Entwicklungen aus dem Bereich der Neurowissenschaften oder der Gentechnik.
Auch der Arbeitstisch des Berliner Charit-Arztes Rudolf Virchow (1821-1902) wird in der Dauerausstellung gezeigt. Auf seine Initiative geht das Medizinhistorische Museum auf dem heutigen Campus Mitte zurück. Virchow legte die bekannte Präparate-Sammlung an, an deren Exponaten Studenten zum Beispiel Krankheitsbilder erkennen und deuten lernten.
(Internet: www.bmm.charite.de; Die Ausstellung ist täglich außer montags von 10.00 bis 17.00 Uhr geöffnet, mittwochs bis 19.00 Uhr. Eintrittskarten kosten für Erwachsene 4 Euro, ermäßigt 2 Euro. Von diesem Freitag bis einschließlich Sonntag ist die Schau - bei freiem Eintritt - täglich von 10.00 bis 22.00 Uhr geöffnet.)
Quelle: ntv.de