Keine lebenden Fossilien? Palmfarne fliegen von der Liste
20.10.2011, 20:39 Uhr
Oberirdischer Stamm des Palmfarns Encephalartos altensteinii.
(Foto: Mmparedes/Wikipedia)
Sie dürfen ihren Bauplan seit hunderten Millionen Jahren nicht oder nur minimal verändert haben. Ansonsten müssen Pflanzen und Tiere ihren Platz auf der Liste lebender Fossilien abgeben. Ein Schicksal, das den Palmfarnen bald blühen könnte.
Palmfarne müssen wohl bald aus der Liste der lebenden Fossilien gestrichen werden. Denn um dort einen Platz zu erhalten, dürfen Pflanzen oder Tiere ihren Bauplan seit hunderten Millionen Jahren nicht oder nur wenig verändert haben. Ein internationales Forscherteam hat nun aber herausgefunden, dass die heutigen Arten dieser tropischen Pflanzen gar nicht so alt sind wie bisher angenommen. Trotz ihres altertümlichen Aussehens haben sich die meisten der rund 300 heute vorkommenden Palmfarnarten vermutlich erst im Laufe der vergangenen 12 Millionen Jahre entwickelt, schreiben die Forscher um Nathalie Nagalingum von der Harvard University in Cambridge im Journal "Science".
Die Ergebnisse sind überraschend: Fast alle noch vorhandenen Arten sind demnach erst im Miozän und nicht, wie bisher angenommen, in Jura und Kreidezeit vor rund 199,6 bis 65,5 Millionen Jahren entstanden. Genetische Analysen ergaben, dass die Phase dieses zweiten großen Artenwachstums innerhalb einer sehr kurzen Zeitspanne von rund 50.000 Jahren stattgefunden habe.
Phasen des Artensterbens?
Die Wissenschaftler vermuten, dass die im späten Miozän einsetzenden globalen Klimaveränderungen ein entscheidender Auslöser waren. Durch die Landmassenverschiebungen verschwanden die global gleichbleibend warmen Klimaverhältnisse und saisonale Temperaturschwankungen setzten ein. Eine Anpassung an die neuen jahreszeitlich geprägten tropischen und subtropischen Landschaftszonen sicherte den Palmfarnen wohl das Überleben. Diese zeitgleich auftretende regelrechte Artenexplosion sei faszinierend und müsse weiter untersucht werden, so die Forscher.
Erstaunlich sind nach Angaben der Wissenschaftler die langen Phasen, in denen der Stammbaum der Palmfarne keinerlei Veränderungen zeigt. Ob es sich dabei um Phasen des Artensterbens handele, sei noch fraglich.
Quelle: ntv.de, dpa