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Archäologisches Riesenpuzzle Rätsel um Qumran-Texte ist lösbar

Seit Jahren geben die mehr als 2000 Jahre alten Schriftrollen vom Toten Meer Forschern Rätsel auf. Welche Fragmente gehören zusammen? In Berlin haben Wissenschaftler dieses Problem nun mit moderner Technik gelöst.

Die Schriftrollen von Qumran sind ein gigantisches Puzzle für Sprach- und Religionsforscher.

Die Schriftrollen von Qumran sind ein gigantisches Puzzle für Sprach- und Religionsforscher.

(Foto: picture-alliance/ dpa)

Wissenschaftler sind sicher, dass sie den rund 2000 Jahre alten Schriftrollen von Qumran weitere Geheimnisse entlocken können. Möglich machen das neue technische Verfahren wie Röntgenanalysen und Untersuchungen der Materialeigenschaften an Fundstücken. Nach Einschätzung der Berliner Bundesanstalt für Materialforschung (BAM) erlaubt die neue Technik künftig eine eindeutige Zuordnung der Schriftfragmente vom Toten Meer. "Wir können sehen, ob Einzelfundstücke identische Materialeigenschaften aufweisen", erläuterte BAM-Sprecherin Ulrike Rockland. "Wenn das zutrifft, gehören sie auch zusammen. Diese Sicherheit ist neu."

Fragment der Jesaja Schriftrolle, die Teil der Schriftrollen von Qumran ist.

Fragment der Jesaja Schriftrolle, die Teil der Schriftrollen von Qumran ist.

(Foto: picture alliance / dpa)

Die Schriftrollen wurden zwischen 1947 und 1956 in elf Höhlen nahe der Ruinenstätte Qumran am Toten Meer gefunden. Sie gehören zu den wichtigsten archäologischen Funden des 20. Jahrhunderts. Auf zu dünnem Pergament gegerbtem Ziegen- und Schafsleder stehen unter anderem die bislang ältesten handschriftlichen Bibeltexte in hebräischer, aramäischer und griechischer Schrift. Sie stammen aus der Zeit vom 3. Jahrhundert vor Christus bis ins späte erste Jahrhundert nach Christus.

Einige gut erhaltene Rollen sollen künftig digitalisiert ins Internet gestellt werden. Probleme aber bereitetenv on Anfang an kleine Schriftfragmente, die nach der recht abenteuerlichen Grabungsgeschichte weder den einzelnen Fundhöhlen noch bestimmten Dokumenten zugeordnet werden konnten. Rund 17.000 Fragmente gibt es. Bisher versuchten Gelehrte, dieses archäologische Riesenpuzzle über Inhalte zusammenzusetzen - was in so manchem Deutungsstreit endete. Ein internationales Wissenschaftler-Team setzte sich deshalb das Ziel, eine eindeutige Zuordnung mit Hilfe moderner Technik zu ermöglichen.

Des Rätsels Lösung

Diplom-Physiker Timo Wolff bei der Untersuchung an Fragmenten der Qumran-Rollen mit der 3D-Röntgenfluoreszenzanalyse beim Helmholtz-Zentrum für Materialien und Energy (BESSY) in Berlin.

Diplom-Physiker Timo Wolff bei der Untersuchung an Fragmenten der Qumran-Rollen mit der 3D-Röntgenfluoreszenzanalyse beim Helmholtz-Zentrum für Materialien und Energy (BESSY) in Berlin.

(Foto: dpa)

Das sei nun geglückt, berichtete Rockland. Die Forscher untersuchten dafür zahlreiche Pergamentproben aus Ziegenleder. Dabei setzten sie Mikroskopie, röntgenanalytische Verfahren (Mikro-RFA- und ESEM-Elektronenmikroskopie) und Vibrationsspektroskopie (Infrarot- und Ramanspektroskopie) ein. Aus den Ergebnissen resultiere nun ein Verfahren, das es erlaube, die Herstellungs- und Alterungsgeschichte genau nachzuvollziehen, sagte die Sprecherin.

"Ziegenleder ist ein organisches Material. Wenn Fragmente identische Röntgen-, Raman- oder Infrarot-Spektren aufweisen, müssen sie zusammengehören", erläuterte Rockland. Ebenso könne man eine chemische Analyse der Tinte vornehmen, um Fragmente zuzuordnen. "Jede Tinte ist anders. Wir können bei Analysen heute nicht nur sagen, wann und wo Goethe seinen Faust überarbeitet hat. Wir können auch nachvollziehen, wo eine Bibelrolle geschrieben wurde."

Bei den modernen Verfahren werden die wertvollen Schriftrollen-Fragmente nach Angaben der BAM weder beeinträchtigt noch beschädigt. Der einzige Haken sind die hohen Kosten der Untersuchungen. Bisher wurden sie über ein Forschungsprojekt finanziert. Untersuchungen von Kunst- und Kulturgütern sind für die BAM aber nicht ungewöhnlich. Sie nahm zum Beispiel auch schon die Himmelsscheibe von Nebra unter die Lupe.

Quelle: ntv.de, dpa

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