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Reste einer Ariane 5 Schrott fliegt an ISS vorbei

Im Hintergrund der ISS strahlt die blaue Linie der Erdatmosphäre - wie verdreckt Welt und All sind, ist auf diesem Bild nicht zu erkennen.

Im Hintergrund der ISS strahlt die blaue Linie der Erdatmosphäre - wie verdreckt Welt und All sind, ist auf diesem Bild nicht zu erkennen.

(Foto: dpa)

Ein großes Stück Weltraumschrott hat die Bahn der Internationalen Raumstation ISS am Freitag gekreuzt. Wie die US-Weltraumbehörde NASA mitteilte, entstanden keinerlei Schäden. Die Überreste einer europäischen Ariane-5-Rakete segelten in einem Abstand von etwa 1,3 Kilometern an der ISS vorbei. Zwar gilt das unter Experten bereits als ein eher knapper Vorbeiflug. Dennoch sei ein Ausweichmanöver der Raumstation oder eine Evakuierung nicht notwendig gewesen, sagte ein NASA-Sprecher. "Wir haben alles genau beobachtet". Es habe keine Gefahr bestanden. Allerdings: Zunächst hatte die NASA errechnet, der Weltraummüll fliege in einem wesentlich größeren Abstand von rund drei Kilometer an der Station vorbei.

Dass die Weite der Weltraums durch herumfliegende Schrottteile immer unsicherer wird, ist schon seit längerem kein Geheimnis mehr. Meist sind es Teile von verlorenen oder "ausrangierten" Satelliten und Raketen, die mit rasender Geschwindigkeit durch die Schwerelosigkeit irren. Experten warnen: Die Metallteile seien wie Geschosse, die selbst Panzerplatten durchbrechen könnten. Bereits Schrottteile von lediglich einigen Zentimeter könnten schwere Schäden an der ISS verursachen. Das Trümmerstück der Ariane-Rakete soll dagegen etwa 19 Quadratmeter groß gewesen sein - ein vergleichsweise dicker Brocken also.

Nicht auszuzudenken, was passieren würde, wenn ein solches Teil einen Astronauten beim "Weltraumspaziergang" treffen sollte. Dennoch führten die US-Astronaut John Danny Olivas und sein schwedischer Kollege Christer Fuglesang nur Stunden, bevor das Trümmerteil am Freitag vorbeisegelte, einen Außeneinsatz durch.

Die Zeit drängt

Anfang des Jahres mussten sich alle ISS-Astronauten angesichts nahender Schrottteile vorsichtshalber in eine angedockte "Sojus"-Kapsel zurückziehen - im Falle eines Einschlags hätten sie sofort flüchten können. Ein paar Wochen später musste die ISS samt angedockten Shuttle "Discovery" um 180 Grad gedreht werden - damals irrte chinesischer Weltraumschrott durchs All.

Immer wieder mahnen Weltraumexperten, es muss etwas getan werden. Die Zeit drängt, meint etwa der ESA-Experte für Weltraummüll, Heiner Klinkrad. Wie gefährlich das Weltall durch den Müll geworden ist, beschrieb er bei einer Tagung in Darmstadt mit einem Beispiel: Selbst wenn es jetzt zu einem totalen Stopp der Raumfahrt käme, könnten die noch vorhandenen Teile im All immer wieder miteinander kollidieren und einen "Trümmerring um die Erde" ziehen.

Seine Folgerung: Am besten wäre es, dass der Müll wieder zur Erde zurückgeholt wird. "Das wird aber technisch schwierig und teuer." Fachleute haben errechnet, dass im All 600 Tonnen Material herumschwirren. Diese erreichen Geschwindigkeiten von mehr als zehn bis elf Kilometern pro Sekunde, das sind rund 40.000 Stundenkilometer - selbst eigentlich ungefährliche Teilchen von der Größe eines Kirschkerns entwickeln bei solchen Geschwindigkeiten ein verheerende Durchschlagskraft. Experten mahnen, das Beste wäre es, wenn im All überhaupt kein Schrott zurückbleibt. Sie nennen das das "Nationalparkmodell" - jeder müsse seinen Müll selbst wieder mitnehmen.

Quelle: ntv.de, dpa

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