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Reaktion auf den Klimawandel Virtuelle Bauern schmieden Pläne

Für das regionale Klima ist mitentscheidend, ob die Sonne auf große bräunliche, gelbe oder grüne Flächen scheint und wie viel Wasser die Pflanzen verdunsten.

Für das regionale Klima ist mitentscheidend, ob die Sonne auf große bräunliche, gelbe oder grüne Flächen scheint und wie viel Wasser die Pflanzen verdunsten.

(Foto: picture-alliance/ dpa)

Weizen und Mais kommen mit der Erderwärmung nicht unbedingt gut zurecht. Der Klimabericht spricht von Ernteeinbußen. Bauern müssen umdenken. Doch für welche Pflanzen entscheiden sie sich? Klar ist: Ihre Wahl wirkt aufs Klima zurück. Sie beeinflusst die Wolkenbildung.

Der Klimawandel ist bereits in vollem Gange, der neue Weltklimabericht lässt daran keinen Zweifel. Rasches Handeln ist nötig, eine schnellere Senkung der Treibhausgasemissionen. Nur dann können - so die Botschaft des Reports - größere Bedrohungen für die Menschheit vermieden werden. Und nur dann ist es möglich, sich auf die Risiken des Klimawandels einzustellen, sich also an seine Auswirkungen anzupassen.

Bei den Auswirkungen ist nicht nur an Unwetter, Gletscherschmelze und steigende Meeresspiegel zu denken, sondern auch an Probleme mit der Nahrungsversorgung. Schon jetzt gibt es dem Bericht zufolge Beeinträchtigungen bei den Ernteerträgen von Weizen und Mais. Es ist daher sehr wahrscheinlich, dass sich die Landwirte in Zukunft für andere Feldfrüchte entscheiden, für Pflanzen, die besser mit dem Klimawandel zurechtkommen. Auf was ihre Wahl fällt, kann je nach Gegend unterschiedlich sein. Doch eines steht für Forscher fest: Das, was auf dem Acker wächst, beeinflusst abermals das Klima der Region.

Grün reflektiert das Licht anders als Gelb

"Je nach Farbe reflektieren die Pflanzen mehr oder weniger Licht, und je nach Sorte verdunsten sie mehr oder weniger Wasser", erklärt Thomas Berger, Agrarökonom der Universität Hohenheim. "Das alles wirkt sich auf die Wolkenbildung und damit auch auf die Niederschlagsverteilung aus." Für das regionale Klima ist es also von erheblicher Bedeutung, ob die Sonne auf große Flächen sattgrüner Weiden, auf goldgelben Weizen, bräunliche Hirse oder abgeerntete Maisstoppeln scheint. Deswegen müssen Entwicklungen in der Landwirtschaft bei Klimamodellen berücksichtigt werden.

Doch woher weiß man, für welche Landnutzung sich der Bauer der Zukunft entscheidet? Woher weiß man, mit welchen Pflanzen er sich an die Auswirkungen der Erderwärmung anpasst? Anders als Wolken, Regen und Pflanzen lässt sich das menschliche Verhalten nur schwer beobachten und in ein Computermodell einbauen. "Wir können Landwirte nicht wochenlang in Klimakammern setzen, sie unterschiedlichen Klimabedingungen aussetzen und dann messen, wie sie sich anpassen", bemerkt Berger.

Wer hat entschieden: Mensch oder Maschine?

Computermodelle, die die Anpassung an den Klimawandel sowohl von Pflanzen als auch von Menschen simulieren, sind ein Novum. Für ein solches Modell entwickelten Berger und sein Team nun virtuelle Landwirte. Die treffen - wie der Bauer im wirklichen Leben - Anbau- und Produktionsentscheidungen. Und das offenbar so täuschend echt, dass für 27 reale Landwirte nicht auszumachen war, welche Pläne auf die Computersimulation zurückgingen und welche auf einen Kollegen.

Das Ziel der Forscher sind möglichst genaue Prognosen und Analysen zum Klimawandel. Das Modell soll weltweit einsetzbar sein und gleichzeitig lokal angepasst konkrete Handlungsoptionen ermitteln. So geht es zunächst ganz konkret um Baden-Württemberg. Denn aus dieser Region sind die Daten, die in das Modell eingeflossen sind. Angaben von 3700 anonymisierten landwirtschaftlichen Betrieben wurden dafür aufbereitet. Entstanden ist ein so genanntes Multi-Agentensystem, in dem sich eine Vielzahl virtueller Bauern tummelt.

Um herauszufinden, wie realistisch die Programmierung ist, legten die Forscher 27 Landwirten Kennzahlen von vier Agrarbetrieben vor. "Zu jedem Betrieb gab es sechs mögliche Anbaupläne für das kommende Jahr. Nur einer stammte jeweils von einem praktischen Landwirt. Die anderen fünf hat unser Computermodell errechnet", erklärt Berger. Bei keinem der vier Betriebe fanden mehr als zwei Tester heraus, welche der Anbaupläne tatsächlich menschengemacht waren.

Quelle: ntv.de, asc

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