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Am Freitag ist es so weit Was Sie zur Sonnenfinsternis wissen müssen

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Aufnahme vom 31. Mai 2003: eine partielle Sonnenfinsternis über Berlin.

Wenn sich der Mond heute zwischen Erde und Sonne schiebt, ist das auch von Deutschland aus zu sehen (n-tv überträgt das Spektakel ab 9:30 Uhr live). Was ist zu beachten, wenn man dann in den Himmel schaut? Wo wird es am dunkelsten? Und wann genau? Hier die Antworten auf die wichtigsten Fragen.

Ist es wirklich gefährlich für die Augen, ohne Spezialbrille einen Blick auf die verdunkelte Sonne zu werfen?

Ja! Nach der totalen Sonnenfinsternis von 1999 wurden in Deutschlands Augenkliniken Dutzende Menschen mit Augenschäden behandelt. In Berlin hatte ein 18-Jähriger dem Himmelsereignis minutenlang ohne Schutzbrille zugesehen. Danach blieben ihm nur noch zehn Prozent seiner Sehkraft. Er war fast blind.

Dass uns die verfinsterte Sonne nicht blendet, bedeutet eben nicht, dass sie keinen Schaden mehr anrichten kann. Ganz im Gegenteil. Auch bei einer Sonnenfinsternis gelangt starkes Sonnenlicht in die Augen. Es trifft mit hoher Energie auf die Netzhaut (fachsprachlich Retina). Die Folge: Verbrennungen auf der Netzhaut. Die können zu schweren bleibenden Sehschäden führen oder gar zur Erblindung. Ein rechtzeitiges Warnsignal für den Körper gibt es nicht, denn Netzhautschäden schmerzen nicht. Wenn man nach einer Sonnenfinsternis merkt, dass mit den Augen etwas nicht stimmt, ist es schon zu spät.

Dem Naturereignis darf man also nur mit einer Spezialbrille folgen. Die kann man beim Optiker bestellen oder auch über das Internet. Das Bundesamt für Strahlenschutz gibt vor, dass die Brille als "sicher für den direkten Blick in die Sonne" gekennzeichnet sein sollte. Sie darf nur höchstens 0,001 Prozent des Sonnenlichts durchlassen. Außerdem ist es gut, wenn sie das CE-Symbol trägt. Hat sie Kratzer oder Risse in der Folie, ist die Spezialbrille untauglich.

Warum reicht die normale Sonnenbrille nicht aus?

Sie lässt die schädliche Wärmestrahlung durch. Auch Schweißerbrillen übrigens sind ungeeignet, um eine Sonnenfinsternis zu beobachten. Gleiches gilt für Hausmittel wie rußgeschwärzte Gläser, schwarze Filmstreifen oder CDs. Wer keine Spezialbrille hat, kann sich die Sonnenfinsternis vielerorts von der Sternwarte aus anschauen. Die dortigen Teleskope sind mit entsprechenden Filtern ausgestattet. Klappt das nicht, gibt es nur eines: das Spektakel über Fernsehen oder Bilderstrecken verfolgen.

Wird die Sonne komplett hinter dem davorgeschobenen Mond verschwinden?

Nein, in Deutschland nicht. Hier ist eine Teilfinsternis sichtbar. Doch so viel wie in diesem Jahr wird erst wieder bei der Sonnenfinsternis am 12.8.2026 von der Sonne verschwunden sein. In List auf Sylt verdeckt der Mond am Freitag rund 83 Prozent der Sonne, in Flensburg sind es 82 Prozent, in Hamburg rund 80 Prozent, in Frankfurt am Main und in Berlin rund 75. Nach Süden hin nimmt der Bedeckungsgrad ab. In München sind 68 Prozent der Sonne verdunkelt sein. Komplett hinter dem Mond verschwunden ist sie in einem kleinen Streifen über dem Nordatlantik, zum Beispiel über den Färöer-Inseln. Dort kann man dann – bei gutem Wetter – während der Sonnenfinsternis die Sterne sehen. Allerdings nur etwa zwei Minuten lang.

Ist die Sonnenfinsternis von Deutschland aus betrachtet trotzdem etwas Besonderes?

Ja. In den hundert Jahren von 1951 bis 2050 gibt es in Mitteleuropa nur 19 Sonnenfinsternissen mit einem Bedeckungsgrad von 50 Prozent oder mehr. So viel muss es auch sein, damit das Schauspiel zu einer wahrnehmbaren Lichtveränderung führt. Es ist also durchaus ein beobachtenswertes Ereignis, wenn der Mond 80 Prozent oder mehr von der Sonne verdeckt - auch wenn es dabei nicht dunkler wird als bei starker Bewölkung.

Um wie viel Uhr ist von Deutschland aus die stärkste Verdeckung zu sehen?

Das ist je nach Region unterschiedlich: In Bonn wird das um 10.37 Uhr sein, in Berlin zehn Minuten später, um 10.47 Uhr.

Von wann bis wann geht die Sonnenfinsternis insgesamt?

Je nach Standort in Deutschland beginnt der Mond gegen 9.30 Uhr, die Sonne zu verdunkeln. Um 12 Uhr ist er dann vorbeigewandert.

Spielt das Wetter mit?

Wenn es nach Georg Eckert vom Berufsverband der Augenärzte ginge, sollte es Freitag am besten regnen. Dann wären von der Sonnenfinsternis hervorgerufene Augenschäden ausgeschlossen. Die Vorhersagen für Freitag sind noch vage, doch im Moment sieht es so aus, als könnte Eckerts Wunsch in Erfüllung gehen. Bis Donnerstag hält sich sonniges Frühlingswetter, ab Freitag dann kommen womöglich Wolken und Regen.

Gefährdet die Sonnenfinsternis wirklich die Stromversorgung?

Bei wolkenverhangenem Himmel stellt die Sonnenfinsternis für die Stromversorgung kein Problem dar. Nur wenn die Sonne scheint, könnte es schwierig werden, denn es ist denkbar, dass die Solarstrom-Einspeisung in die Netze zu Beginn der Finsternis um bis zu 12 Gigawatt sinkt. Ist das Himmelsschauspiel vorbei, würden hingegen plötzlich bis zu 19,2 Gigawatt mehr Strom ins Netz drängen, weil die Solarzellen wieder liefern. Durch Reserven einerseits und das Herunterfahren konventioneller Kraftwerke andererseits ist es jedoch möglich, den Kreislauf auszubalancieren. Die Einspeisung von Solarenergie unterliegt ohnehin stets natürlichen, wetterbedingten Schwankungen. Der Bundesverband Solarwirtschaft betont: "Nur bei wolkenlosem Himmel über Deutschland werden die Netzbetreiber an diesem Tag einen spürbar höheren Regelungsaufwand haben." Vorsorglich werden mehr Mitarbeiter als üblich die Netzstabilität überwachen.

Wann findet mal wieder eine totale Sonnenfinsternis über Deutschland statt?

Das dauert noch eine ganze Weile. Das ist erst gegen Ende des Jahrhunderts, am 3. September 2081, der Fall.

Quelle: ntv.de, asc/dpa

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