Erneute Panne in russischer Raumfahrt Zwei Satelliten stürzen ab
07.08.2012, 07:33 Uhr
Eine Proton-M-Trägerrakete brachte die Satelliten ins All.
(Foto: picture alliance / dpa)
Erst im vergangenen Jahr reihte sich in der russischen Raumfahrt eine Panne an die andere. Diesmal verliert die Raumfahrtbehörde den Kontakt zu zwei Satelliten, die sie gerade erst ins All gebracht hat. Bis zur Klärung der Ursache sind alle Starts abgesagt.
Bei einer neuen millionenschweren Panne hat die Raumfahrtnation Russland gleich zwei Kommunikationssatelliten auf einmal verloren. Die Raumfahrtbehörde Roskosmos kündigte eine Krisensitzung zu dem rund 150 Millionen Euro teuren Fehlstart an. Durch einen Fehler bei der Oberstufe der russischen Trägerrakete Proton-M seien ein russischer und ein indonesischer Satellit in eine falsche Umlaufbahn geraten, sagte ein Roskosmos-Sprecher nach Angaben der Agentur Interfax.
Der zuständige Vizeregierungschef Dmitri Rogosin kündigte eine Sondertagung zur Situation in der Raumfahrtbranche an. Daran solle auch Ministerpräsident Dmitri Medwedew teilnehmen. Alle Proton-Starts wurden bis auf weiteres ausgesetzt.
Theoretisch könnten die Flugkörper, die nun in rund 300 Kilometern kreisen, auch der Raumstation ISS gefährlich werden, sagte ein namentlich nicht genannter Mitarbeiter. Das Risiko sei aber gering. Der russische Satellit Express MD2 und der indonesische Satellit Telkom-3 würden vermutlich in sechs bis acht Wochen abstürzen. Die Satelliten würden weiterhin beobachtet, teilte Roskosmos mit. Experten gingen davon aus, dass die Überreste beim Wiedereintritt in die Erdatmosphäre verglühen.
Der Start vom Weltraumbahnhof Baikonur in Kasachstan verlief zunächst planmäßig. Doch dann zündete die Raketenoberstufe nur sieben Sekunden statt der geplanten gut 18 Minuten, so dass die Satelliten auf eine deutlich niedrigere Bahn kamen. Die Flugbahn der Rakete sei nicht mehr zu korrigieren, hieß es.
Pannenserie hält an
Express MD2 sollte zehn Jahre lang Fernsehübertragungen und Kommunikation in früheren Sowjetrepubliken verbessern. Telkom-3 wurde auf Bestellung Indonesiens in Russland hergestellt und sollte 15 Jahre lang für gute Telekommunikations- und Fernsehverbindungen in Südostasien sorgen.
Die Panne erinnert an den . Damals geriet die Rakete wegen einer Fehlzündung auf eine falsche Umlaufbahn. Der mehr als fünf Tonnen schwere Satellit wurde nach sieben Monaten gezielt bei Hawaii im Pazifik versenkt.
Zudem stürzte im August 2011 eine Sojus-Rakete mitsamt einer Progress-Versorgungsraumfähre kurz nach dem Start ab. Daraufhin kam der Shuttle-Betrieb zur Internationalen Raumstation ISS für rund drei Monate zum Erliegen.
Erst im Januar 2012 war die 13,5 Tonnen schwere und 120 Millionen Euro teure Marsmondsonde "Phobos Grunt" unkontrolliert in den Pazifik gestürzt. 2010 hatte Roskosmos bereits drei Satelliten für das ambitionierte Navigationssystem Glonass verloren. Zuletzt scheiterte Ende Juli der russische Raumfrachter Progress bei einem Test für ein neuartiges Andockmanöver an die ISS. Ein zweiter Versuch wenige Tage später klappte dann problemlos.
Quelle: ntv.de, dpa