Frage & Antwort, Nr. 49 Bekommen Elefanten Zwillinge?
08.12.2008, 09:57 Uhr
Herdentiere: Jungtiere wachsen behütet in der Herde ihrer Mutter auf.
(Foto: pixelio / Sternschnuppe1)
Können Elefanten Zwillinge gebären? (fragt Frauke aus Hamburg)
Robin und Maurice Gibb von den Bee Gees, Tom und Bill Kaulitz von Tokio Hotel, Mary-Kate und Ashley Olsen: Sie alle wurden als Zwillinge geboren. Heute werden bei jeder 80. Geburt gleich zwei Babys zur Welt gebracht. Die Tendenz ist sogar steigend, weil das Phänomen bei Müttern über 35 Jahren mit einer höheren Wahrscheinlichkeit auftritt, und immer mehr Frauen in diesem Alter noch Nachwuchs bekommen.
Auch in der Tierwelt gibt es Zwillingsgeburten. Prominentes Beispiel sind die beiden Eisbären, die im November 2007 im Wiener Tiergarten das Licht der Welt erblickten.

Nur im Zoo kommt es vor, dass die ganze Familie beisammen ist.
Jedes Säugetier hat grundsätzlich die Potenz zu Mehrlingsgeburten."Es gibt allerdings eine ganze Reihe von systematischen Gruppen, die eine Tendenz zur Einlingsgeburt haben", erläutert Dr. Bernhard Blaszkiewitz, Direktor des Tierparks und des Zoologischen Gartens in Berlin. Zu dieser Gruppe zählen auch die Huftiere, zu denen die Elefanten gehören. Zwillinge sind hier also die Ausnahme. "Ich weiß, dass es nach dem Krieg im Münchner Tierpark Hellabrunn einen Todesfall einer trächtigen Kuh gab, die Zwillingsföten in sich trug. Das kommt schon einmal vor, aber es ist sehr selten, viel seltener als beispielsweise beim Menschen", so Blaszkiewitz.
Die Trächtigkeit beim Elefanten währt 20 bis 23 Monate. Der Elefantenfötus wächst bis zur Geburt bis zu einem Gewicht von 150 kg. "Das sind dann aber meist Geburten aus Menschenhand. In freier Wildbahn sind sie etwas leichter. Aber dass ein Elefantenjunges zwei Zentner auf die Waage bringt, ist nicht ungewöhnlich", erklärt Blaszkiewitz.
Wie jede Geburt ist sie auch beim Elefanten keine einfache Angelegenheit. Das Muttertier erleidet dabei starke Schmerzen. Die Tiere zeigen starkes Wälzverhalten, mit dem sie versuchen, sich den Schmerz wegzubewegen. Bei Erstgebärenden kann es dann durchaus vorkommen, dass sie das Jungtier als Verursacher dieser Schmerzen ansehen und versuchen zu schlagen oder zu treten. Je erfahrener sie sind, umso besser sie diesen Schmerz einordnen können und "wissen", was danach kommt, desto besser werden die Chancen, dass sie das Junge schnell annehmen.
Zwei sind einer zu viel

Elefanten sind die Lieblingstiere von Bernhard Blaszkiewitz.
"Bei Zwillingen besteht die Schwierigkeit für die Elefantendame ganz einfach darin, dass sie sich um zwei Jungtiere auf einmal kümmern muss", so Blaszkiewitz. Darum überleben oft auch nicht beide Jungtiere. Zwar ist dies von der Anatomie und Physiologie des Elefanten her möglich, Elefanten haben zwei Zitzen. In freier Wildbahn sorgt die Mutter aber auch für den Schutz des Jungtieres. "Es geht ganz dicht am Körper der Mutter hinter ihr, später vor ihr, damit sie es im Blick hat. Und wenn sie zwei hat, muss sie auf zwei aufpassen. Es gibt immer eine Gefährdung. Meistens sind ja beide nicht gleich entwickelt. Man kennt das von Mehrlingsgeburten. Wenn eins schwächer ist, kann es eher vorkommen dass es auf der Strecke bleibt. In freier Wildbahn ist das sicher sowieso ganz schwierig."
Keine liebe Tante
Da nützt es auch nichts, wenn die Elefanten gegenseitig aufeinander aufpassen. "Insgesamt kümmert sich die Mutterherde in freier Wildbahn auch um den Nachwuchs der anderen. Nicht in Form der Ernährung, das geht nicht. Aber sie bewachen sie, passen auf sie auf, fassen sie mit dem Rüssel an, nehmen Kontakt auf. Aber das jetzt sozusagen, im menschlichen Sinne betrachtet, eine Tante kommt und das kleinere und schwächere Kind beschützt, das ist nicht der Fall", sagt Blaszkiewitz.
Quelle: ntv.de