Frage & Antwort, Nr. 48 Droht ein neuer Norovirus-Rekord?
04.12.2008, 10:28 UhrIn der Kita meiner Tochter grassiert ein Magen-Darm-Virus, auch bei mir im Betrieb sind viele Kollegen krank. Grassiert wieder das Norovirus? (fragt Pauline K. aus Hamburg)

Seit einigen Jahren treten im Winter verstärkt Norovirus-Infektionen auf - ein Erreger, der sehr ansteckend ist und eine sehr unangenehme Erkrankung auslöst: Zu den Symptomen gehören schwallartiges Erbrechen und starker Durchfall, gelegentlich Fieber. Knapp 200.000 Erkrankungen zählte das Robert-Koch-Institut im Rekord-Winter 2007/2008.
Norovirus-Infektionen treten das ganze Jahr über auf, die Höhepunkte liegen allerdings zwischen Oktober und März. Im Januar 2008 registrierte das Robert-Koch-Institut mehr als 66.000 Fälle, im August lediglich 2.350. Für die laufende Saison gibt es noch keine belastbare Prognose, "aber es sieht momentan nicht ganz so bedrohlich aus wie im vergangenen Winter", sagt Dr. Judith Koch vom Robert-Koch-Institut gegenüber n-tv.de.
Typisch sei, dass in Wintern mit sehr hohen Erkrankungszahlen eine Virusvariante dominiere, erläutert Judith Koch. In Wintern mit vergleichsweise geringen Zahlen sei dagegen eher eine Zirkulation verschiedener Varianten zu beobachten.
Obwohl die Norovirus-Erkrankungen seit 2001 meldepflichtig sind, bilden die erfassten Fälle nur die Spitze des Eisbergs: Gezählt wird ei ne Erkrankung naturgemäß nur dann, wenn der Betroffene zum Arzt geht und dieser die Erkrankung labordiagnostisch bestätigen lässt oder wenn sie zu einer Erkrankungshäufung gehört, bei der Noroviren als Ursache diagnostiziert wurden. Angesichts der kurz dauernden Erkrankung von ein bis zwei Tagen dürften die meisten Erkrankten darauf verzichten, einen Arzt aufzusuchen. "Wer unter unstillbarem Erbrechen leidet und keine Flüssigkeit mehr aufnehmen kann, sollte natürlich den Arzt konsultieren", rät Judith Koch. Nicht zuletzt wegen der hohen Ansteckungsgefahr sollte man allerdings um einen Hausbesuch bitten. In Einzelfällen kann ein Klinik-Aufenthalt notwendig sein. Schließlich kann die Krankheit bei starkem Wasser- und Elektrolyteverlust insbesondere bei Alten und sehr kleinen Kindern lebensbedrohlich werden.
Da die Krankheit sehr ansteckend ist, tritt sie vorwiegend in Gemeinschaftseinrichtungen wie Krankenhäusern, Altenheimen und Kindergärten auf, wo viele Menschen auf engem Raum zusammen sind. Ende November sorgte ein Norovirus-Ausbruch auf einem Urlaubsschiff auf dem Rhein für Aufregung. 40 der 110 Passagiere erkrankten, einige der überwiegend älteren Urlauber wurden in Krankenhäuser gebracht.
Das Virus wird über den Stuhl und über Erbrochenes ausgeschieden. Die Übertragung erfolgt vor allem als sogenannte fäkal-orale Schmierinfektion, zum Beispiel über Handkontakt mit Flächen, die durch virushaltigen Stuhl oder Erbrochenes verschmutzt sind, oder über die orale Aufnahme virushaltiger Tröpfchen, die beim schwallartigen Erbrechen entstehen. Die Beachtung allgemeiner Hygieneregeln ist das Wichtigste, um sich und andere vor einer Ansteckung zu schützen.
Die Infektion selbst lässt sich nur symptomatisch behandeln, die Inkubationszeit liegt zwischen wenigen Stunden und zwei Tagen. Die Immunität hält nur vergleichsweise kurz. "Man geht von wenigen Monaten bis zu etwa einem halben Jahr aus", sagt Judith Koch. Immerhin ist es damit eher unwahrscheinlich, im selben Winter zwei Mal zu erkranken.
Quelle: ntv.de