Frage & Antwort

Frage & Antwort Können Schweine schwitzen?

Raus aus der Sonne! Schließlich können Schweine einen Sonnenbrand bekommen. Und wie schützen sie sich vor Überhitzung?

Raus aus der Sonne! Schließlich können Schweine einen Sonnenbrand bekommen. Und wie schützen sie sich vor Überhitzung?

Kaum sind die Temperaturen sommerlich, schwitzt ganz bestimmt irgendjemand "wie ein Schwein". Sofort ist klar, dass das ganz schön schweißtreibend sein muss. Doch hat man je ein Schwein schwitzen sehen?

Woran erkennt man eine Affenhitze? Daran, dass man schwitzt wie ein - Schwein. So ist das üblich im deutschen Sprachgebrauch. Nicht unbedingt konsequent, aber wir haben sogleich eine Vorstellung davon, welches Ausmaß die Transpiration in diesem Fall erreicht haben muss. Das ist bemerkenswert. Denn wer kann schon von sich behaupten, jemals ein Schwein schwitzen gesehen zu haben?

Berichte darüber gibt es nicht und das liegt nicht etwa daran, dass Menschen mit regelmäßigem Kontakt zum Borstentier im fraglichen Moment nicht hingeschaut hätten. "Schweine können nicht schwitzen", antwortet Astrid Behr vom Bundesverband Praktizierender Tierärzte e.V. auf unsere Frage. "Sie haben außer an der Rüsselscheibe", womit der Bereich um die Nasenlöcher herum gemeint ist, "keine Schweißdrüsen."

Schwein gehabt, möchte man da denken. Von heftiger und zuweilen geruchsintensiver Transpiration verschont zu bleiben – ist das nicht beneidenswert? Nein, keineswegs. Denn heiß ist den Tieren ja trotzdem. Und anders als der Mensch verfügen sie dann eben nicht über diesen körpereigenen Mechanismus, der Schweiß auf die Haut befördert, damit er verdunsten und so für die nötige Kühlung sorgen kann. Schwitzen schützt den Mensch vor Überhitzung. Bei Schweinen ist das anders. Cool zu bleiben, gelingt ihnen nur, indem sie ein Schlammbad nehmen oder sich ein schattiges Plätzchen suchen.

Schweißfüße reichen nicht

Das Schicksal, nicht schwitzen zu können wie ein Mensch, teilen Schweine mit vielen anderen Tieren. Und ein jedes hat eine etwas andere Strategie, um wohltemperiert zu bleiben. So können Hunde zwar durchaus Schweißfüße bekommen, doch sind die Ballen an den Pfoten auch schon die einzige Körperstelle, über die sie schwitzen. Da das nicht reicht, hecheln Hunde im Sommer, was das Zeug hält.

Katzen, die ebenfalls mit Schweißfüßen punkten können und noch dazu über die Lippen, die Gegend um die Zitzen und den Po transpirieren, lecken sich bei Hitze gern das Fell. Dann verdunstet der Speichel und ihnen ist etwas weniger warm. Falls sie sich auf diese Weise nicht genug Kühlung verschaffen können, hecheln auch sie. Vögel nutzen das Hecheln ebenfalls, wenn ihnen trotz aufgeplustertem Gefieder zu heiß ist, wohingegen Kaninchen – um ein letztes Beispiel zu nennen – Körperwärme über die bei Hitze stärker durchbluteten Ohren abgeben und sich in freier Wildbahn in ihren Bau unter der Erde verziehen.

"Bei unseren Haustieren", sagt Behr, "haben lediglich Pferde und Rinder Schweißdrüsen, die wie bei uns Menschen über den ganzen Körper verteilt sind, sodass sie über die Haut schwitzen können." Doch warum ist uns der Vergleich mit dem schwitzenden Schwein dann so geläufig?

Bei Jägern ist die Schweißspur etwas anderes

Ein Grund dafür könnte schlicht der Klang der hier verbundenen Wörter sein: Die Wiederholung des Anfangslautes "schw" hört sich gut an und kommt uns leicht über die Lippen. Tierärztin Behr aber hat noch eine andere Erklärung parat: Der "Schweiß", der in dieser Redewendung stecke, sei gleichbedeutend mit "Blut", sagt sie und verweist auf die Jägersprache. Im Jagdjargon nämlich wird die Blutspur eines verletzten Tieres als Schweißspur bezeichnet. Und wenn ein angeschossenes Tier blutet, sagen Jäger, dass es "schweißt". Dazu passt auch, dass "schwitzen" im Altnordischen vor gut 500 Jahren oft "quellendes Blut" von Tieren meinte. Das heute sprachlich so verbreitete schwitzende Schwein könnte also ursprünglich ein blutendes gewesen sein.

Stimmiger wird der Vergleich dadurch nicht. Soll er halbwegs passen, lohnt es sich wohl, umzusatteln: Bei einer Affenhitze schwitzt man eben eher wie ein Pferd. Man könnte auch ganz einfach den Affen bemühen. Schimpansen, Gorillas und andere Menschenaffen können nämlich ähnlich transpirieren wie der Mensch - nur nicht so stark. Meist lassen sie es aber gar nicht so weit kommen. Ist es heiß, machen sie es sich gern im Schatten gemütlich. Sich sauwohl zu fühlen, ist allemal besser als zu schwitzen wie ein Schwein.

Quelle: ntv.de

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen